Stadtpatrone von Bonn Jubiläum für Cassius und Florentius

Bonn · Am Montag hat das Bonner Münster den 850. Jahrestag der Kanonisation – also der Heiligsprechung – von Cassius und Florentius mit einer Festmesse und der Öffnung der Gruft gefeiert. Es folgt noch ein Pontifikalamt mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Sonntag, 8. Mai.

Die Gruft unterhalb der Krypta ist normalerweise nur während des Hochfests im Oktober zugänglich. Unter den schwarzen Marmorplatten im Boden befinden sich die Sarkophage, in denen einst die Gebeine der Märtyrer lagen.

Die Gruft unterhalb der Krypta ist normalerweise nur während des Hochfests im Oktober zugänglich. Unter den schwarzen Marmorplatten im Boden befinden sich die Sarkophage, in denen einst die Gebeine der Märtyrer lagen.

Foto: Thomas Kölsch

Man schreibt das Jahr 1166. Gerhard von Are, Propst des Bonner Cassius-Stifts, lässt an jenem 2. Mai im Beisein des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel Gräber in der Gruft unter der Kreuzbasilika öffnen. In ihnen sollen sich, so die Legende, die Gebeine der beiden Soldaten Cassius und Florentius befinden, die schon damals als Märtyrer und Angehörige der Thebäischen Legion viele Pilger an den Rhein lockten. Die Reliquien werden in kostbare Schreine gelegt und auf dem Hochaltar der Stiftskirche präsentiert. Durch diese so genannte Erhebung spricht die Kirche die beiden Märtyrer, die fast fünf Jahrhunderte später auch zu Stadtpatronen ernannt werden, offiziell heilig.

„Ich finde es bis heute wichtig und wesentlich, dass Bonn über den Gräbern dieser Märtyrer erbaut worden ist“, sagte Stadtdechant Wilfried Schumacher vor der Messe. „Sie haben mit ihrem Leben Zeugnis für Christus gegeben. Die Kirche hat ihre Namen über die Jahrhunderte bewahrt, damit sie ein Vorbild sein können.“ Und wohlgemerkt eher die Geschichte denn die Historie: Wessen Knochen tatsächlich in dem Gräberfeld unter dem heutigen Münster gelegen haben, ist nicht überliefert. Und auch die Existenz der Thebäischen Legion, die angeblich nur aus Christen bestand und sich weigerte, den römischen Kaiser als Gott zu verehren, zweifeln Historiker mittlerweile an.

Doch spielt das wirklich so eine große Rolle? „Unstrittig ist, dass es hier eine römische Nekropole gab und dass zwei Gräber immer besonders respektiert worden sind“, betonte Schumacher. „Schon vor 1325 Jahren gab es an der Stelle des jetzigen Münsters eine beurkundete Kirche, die Cassius und Florentius geweiht war. Die Namen müssen sogar noch länger in Umlauf sein.“ Der Glaube an die Taten der beiden Soldaten, real oder nicht, war und ist für viele eine Quelle der Kraft. Die Reliquien fungieren dabei gewissermaßen als Anker, verbinden die Legende mit der Realität. „Durch sie gerät man auf Tuchfühlung mit dem Himmelreich“, sagte Schumacher.

Die Bedeutung von Cassius und Florentius für die Geschichte der Stadt kann auf jeden Fall nicht hoch genug geschätzt werden. Ihre Knochen bildeten die Existenzgrundlage für das Cassiusstift, dessen Propst Jahrhunderte lang der zweitmächtigste Mann des Erzbistums Köln war, und legten gewissermaßen das Fundament Bonns. Den Glauben, der Cassius und Florentius zugeschrieben wird und den sie selbst unter Androhung des Todes nicht verleugneten, diesen starken und unzerbrechlichen Glauben gelte es zu bewahren, betonte der Stadtdechant.

Auch wenn das Jubiläum der Heiligsprechung in dieses Jahr fällt, sind außer der gestrigen Festmesse und einem Pontifikalamt mit Kardinal Woelki am Sonntag, 8. Mai, keine großen Feierlichkeiten geplant.

„Wir wussten ja nicht, was die Analysen hinsichtlich des Sanierungsbedarfs des Münsters ergeben würden und konnten daher nur bedingt planen“, erklärte der Pressesprecher des Münsters, Reinhard Sentis.

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