Im Wortlaut Jürgen Nimptsch verzichtet auf zweite Kandidatur

Auf seiner Homepage erklärte der OB am Freitag: "Es hätte viele Gründe gegeben, sich um eine zweite Amtszeit zu bewerben, denn Bonn ist auf einem guten Weg..."

"In vielen externen Bewertungen belegen wir vordere Plätze; beim Städteranking des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts erreichte Bonn, nach dem 8. Rang in 2008, 2012 sogar Platz 3.

Die Zahl der Arbeitsplätze und die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner steigt, die Bonnerinnen und Bonner erwirtschaften mit über 83.000 Euro pro Jahr und Kopf das höchste Bruttoinlandsprodukt in Nordrhein-Westfalen und unsere Stadt wird gelegentlich als "Motor in NRW" bezeichnet.

Die Bürgerinnen und Bürger sind nach einer infas-Umfrage mit der Arbeit der von mir geführten und einen Veränderungsprozess durchlaufenden Stadtverwaltung zufrieden; für einzelne Verwaltungsbereiche, z.B. bei der Vergabe, im Umweltsektor oder beim Ausbau der Bürgerbeteiligung haben wir hohe Auszeichnungen erhalten.

Meine zentrale Wahlaussage von 2009: "Bonn soll stark bleiben", ist eingelöst. Bei vielen öffentlichen Auftritten und Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern erfahre ich - neben Kritik und Anregungen für Verbesserungen - dafür Anerkennung. Wachstum, Fortschritt, Erfolge und Problemlösungen konnten allerdings in den vergangenen fünf Jahren zu oft nur in kräfteraubenden Prozessen herbeigeführt werden, in denen die aus CDU und Grünen bestehende Ratsmehrheit immer wieder mit medialer Begleitung die überparteilich geprägte Arbeit des Oberbürgermeisters und seiner geschlossen auftretenden Verwaltung attackierte.

Bedauerlicherweise neigte sie dabei auch zu persönlichen Angriffen. Damit meine ich die von CDU und Grünen auf den Weg gebrachten Beschwerden, Rügen, Anzeigen und unwahren Aussagen gegen den Oberbürgermeister als Amtsperson, die zwar nach Prüfung durch die zuständigen Stellen ins Leere liefen und sich als unrichtig oder unbegründet heraus stellten, die aber - neben Zeitverzug - auch dazu führten, dass vieles nicht erledigt wurde - dies betrifft insbesondere die überfällige Haushaltskonsolidierung.

Bei meiner Abwägungsentscheidung spielt natürlich auch Privates eine Rolle. Die lebensbedrohliche Erkrankung meiner Frau gibt ihr und mir keine Sicherheit, dass uns 2020, nach einer möglichen zweiten Amtszeit, noch viel gemeinsame Lebenszeit zur Verfügung stehen wird; wir haben aber Grund zur Hoffnung, dass dies in den nächsten Jahren so sein wird.

Zusammengefasst: Für eine zweite Amtszeit, in der man eine "Kohabitation" (der Oberbürgermeister hat ein anderes Parteibuch als die Ratsmehrheit) zum Wohle der Stadt gemeinsam konstruktiv lebt, hätte ich mich zur Verfügung gestellt. Die Erfahrungen der letzten Jahre lehren aber etwas anderes. Ich mache also den Weg frei und die Bonnerinnen und Bonner mögen in einem Jahr neu entscheiden.

Bis zum 20. Oktober 2015 werde ich mein Amt mit vollem Einsatz ausfüllen. Ich möchte bis dahin erreichen, dass - neben den aktuell zu erledigenden Aufgaben - das Feld auch zu einigen großen Themen (z.B. Haushaltskonsolidierung, Beethoven 2020, WCCB, Innenstadt) so bestellt wird, dass bis 2020 eine gute Ernte eingefahren werden kann. Vielleicht trägt meine Entscheidung, nicht wieder anzutreten, auch dazu bei, dass bis dahin das 'Zesammestonn' im Interesse der Stadt besser gelebt wird."

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