1. Bonner OGS-Fest Jugendhilfe feierte zehn Jahre Offene Ganztagsschule

BONN · Ramona (8) geht nachmittags die in Offene Ganztagsschule. Sie schätzt das Angebot, "weil ich mit Freundinnen spielen kann". Auch Diana (11) war zu Grundschulzeiten gerne in der Nachmittagsbetreuung.

 Wer baut den höchsten Turm? Am Stand der Caritas konnten die kleinen Besucher des OGS-Festes auf dem Münsterplatz Kreativität und Geschicklichkeit beweisen. Auch an den anderen Ständen herrschte viel Betrieb.

Wer baut den höchsten Turm? Am Stand der Caritas konnten die kleinen Besucher des OGS-Festes auf dem Münsterplatz Kreativität und Geschicklichkeit beweisen. Auch an den anderen Ständen herrschte viel Betrieb.

Foto: Barbara Frommann

Beide waren am Samstag beim ersten Bonner OGS-Fest auf dem Münsterplatz als Kinderreporter mit Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs und fragten die vielen Besucher, ob und warum sie für die OGS sind. Deren zehnjähriges Bestehen feierte der Arbeitskreis Freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe Offene Ganztagsschule Bonn mit vielen Ständen von Trägern und Schulen, Spielen und einer "Sportarena" sowie einem Bühnenprogramm.

Dort gab es Musik, Tanz und ein Theaterstück, dessen Hauptaussage das Hauptproblem der OGS widerspiegelte: "Zurzeit keine Gelder zur Verfügung." Vormittags moderierte der Schauspieler Hanno Friedrich, bekannt als "Käpt'n Book", der ebenfalls das Thema ansprach: Mit dem derzeit verfügbaren Geld könne man entweder wenige Fachkräfte bezahlen, die entsprechend weniger Kinder betreuen, oder viele ungeschulte Laien.

Man dürfe nicht nur am quantitativen Ausbau arbeiten, sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bei seiner Begrüßung, "denn die Qualität darf auf keinen Fall verloren gehen". Über dieses Thema müsse man mit den Trägern der Jugendhilfe sprechen, um die OGS zu erhalten und zu verbessern - allerdings "im Rahmen unserer Möglichkeiten".

Die seien gar nicht so schlecht, fand der Jugendhilfeausschussvorsitzende Christian Gold bei der Podiumsdiskussion am Nachmittag. Er war überzeugt, die Stadt müsse die OGS qualifizierter finanzieren und könne sich 400 Euro mehr pro Kind und Jahr durchaus leisten.

Dafür müsse das Land in die Pflicht genommen werden, sagte die Vorsitzende des Schulausschusses der Stadt Dorothea Paß-Weingartz. Beide diskutierten mit Vertretern der Träger und der Elternschaft darüber, wie es mit der OGS weitergeht. "Sie muss meines Erachtens auf gleicher Ebene wie die Schulen finanziert werden", meinte Paß-Weingatz.

Der Jugendfarmleiter Stephan Dülberg und Katja Weich vom Verein Kleiner Muck, die an der Erstellung eines Positionspapieres beteiligt waren, sprachen sich für mehr Fachpersonal aus. Sylke Spitta vom OGS-Rat der Donatusschule wollte den Nachwuchs gut aufgehoben wissen. "Wir wollen ein zweites Zuhause schaffen, damit wir Eltern in Ruhe arbeiten gehen können." Tilmann Trebst, der diesem Rat in der Laurentiusschule angehört, forderte: "Lehrer und OGS-Betreuer müssen ein Kollegium werden."

Das Positionspapier der Freien Jugendhilfe zur Zukunft der OGS

Die Träger der Freien Jugendhilfe bezweifeln in ihrem Schreiben, dass günstig zu finanzierende Hilfs- und Honorarkräfte in der Offenen Ganztagsschule sozialpädagogische Fachkräfte ersetzen können. Sie befürchten, dass der "pädagogische Dreiklang" aus Bildung, Betreuung und Erziehung durch bloße Aufsicht und Verwahrung ersetzt wird.

Auf "verlässliche und kontinuierliche Bezugspersonen" neben den Lehrkräften dürfe nicht verzichtet und der Ganztag nicht auf die Schulpädagogik reduziert werden.

Zuletzt fragen die Träger, ob das Angebot der Jugendhilfe, Schulen zusätzliche Perspektiven etwa durch Kinderschutzfachkräfte und Beratungsangebote für Kindern und Eltern im Ganztag zu bieten, überflüssig sein sollen. Sie fordern bessere Finanzierung und warnen: "Der Jugendhilfe geht langsam die Puste aus."

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