Bonner Karneval Junge Bönnsche singen alte Lieder

LESSENICH · Auf der Bühne haben die "Bönnsche Pänz" schon gestanden: Beim Bonn-Fest im September sangen sie vor einer großen Menschenmenge. Jetzt mussten sie im Studio singen, ohne Publikum - ein ganz anderes Gefühl.

"Stellt euch vor, jedes Mikrofon steht für 1000 Menschen", sagte Joe Tillmann vom Festausschuss Bonner Karneval ihnen am Samstag bei den Aufnahmen zur ersten CD des Kinderchores.

Die Pänz legten schnell ihre Nervosität ab und sangen Songs wie "Schmitze Billa" ganz locker ein. "Zentraler Punkt der Lieder ist, dass sie immer eine Geschichte erzählen", erklärte Tillmann. Das fänden die jungen Sänger toll, sei es die Kinderbande, die nasse Socken im Ofenrohr versteckt hat, im Lied "Kutt erop", oder die Kindheitsgeschichte Beethovens im "Ludwigsleedche". Das sei deshalb bei der Auswahl wichtig, hieß es. Eine Karnevals-CD soll es explizit nicht sein.

In der Musikschule von Walther Mohr in Lessenich kamen die Pänz zusammen, um die Lieder einzusingen. Zuvor hatte die Band "De Flönz", die aus Teilen von Mohrs Band "Handmade" besteht, die Melodien eingespielt. Mohr ist seit drei Monaten Musikbeauftragter des Festausschusses Bonner Karneval, vor ihm hatte dieses Amt 33 Jahre lang der Beueler Arnulf Zormeier ausgeübt.

"Das bedeutet, dass ich den kompletten Rosenmontagszug mit 26 Kapellen musikalisch planen muss", so Tillmann. Und er hatte sich überdies bereit erklärt, sein Aufnahmestudio zur Verfügung zu stellen.

Der Chor setzt sich zusammen aus Kindern, die schon den Bönnsch-Unterricht des Festausschusses mit Tillmann an ihren Schulen absolviert hatten. Aus diesem heraus war die Idee entstanden, die Bönnsche Pänz zu bilden: "Wir haben gemerkt, dass es den Kindern Spaß macht zu singen, gerade die Bönnschen Texte."

Juliana (11) ist schon seit vier Jahren dabei, "weil es Spaß macht". Die Lieder kann die Duisdorferin inzwischen auswendig, und inzwischen spricht sie Bönnsch besser als so mancher Bonner. Malte (10) macht seit zwei Jahren mit. "Ich finde, die Sprache macht Spaß." Der Schlagzeuger wohnt in der Weststadt, geboren ist er aber in Kiel. "Ich hatte Lust darauf, die Muttersprache der Bonner kennenzulernen."

Dieses Interesse an der Sprache zu wecken, ist Zweck des Bönnsch-Unterrichts. Bei den Liedern gibt es laut Tillmann einen anderen Hintergedanken: Sie sollen das Bönnsche Lebensgefühl vermitteln und ein Heimatgefühl wecken. "An schöne Lieder erinnert man sich ein Leben lang."

Die CD soll nach bisherigem Stand der Dinge am 23. Dezember veröffentlicht werden. Dann wird sie vom Festausschuss Bonner Karneval für fünf Euro verkauft. Sie werde auch beim weiteren Bönnsch-Unterricht verwendet, sagte Tillmann. Er schließt nicht aus, dass weitere CDs aufgenommen werden - Lieder gebe es noch genug.

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