Kritik am Konfuzius-Institut Junge Liberale protestieren gegen Chinas Einfluss

Bonn · Junge Liberale haben an diesem Donnerstag gegen den Kooperationsvertrag der Universität mit dem regierungsnahen chinesischen Konfuzius-Institut demonstriert.

 Mitglieder der Jungen Liberalen demonstrieren am Donnerstag vor dem Bonner Konfuzius-Institut.

Mitglieder der Jungen Liberalen demonstrieren am Donnerstag vor dem Bonner Konfuzius-Institut.

Foto: Martin Wein

Mitglieder der Jungen Liberalen und der Liberalen Hochschulgruppe haben am Donnerstag am Belderberg gegen die Aktivitäten des dortigen Konfuzius-Instituts demonstriert. Die Aktion war Teil eines bundesweiten Protestes zum Internationalen Tag der Menschenrechte an allen 19 Standorten des Instituts, dem die Gegner eine direkte Nähe zum chinesischen Staat unterstellen. Chinas Regierung nehme Einfluss auf die Lehrinhalte an den Instituten, womit kritische Themen zur Lage in China wie die Situation in Hongkong oder die Lage der Uiguren nicht thematisiert werden könnten, sagt Feli Steglich, Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen.

Seit längerer Zeit äußern Kritiker vor allem aus den USA und Kanada die Befürchtung, China könne mit den Instituten unter dem Deckmantel des Sprachunterrichts und der Kulturvermittlung politische Propaganda vornehmlich für seine Ein-China-Politik – also die Einheit des Landes inklusive Tibet und Taiwan – betreiben. Auch die Überwachung chinesischer Studenten im Ausland wird als mögliches Ziel genannt.

Besonders stört die Liberalen die Kooperation der Universität Bonn mit dem Institut. Die Räume am Belderberg würden von der Hochschule kostenlos zur Verfügung gestellt, bestätigt Uni-Sprecher Andreas Archut. Die Kosten für das sechsköpfige Team trage die chinesische Regierungsorganisation Hanban, die neuerdings als Zentrale der Konfuzius-Institute firmiert, sagte Institutsleiterin Katja Yang, die zum Gespräch mit den Demonstranten aus dem Homeoffice kam.

Das Bonner Institut, das im wesentlichen Sprachunterricht anbiete, werde als eines von wenigen von einem Förderverein getragen und von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet, betonte Yang. „Dieses Konstrukt wurde bereits gewählt, um jeden Verdacht der Einflussnahme zu entkräften“, sagte sie.

„Die subtile Zensur und Einflussnahme eines autoritären Regimes hat an unseren Hochschulen nichts verloren“, sagt dagegen Johannes Wippern, Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe. Man habe deshalb im Studierendenparlament vor einigen Monaten Einsicht in den Kooperationsvertrag beantragt. Die Hochschulleitung sei dem bislang nicht nachgekommen. Offensichtlich sieht man im Rektorat keinen Handlungsbedarf. Man prüfe eine „mögliche Vertragsergänzung“, hatte Uni-Sprecher Archut im Februar gegenüber dem GA erklärt. An diesem Status habe sich seither nichts geändert, sagt er jetzt. Die Liberalen wünschen sich stattdessen mehr ordentliche Professoren, die sich unabhängig mit der Kultur und Sprache Chinas auseinandersetzen.

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