Männerreih Rheinlust 1839 Junggesellenverein feiert 175-jähriges Bestehen

GRAURHEINDORF · "Anständige Menschen gehen stets im Hellen nach Hause", steht mehrdeutig auf einem Wimpel, der zu einer Spardose gehört, liebevoll handgeschnitzt in Max-und-Moritz-Form.

 Die Mitglieder des JGV Rheinlust im Jahr 1951 vor dem alten Saal Auweiler in Graurheindorf.

Die Mitglieder des JGV Rheinlust im Jahr 1951 vor dem alten Saal Auweiler in Graurheindorf.

Foto: Privat

"Die muss aus der Anfangszeit des Vereins sein", ist Wolfgang Orth überzeugt. Er war einmal Präsident des Junggesellenvereins Männerreih Rheinlust 1839 aus Graurheindorf. Heute ist sein Sohn Michael Präsident von Bonns ältestem, ohne Unterbrechung bestehendem Junggesellenverein.

Der feiert dieses Wochenende sein 175-jähriges Jubiläum. Das habe man eigentlich im großen Festzelt machen wollen, so Orth. Aber mit dem neuen Lärmemissionsschutzgesetz im Nacken sei das kaum durchführbar gewesen. Stattdessen gab es einen Empfang im Pfarrheim von Sankt Margareta. Heute und am Sonntag richtet der Verein ein Gerümpelturnier auf dem Sportplatz Graurheindorf mit vielen anderen Junggesellen aus Bonn und Umgebung aus. Höhepunkt ist der Festzug.

Über die Anfangszeit des Vereins ist nicht viel bekannt - viele Informationen und Dokumente sind laut Orth während der Kriegswirren verloren gegangen. Bekannt ist aber, dass es einen Verein mit diesem Namen gab, dessen 100. Geburtstag 1939 begangen wurde. In jenem Jahr gab es zunächst einen Aufschwung der Junggesellenvereine, weil alle konfessionellen Verbände und viele andere Vereine aufgelöst wurden.

Kurz darauf, mit dem Zweiten Weltkrieg, war es damit wieder vorbei, weil die Junggesellen eingezogen wurden. Aber schon im April 1946 wurde im damaligen Lokal Auweiler wieder die Mailehenversteigerung durchgeführt. Von da an ging es steil bergauf: Die Zahl der Mitglieder stieg an, finanziell ging es dem Verein gut.

1986 kam es aber fast zum Zusammenbruch: Nur wenige Mitglieder, ein lustloser Vorstand - mit Mühe und Not kam eine neue Vereinsleitung mit Wolfgang Orth als Präsident und seinem Vater Uli als Geschäftsführer zustande. Sie belebten den Verein wieder, indem sie viel Werbung bei Jugendlichen machten und die Ehemaligen stärker mit einbanden: Die Verheirateten wurden als "Männerreih" in den Verein integriert. So kam man 1989 zum 150-jährigen Jubiläum auf 99 Mitglieder.

Heute sind es laut Orth 25 Aktive und 35 Inaktive, sprich, Verheiratete. Nach wie vor werde jede Gelegenheit genutzt, zu feiern und Touren zu machen. 1991 war man sogar in Weywertz in Belgien beim Junggesellenfest. "Das war ein riesiges Festzelt, in das 3000 Personen reingingen." Aber das kleine Bonner Besuchergrüppchen ging nicht in der Menge unter: "Wir wurden als Ehrengäste mit der deutschen Nationalhymne begrüßt." Den Kontakt dorthin habe er jetzt wieder hergestellt, man werde die Junggesellen von Weywertz 2014 wieder besuchen.

Mit dem Nachwuchs ist Orth zufrieden. "Die Jugend der heutigen Zeit ist doch wieder daran interessiert, Bräuche und Traditionen fortleben zu lassen", findet er. Mit den Veranstaltungen im Jubiläumsjahr, also vor allem Anfang Mai, hoffe man, genug Geld hereinzubekommen, um eine neue Schwenkfahne anschaffen zu können. Außerdem, überlegt er, könne man mal eine neue Maikönigskette besorgen: Die jetzige umfasst immerhin die Namensschilder der Königspaare ab 1960 und dürfte inzwischen reichlich schwer sein.

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