"Mein Beruf, meine Zukunft" Kammern und Unternehmen stellen sich jungen Migranten vor

BONN · Der Iman lud noch zum Nachmittagsgebet. Erst dann konnte die Premieren-Veranstaltung "Mein Beruf, meine Zukunft" mit "orientalischen 20 Minuten Verspätung", wie Moderatorin Shabana Ahmed lächelnd bemerkte, beginnen.

 Mit einer leidenschaftlichen Rede begrüßte der Gemeinde-Vorsitzende der Al-Muhajirin-Moschee, Mahmud Kharrat, die Besucher zur ersten Veranstaltung "Mein Beruf, meine Zukunft".

Mit einer leidenschaftlichen Rede begrüßte der Gemeinde-Vorsitzende der Al-Muhajirin-Moschee, Mahmud Kharrat, die Besucher zur ersten Veranstaltung "Mein Beruf, meine Zukunft".

Foto: Barbara Frommann

Zuvor hätte die Eröffnungsrede der städtischen Integrationsbeauftragten Coletta Manemann auch kaum jemand mitbekommen. Die meisten der rund 100 Anwesenden kamen direkt aus dem Gebetsraum in den großen Saal der Al-Muhajirin-Moschee an der Brühler Straße.

Ein überwiegend muslimisches Publikum, dass sich aber vor allem in Alter und Geschlecht bunt mischte, hörte anschließend vor allem viele mahnende, aber auch informierende Worte. "Bildung ist das A und O. Unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, einen guten Schulabschluss zu machen", appellierte Ayhan Iskenderoglu als Repräsentant der Sparkasse Köln-Bonn an die Eltern.

Er wolle sich aber auch als Vorbild für die Jungen und Mädchen, die knapp die Hälfte des Publikums ausmachten, präsentieren. "Ich komme aus ärmlichen Verhältnissen mit Migrationshintergrund und habe dennoch Karriere machen können. Das sollte jedem hier Mut machen."

So auch dem 15-jährigen Ahmed. Der Tannenbuscher Realschüler möchte nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker machen. "Noch weiß ich nicht, wie meine Chancen sind. Viele ältere Freunde haben in dem Bereich keinen Platz gefunden." Wohl auch, weil sie stur auf diesen Job bestanden hätten, vermutet Elvira Fray von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg. In ihrem 40-minütigen Vortrag versuchte sie, vor allem eines zu vermitteln: Weitblick. "Vielen ist die Vielzahl an alternativen Ausbildungsberufen gar nicht bekannt", schildert sie ihre Erfahrung.

Dieser Nachmittag in der Moschee, so resümierten alle Beteiligten nach etwa zwei Stunden voller Vorträge und Erfahrungsberichte, hat Wiederholungsbedarf. "Man merkte, dass die Besucher sich hier wohlfühlten und sie der Veranstaltung sehr offen gegenüber standen", lobte die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann und nannte vor allem die Moschee als Faktor für die gute Atmosphäre, die sich auch inhaltlich auswirkte und Gesprächsbedarf offenbarte. Die Infostände der Arbeitgeber und Kammer-Vertretungen waren im Anschluss an Vorträge und Berichte mit interessierten Eltern und Jugendlichen belagert.

Ein gutes Zeichen - vor allem ob der aktuellen Entwicklung, die Gert Schlender von der Agentur für Arbeit wie folgt beschreibt: "In vielen, besonders den großen Unternehmen hat ein Umdenken eingesetzt. Junge Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund sind gefragt wie nie. Dennoch stellen sie immer noch einen überproportional hohen Anteil an der Arbeitslosenquote."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort