400 Meter Stahlbetonrohre werden verbaut Kanal-Sanierung ist Millimeterarbeit

BONN · Bauarbeiter erneuern in 12,5 Meter Tiefe den rund 100 Jahre alten Kanal unter der B9. Ende 2016 wollen sie fertig sein.

 12,5 Meter tief geht es von der Willy-Brandt-Allee in die Tiefe.

12,5 Meter tief geht es von der Willy-Brandt-Allee in die Tiefe.

Foto: Horst Müller

André Pawelczky ist nicht zufrieden. Er blickt auf den Monitor und schüttelt den Kopf. "27 Millimeter Abweichung in der Höhe, 36 Millimeter in der Breite", kommentiert der Bohrmeister die aktuellen Messungen. Doch Bauleiter Wolfgang Frömbgen relativiert diese Angaben sofort. "Diese Werte sind wirklich sehr gut. Da müssen wir uns keine Sorgen machen."

André Pawelczky liefert eine Erklärung für die minimale Differenz gleich hinterher. "Bisher sind wir durch Sand gegangen, jetzt kreuzen wir eine Lehmschicht." Zudem haben sie gerade eine sehr schwierige Stelle passiert. "Hier müssen wir eine Kurve treiben. Das ist nicht einfach", schildert Pawelczky.

Seit Mitte Mai arbeiten der Bohrmeister und sein Team tief in der Erde. Rund 12,5 Meter unterhalb der Oberfläche sanieren die Bauarbeiter den Kanal im Teilstück Willy-Brandt-Allee, Bundeskanzlerplatz und Adenauerallee. "Das ist von Umfang und Kosten die größte Baumaßnahme in der Stadt", ergänzt Monika Frömbgen vom Tiefbauamt.

Rund 100 Jahre alt ist der Kanal in dem Bereich. Er ist mit der Zeit porös und durchlässig geworden. Zudem hat er für die heutige dichte Bebauung in diesem Gebiet einen zu geringen Durchmesser. Die Kosten für die Sanierung liegen bei rund drei Millionen Euro.

Von der Startbaugrube in Höhe Adenauerallee 182 bis zum Zielschacht am Rheinweg "fressen" sich Mensch und Maschine rund 400 Meter weit durch das Erdreich. Bisher hat das Team schon 335 Meter geschafft, so dass der unterirdische Vortrieb in den nächsten Tagen fertig sein wird. Ist das erledigt, erfolgt der Rückbau der Bergegrube und die eigentliche Sanierung des rund 100 Meter langen Kanals in einem Teilstück der Willy-Brandt-Allee. Gleichzeitig wird die Oberflächenentwässerung der B9 in der Troglage fortgesetzt. Laufen die Arbeiten weiter so zügig und problemlos wie bisher, dann wird das Großprojekt Ende 2016 abgeschlossen sein.

Monika Frömbgen, Tiefbauamt: "Das ist von Umfang und Kosten die größte Baumaßnahme in der Stadt"

Die Einstiegsgrube in Höhe des noch unbebauten Grundstücks an der Adenauerallee lässt derzeit einen Blick tief ins Erdreich zu. Die Seitenwände des Schachts sind ausbetoniert, eine Lore pendelt mit dem Aushub hin und her.

Die größtenteils unterirdisch ausgeführten Arbeiten hatten bislang nur geringe Auswirkungen auf den Straßenverkehr, denn die Grube beansprucht nur einen Teil des Parkstreifens. Die Bauarbeiten für das in diesem Teilstück geplante Wohn- und Geschäftshaus werden durch die Arbeiten ebenfalls nicht tangiert, sagt Monika Frömbgen.

André Pawelczky korrigiert hydraulisch die Richtung der Vortriebsmaschine. "Ich bin erst zufrieden, wenn sie auf den Millimeter genau in der Spur ist", meint er und beobachtet die Kamera, die Bilder aus der Tiefe an die Oberfläche liefert. Für die komplette Baumaßnahme müssen fünf unterirdische Gruben ausgehoben werden. "Insgesamt werden wir 136 Rohre platzieren", rechnet der Bohrmeister anhand der Pläne nach.

Die weiteren Bauschächte befinden sich auf der Verkehrsinsel am Bundeskanzlerplatz sowie dort am Anschluss Bonn-Center und auf der Willy-Brandt-Allee in Höhe der Coburger Straße. Die Zielgrube ist in Höhe des Rheinwegs. In der Regel kann der Verkehr an diesen Stellen zweispurig vorbei geleitet werden.

Im Zuge der Arbeiten wird auch die Oberflächenentwässerung der B9 auf einer Länge von 320 Metern erneuert. Diese Arbeiten erfolgen wegen der geringen Tieflage der Kanäle in offener Bauweise. Diese Stellen können nur einspurig passiert werden. André Pawelczky setzt wieder seinen Schutzhelm auf und klettert die Treppe hinunter. "Ich muss sehen, ob alles wieder nach Plan läuft", meint er. "Wir wollen ja in der Zeit bleiben."

Die Baustelle

Insgesamt werden 400 Meter Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser von 1,40 Metern, 200 Meter Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser bis zu 50 Zentimetern und 300 Meter Kunststoffrohre mit einem Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern eingebaut. Damit die Baumaßnahme so zügig wie möglich vorangehen, wird im 24-Stunden-Betrieb gearbeitet. Bis Ende Juli besteht dafür eine Nachtarbeitsgenehmigung.

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