Michael Faber kandidiert für Die Linke Kandidaten-Quartett für Oberbürgermeister-Wahl in Bonn

Bonn · Nun sind sie also zu viert, die Bewerber für das Amt des Bonner Oberbürgermeisters. Was hinter den Kulissen bereits gemunkelt wurde, machten die Linken am Samstagabend öffentlich: Ihr Kreisvorstand hat Michael Faber, den Vorsitzenden der Ratsfraktion, ins Rennen geschickt, am 21.März sollen ihn die Mitglieder auf dem Kreisparteitag offiziell nominieren.

Spitzenkandidat der Linken: Michael Faber

Spitzenkandidat der Linken: Michael Faber

Foto: barbara frommann/BARBARA FROMMANN

Konkurrieren wird Faber dann bei der Kommunalwahl am 13.September auf jeden Fall mit Amtsinhaber Ashok Sridharan (CDU), Lissi von Bülow (SPD) und Katja Dörner von den Grünen. Und möglicherweise wird die Auswahl für knapp 250.000 die wahlberechtigten Bonner noch größer: Die FDP zaudert bislang noch mit der Nominierung eines eigenen Kandidaten, von Bürger Bund oder AfD war zu dem Thema bislang nichts zu hören.

Umso überzeugter sind offenbar die Bonner Linken, mit dem 38-jährigen Michael Faber den richtigen Mann gefunden zu haben, um der CDU das Ruder im Verwaltungsvorstand über die linke Flanke zu entreißen: Als Fachanwalt für Verwaltungsrecht bringe Faber die erforderliche Fachkompetenz mit, verfüge als einziger der bislang drei Herausforderer über langjährige kommunalpolitische Erfahrung, werde weit über linke Kreise hinaus anerkannt und geschätzt und sei "der eigentliche Oppositionsführer im Stadtrat", ließ seine Partei die Öffentlichkeit am Wochenende wissen.

Hingegen habe es Amtsinhaber Sridharan "geschafft, dass die Probleme in Bonn immer größer werden". Ein Oberbürgermeister, der keine Ideen habe, gehöre abgewählt, so die Linken. Faber verdient sein Geld als Rechtsanwalt und lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in der Nordstadt.

Wie den Bonnern die Aussicht auf den ersten sozialistischen Oberbürgermeister der Stadtgeschichte schmackhaft gemacht werden soll, skizzierte der Kandidat selbst mit den drei großen Säulen bezahlbare Wohnungen, Verkehrswende und Bürgerbeteiligung: Er wolle über diese Themen nicht nur reden, sondern "effektiv einen starken kommunalen Wohnungssektor aufbauen und den Autoverkehr zugunsten von ÖPNV, Rad und Fußverkehr zurückdrängen", teilte Faber am Samstag mit.

Er ließ dieser Ankündigung gleich noch eine kleine Drohung in Richtung Chefetage der Stadtwerke folgen: Wenn sich die Zuverlässigkeit von Bus und Bahn in Bonn nicht bessere, müssten der Geschäftsführung Boni gestrichen und bei nächster Gelegenheit auch Verträge beendet werden.

Auch wolle er die Beteiligung an Kohlekraftwerken schnellstmöglich beenden und die Energiesparte der Stadtwerke wieder vollständig in Bonner Hand bringen.

Für Interesse und muntere Debatten dürfte im Wahlkampf nicht zuletzt Fabers Ankündigung sorgen, als Oberbürgermeister vorschlagen zu wollen, zu "wichtigen Themen der Stadtentwicklung" künftig Ratsbürgerentscheide durchzuführen: "Echte Mitbestimmung auch zwischen den Wahlen", so Faber, "soll fester Bestandteil der politischen Kultur in Bonn werden".

Mit dem 38-Jährigen blasen nach aktuellem Stand drei Alternativen aus dem linken Lager zum Sturm auf das Stadthaus, das Sridharan bei der OB-Wahl vor fünf Jahren nach über 20 Jahren für die CDU zurückerobert hatte.

Erhält kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, entscheidet eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Legt man die letzten Wahlergebnisse zugrunde, ist das Wählerreservoir der Linken bis zu einer solchen Stichwahl allerdings noch ausbaufähig: Bei der jüngsten Ratswahl 2014 erreichte die Partei in Bonn 6,24 Prozent.

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