"Bönnsche Köpp" Karnevalist von ganzem Herzen

DRANSDORF · Man kann sich bei "Bönnsche Köpp - janz privat" darauf verlassen, dass die, die eingeladen werden, auch etwas präsentieren. Die Vorfreude war deshalb am Montag besonders groß, denn bei der Veranstaltung der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft nahm Jörg Runge auf der roten Bank Platz.

 Der Tuppes vum Land: Jörg Runge kann von jetzt auf gleich in diese Rolle schlüpfen. Moderator Willi Baukhage zeigt dem Publikum mit einem Zettel, wie es auf die Witze reagieren soll.

Der Tuppes vum Land: Jörg Runge kann von jetzt auf gleich in diese Rolle schlüpfen. Moderator Willi Baukhage zeigt dem Publikum mit einem Zettel, wie es auf die Witze reagieren soll.

Foto: Stefan Knopp

Der schlüpfte im GDKG-Vereinszentrum natürlich auch in seine Rolle als "Tuppes vom Land" und bot den Zuschauern eine mehr als 15 Minuten lange Reimrede.

Sie war der krönende Abschluss eines unterhaltsamen Abends, zu dem vorher Rainer Moll und Thomas Zimmermann beitrugen. Der Endenicher Moll wurde unter anderem bekannt mit dem Musical "Fantasie", das er zusammen mit Vincenzo Lombardo von der Band Schäng produziert und unter anderem für krebskranke Kinder im Theater im Kölner Tanzbrunnen aufgeführt hat.

Außerdem hat er rund 3500 Gedichte verfasst und knapp 350 Lieder geschrieben, von denen 25 vertont wurden. Er hat zusammen mit dem Kölner Gastwirt Albert Klein - Neffe von Trude Herr - die Comedy-Show "Ich comedy Lesung gucken" ersonnen, arbeitet an einem "Kneipen-Musical" und las aus seinem Bonner Fastelovendskrimi "Blaues Blut im Karneval" eine Passage vor, in der auch die GDKG erwähnt wird.

Auch Zimmermann sollte aus diesem Buch lesen - mit badischem Akzent. Der Schwarzwälder rutschte aber immer wieder ins Rheinische ab, immerhin ist er seit 26 Jahren in Bonn. Moderator Willi Baukhage stellte ihn als Mann vor, "der Bonn in Bewegung bringt": Zimmermann ist Mitinhaber der Tanzschule Lepehne Herbst.

Er animierte das Publikum zu einer kleinen Bewegungsübung und warb vor allem bei den Männern für Tanzstunden: "Für eineinhalb Stunden habt ihr dann mal das Sagen." Ein Ur-Bonner ist auch Runge nicht. Er kommt aus dem Westerwald, fühlt sich aber hier sehr wohl, vor allem karnevalistisch.

"Die Bonner haben mir damals Starthilfe gegeben." Besonders Reimredner Willi Armbröster habe bei ihm eine Initialzündung ausgelöst. In Köln habe man seine gereimten Vorträge als veraltet abgelehnt. "Die Bonner, auch geprägt durch den Willi, die haben daran geglaubt, und dafür bin ich sehr dankbar." Man erfuhr unter anderem, dass er vor seinem Auftritt bei der Kölner Prinzenproklamation im Januar sehr aufgewühlt war.

"Ich hatte abends noch einen weiteren Auftritt, irgendwann klingelte mein Handy, da war das Festkomitee dran und sagte: Hörens, du Jeck, du hast die Gage vergessen." Die Reimreden sind nicht sein Hauptberuf. "Karnevalist ist man vom Herzen, da kann man es nicht vom Beruf her sein."

Der Unternehmensberater für die Arbeitsagentur in Bergisch-Gladbach bedauerte, dass der Karneval von Comedians beherrscht wird, die in der Session nur ihr Ganzjahresprogramm abspulen. "Andererseits muss man froh sein, dass es überhaupt noch Redebeiträge gibt im Karneval", so Runge.

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