Vorverkauf läuft Karnevalisten in Bonn bereiten sich auf die neue Session vor

Bonn · Mit Blick auf die kommende Session, die am 11. November startet, geben sich die meisten Bonner Karnevalsvereine optimistisch. Die allgemeinen Preissteigerungen machen auch die fünfte Jahreszeit schwer planbar.

Jecke freuen sich auf den Auftakt zur fünften Jahreszeit, hier am 11.11. im vergangenen Jahr auf dem Bonner Markt.

Jecke freuen sich auf den Auftakt zur fünften Jahreszeit, hier am 11.11. im vergangenen Jahr auf dem Bonner Markt.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Karnevalist hat man in den vergangenen Jahren Verzicht gelernt, aber irgendwann ist es auch mal gut: Alle Festausschüsse und Vereine planen die kommende Session komplett durch. Die Stimmung fällt unterschiedlich aus, pendelt zwischen Optimismus und Galgenhumor. „Noch ein Jahr ohne Aktivitäten, dann gehen die Vereine kaputt“, sagt zum Beispiel Armin Weins, Präsident des Festausschusses Godesberger Karneval.

Im südlichen Stadtbezirk hat man es auch nicht leicht: Wo sollen große Veranstaltungen stattfinden, während die Stadthalle dicht ist? Für die Prinzenproklamation gehen die Godesberger in diesem Jahr ins Beueler Brückenforum. Dazu gibt es Querelen um die Nutzung des Theaterplatzes, die auch den Sessionsauftakt in einem Monat betreffen, Ausweichflächen findet man auf die Schnelle nicht. Laut Weins ist es nach zwei ausgefallenen Sessionen „sehr schwierig, die Ehrenamtler wieder in den normalen ehrenamtlichen Arbeitsmodus zurückzukriegen“.

Der Bundesfonds, der in der vergangenen Session eingerichtet wurde, um den Vereinen, die ja kein eigenes Kapital anhäufen dürfen, entstandene finanzielle Verluste auszugleichen, hilft den Godesbergern aktuell auch nicht. Die Anträge seien schon Anfang des Jahres gestellt worden, seitdem aber „in Bearbeitung“, so Weins. Sprich: Den im Godesberger Festausschuss organisierten Vereinen fehle nach wie vor Geld, das sie aber für diese Session bräuchten.

Das gepaart mit den Kostensteigerungen durch den Ukraine-Krieg, derentwegen Sponsoren ein Jahr aussetzen und Veranstaltungsbesuchern das Geld für mehrere Sitzungen fehlt, lässt den Karnevalisten hadern. „Wenn wir darauf warten, dass sich das geregelt hat, gibt es keinen Karneval“, sagt Weins. Aber man versuche es trotzdem, aus Idealismus und weil der Karneval einen so starken sozialen Aspekt habe, dass man nicht einfach die Flinte ins Korn werfen möchte.

Freude auf eine normale Session

Der Festausschuss Bonner Karneval konzentriert sich auf die positiven Dinge. Die Vorbereitungen laufen laut Pressesprecher Simon Schmid auf Hochtouren, der Festausschuss wird bald den neuen Mottoschal vorstellen und freut sich auf den Sessionsauftakt und die Proklamation, für die in Kürze der Vorverkauf beginnt. „Aus den Karnevalsvereinen und der gesamten Stadtgesellschaft bekommen wir viele positive Rückmeldungen, die Vorfreude auf eine normale Session ist sehr groß“, sagt Schmid.

Der Kommandant der Bonner Ehrengarde, Thomas Janicke, kann sich dem nicht uneingeschränkt anschließen. „Wir schauen schon etwas besorgt in die kommende Session“, teilt er mit. Die Bürgersitzung am 23. Januar im Maritim Hotel sei noch nicht ausverkauft. „Auch hier verspüren wir eine große Unsicherheit bei den Besuchern.“ Zumal die Ehrengarde die Eintrittspreise „kommod“ anheben musste. „Um hier nur ein Beispiel zu nennen: Die Saalmiete im Maritim ist um 34 Prozent angehoben worden“, berichtet Janicke. Von Sicherheitsdiensten und Programm ganz zu schweigen. „Ich will hoffen, dass die Getränkepreise nicht noch weiter in die Höhe gehen.“

Sitzungen noch nicht ausverkauft

Den Kostenanstieg im Maritim mussten auch die Bonner Stadtsoldaten für ihre Gala-Prunksitzung am 5. Februar schlucken, sie geben ihn aber nicht an die Besucher weiter. „Die Kartenpreise sind unverändert zu den Vorjahren geblieben“, sagt Corpsintendant Uwe Reichelt. Er hofft, dass wenigstens genügend Karten verkauft werden, um halbwegs kostendeckend zu bleiben. Wichtig sei aber auch, dass die Stimmung bei den Stadtsoldaten „äußerst positiv“ ist.

Rechtsrheinisch werde ebenfalls fleißig vorbereitet, sagt Ina Harder vom Alten Beueler Damenkomitee. „Wir gehen gut gerüstet und hochmotiviert in die Fünfte Jahreszeit“, so die Obermöhn. Aber auch entspannt. „Wir nutzen die kommende Session, um uns für unser Jubiläum in 2024 warm zu laufen, denn 200 Jahre Weiberfastnacht und 200 Jahre Altes Beueler Damenkomitee wollen ab November 2023 kräftig gefeiert werden.“

Eintritt zu „Bonn steht Kopp“ bleibt stabil

Ein etabliertes Großevent ist „Bonn steht Kopp“, das vom 3. bis 5. Februar im Telekom Dome stattfindet. In diesem Jahr hatten sich die Veranstalter laut Homepage mit den Traditionsvereinen solidarisch gezeigt und die Party abgesagt. Dadurch habe man einen Rücklauf von 3000 Karten, die jetzt noch verfügbar seien, teilt Wolfgang Pütz von der Tiroya GmbH mit. Da diese eigentlich schon 2020 verkauft wurden, habe sich der Preis nicht erhöht.

„Die Menschen sind aber wegen der ausgefallenen Veranstaltungen der Vergangenheit sehr vorsichtig geworden, und die Sorgen um Strom und Gas und ob man sich in Zukunft noch das ein oder andere leisten kann, tun ihr übriges“, sagt Pütz. Motivieren könne, das man sich bei „Bonn steht Kopp“ wie gewohnt Essen und Getränke auch selbst mitbringen kann. „Man hat aber bei den Festivals im Sommer gesehen, dass die Menschen sich freuen, bei den ganzen negativen Tagesthemen, endlich wieder ausgelassen feiern zu können“, so der Veranstalter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Total verrückt nach Eugenia
Frankfurter Buchmesse Total verrückt nach Eugenia