Möglicher Verkauf Interessenten für das Karstadt-Haus in Bonn

Bonn · Nach Angaben der Vermieterin und der Stadt Bonn gibt es Interessenten für eine Nachnutzung des Karstadt-Hauses an der Poststraße. Der Einzelhandelsverband spricht sich derweil für ein Shop-in-Shop-Konzept aus.

 Karstadt schließt nach dem 31. Oktober die Pforten. Die Nachnutzung ist offen.

Karstadt schließt nach dem 31. Oktober die Pforten. Die Nachnutzung ist offen.

Foto: Benjamin Westhoff

Für eine Nachnutzung des Karstadt-Gebäudes nach der Schließung zum 1. November scheint es Interessenten zu geben. Das haben Nachfragen bei der Vermieterin, der Aachener Grundvermögen, und bei der Stadt Bonn ergeben. „Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit potenziell an einer Nachmietung interessierten Akteuren“, sagte die Sprecherin der Aachener Grundvermögen, Sonja Nees. Der „Status quo der Gespräche“ sei vertraulich. Wann mit einer Folgevermietung zu rechnen sei, wäre nach Ansicht der Vermögensverwaltung „zum jetzigen Zeitpunkt rein spekulativ“.

Grundsätzlich lege man als Vermieterin bei einer künftigen Nutzung des Gebäudes Wert auf eine „möglichst langfristige Lösung, die der 1 A-Handelslage gerecht wird und die dazu beiträgt, die Bonner Innenstadt als lebendigen, erlebbaren Gemeinschaftsraum mit gut aufgestelltem Einzelhandel zu erhalten und zu fördern“.

Stadtsprecherin Monika Hörig berichtete ebenfalls von mehreren Interessenten, ohne eine Zahl zu nennen. „Der OB ist in ständigem Austausch mit der Aachener Grundvermögen und anderen Vermietern und ist über die Entwicklung informiert“, hieß es weiter. Für die Stadt, die das Grundstück der Liegenschaft in der Poststraße an die Aachener Grundvermögen verpachtet, sei entscheidend, „dass die Nutzung zur Attraktivität der Bonner Innenstadt beiträgt“.

Zur Frage, ob die Stadt bereit wäre, die Pacht für einen Nachmieter zu senken, wie man es dem Konzern Galeria Karstadt Kaufhof zur Rettung vorgeschlagen hatte, antwortete Hörig mit den Worten: „Das war ein Sonderfall, der nicht zum Präzedenzfall werden darf. Die Verwaltung wird in jedem Einzelfall abwägen und der Politik einen Vorschlag machen.“

Unterdessen hat sich der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen über die Zukunft des großen Handelshauses Gedanken gemacht. Der Vereinsvorsitzende Jannis Vassiliou sagte dem GA, die Immobilie eigne sich aus Sicht des Verbands für ein Shop-in-Shop-Konzept: „Wir halten es für unsere Pflicht, dass der Standort der Bonner Innenstadt attraktiv bleibt“, erklärte Vassiliou. Zumal er befürchtet, dass die wirklichen Folgen des Corona-Lockdowns in Form von Geschäftsschließungen noch bevorstünden. Ganz konkret habe er den Betreiber eines solchen Konzept-Markts in einer großen deutschen Stadt bereits angesprochen: „Das Konzept ist sehr erfolgreich“. Dieser Betreiber, dessen Namen und Unternehmen Vassilliou zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen will, habe erstes Interesse bekundet.

Neue Ideen sind gefragt

Wie Vassilliou weiter berichtete, gehe es um eine Mischung aus hochwertigem Handel, Gastronomie und Kultur, die auch Überraschendes zu bieten habe. „Wir brauchen nicht den zehnten Handyladen in der Innenstadt, sondern ein ergänzendes Angebot zum bestehenden“, findet Vassilliou. Der Betreiber achte auf diesen Aspekt und wolle zudem jungen Start-up-Unternehmen zu günstigerer Miete eine Plattform geben. Ziel von Vassiliou ist es, den Interessenten und die Aachener Grund als Vermieterin zusammenzubringen.

Karina Kröber, Vorsitzende des Vereins Citymarketing, ist der Auffassung, über die Belebung der Innenstadt sei grundsätzlich neu nachzudenken. Auch mit Blick auf die Karstadt-Nachnutzung schlägt sie vor, neben Geschäften über die Ansiedlung von Wissenschafts- und Kultureinrichtungen und Wohnungen nachzudenken. „Eine Markthalle, in der auch die jetzigen Marktbeschicker unterkommen könnten, wäre ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt“, sagte Kröber. Im Karstadt-Gebäude könnte sie sich auch die Unterbringung von frequenzstarken Stadtämtern wie das Dienstleistungszentrum während der irgendwann anstehenden Stadthaus-Sanierung vorstellen.

Vassilliou hielte dies allenfalls für „eine halbe Lösung“. Ein innovatives Konzept helfe den Händlern mehr und schaffe für Verbraucher einen Mehrwert. Mehr Wohnen in der Innenstadt sei er nicht abgeneigt, „aber im Karstadt-Haus halte ich es eher für ungeeignet“.

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