Bonner Kultur Kaufinteressent für das Kleine Theater steigt aus

Bonn · Die Zukunft des Hauses im Bad Godesberger Kurpark ist wieder offen, nachdem ein Interessent abgesprungen ist. Die Stadt will das Gebäude jetzt öffentlich ausschreiben.

Die Verhandlungen der Stadt Bonn mit einem Bad Godesberger Bürger, der das Gebäude des Kleinen Theaters im Bad Godesberger Kurpark kaufen wollte, sind geplatzt. Der kaufinteressierte Jurist, der anonym bleiben will, teilte dem GA am Dienstag auf Nachfrage mit: „Ich steige aus“. Damit ist wieder völlig offen, wie es mit dem Kleinen Theater weitergeht.

Damit sind auch die Pläne des Juristen hinfällig, das Haus an die Kölner Theatermacherin Bettina Montazem und den Verein „Kleines Theater“ zu vermieten, die den Betrieb ab Mitte 2019 fortführen wollten. Wie berichtet, will Walter Ullrich (86), seit mehr als 50 Intendant des Kleinen Theaters, dann in den Ruhestand gehen, zumal 2019 auch sein Mietvertrag mit der Stadt ausläuft. Montazem bestätigte dem GA, dass für sie das Thema erledigt sei. „Wir sind in Bonn nicht willkommen“, glaubt sie.

Hintergrund für das Scheitern der Pläne ist, dass der Kaufinteressent Änderungen des Vertragsentwurfs, die der Rat in seiner jüngsten Sitzung mit Stimmen von CDU, SPD und FDP beschlossen hatte, nicht akzeptieren will. Nach GA-Informationen sei es ihm dabei insbesondere um die Zahlungsmodalitäten der vereinbarten Kaufsumme von 410 000 Euro gegangen. Ursprünglich sollte er sie in zwei Raten zahlen: Die erste Rate von 180 000 Euro wäre bei Kaufabschluss fällig geworden, die zweite von 230 000 Euro nach Ablauf von zwölf Jahren, in denen die Theaternutzung festgeschrieben werden sollte. Nach dem Ratsbeschluss sollte er diese Summe nun auf einen Schlag zahlen. Das hat er abgelehnt, erfuhr der GA.

Während die SPD dem Mann in diesem Punkt entgegenkommen wollte, wie Ratsfraktionschefin Bärbel Richter dem GA noch am Dienstagmittag versicherte, verkündeten CDU und FDP am Nachmittag, an dem Beschluss nicht rütteln zu wollen. „Wir haben in unserer Fraktion auch nicht ansatzweise Zustimmung dafür bekommen, an dem Beschluss noch mal nachträglich etwas zu verändern “, erklärte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Horst Gehrmann, „schließlich müssen wir auch die Interessen der Stadt wahren“. FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich sagte: „Wir sind dem Interessenten ohnehin schon weit entgegengekommen.“

„Die Bekenntnisse von CDU und FDP zu Bad Godesberg waren offenbar nur Lippenbekenntnisse“, sagte dagegen Richter, als sie am Nachmittag von der Entscheidung erfuhr. Tom Schmidt (Grüne), dessen Fraktion den Änderungsbeschluss abgelehnt hatte, weil er keine Nachbesserungsklausel vorsah, sagte: „Gut vorstellen können wir uns jetzt eine Ausschreibung des Gebäudes mit kultureller Nutzung auf Erbpachtbasis.“

Eine Ausschreibung des Theatergebäudes – eine ehemalige Villa – will die Stadt einer Pressemitteilung zufolge nun auch auf den Weg bringen. Damit wolle sie die kulturelle Nachnutzung sichern, heißt es in der Mitteilung. Dabei sollten sowohl die wirtschaftlichen als auch die kulturpolitischen Kriterien benannt werden.

Bestürzt über den Rückzug des Kaufinteressenten zeigte sich Ullrich. Er hoffe sehr, dass alsbald eine andere Lösung gefunden werde, „allerdings wüsste ich nicht, wie die aussehen soll“, sagte er. Der ehemalige Bonner Generalintendant Klaus Weise, der kürzlich, wie berichtet, ebenfalls als möglicher Betreiber des Kleinen Theaters seinen Hut in den Ring geworfen hat, will weiterhin am Ball bleiben. „Da muss doch was passieren“, sagte er. Ein anderer Interessent, der sich ebenfalls bei der Stadt gemeldet hatte, will entsprechend des Ausschreibungsinhalts entscheiden, ob er sich offiziell als Käufer bewirbt. Bei ihm handelt es sich um ein Mitglied des Kulturausschusses, das auch anonym bleiben will.

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