Studie zur Innenstadt Kaufkraftverlust trotz guter Note

BONN · Der Bonner Einzelhandel sieht viele Verbesserungen in der Innenstadt, beklagt aber auch die mangelhafte Parkplatzsituation.

Die Mischung stimmt, das Angebot ist ausgewogen, das Ambiente einmalig. "Die Bonner Innenstadt ist wirklich etwas ganz Besonderes", kommentiert Karina Kröber vom Vorstand City-Marketing die Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung. Darin wurden die Gestaltung der Innenstadt, die Gastronomie, das Ambiente sowie das Geschäfts- und Warenangebot mit der Note 2,5 bewertet. "Das breite Spektrum an individuellen Angeboten in einem besonderen Rahmen und mit viel Flair, das ist das Besondere hier." Für Kröber war die gute Bewertung der Bonner City deshalb keine Überraschung.

Einen Anteil an dem guten Umfrageergebnis hat auch die geltende Gestaltungssatzung. Zwar gab es bei deren Einführung vor einigen Jahren noch Bedenken und Widerstände, für Kröber gibt es aber keine Zweifel: "Die ganze Innenstadt hat dadurch gewonnen. Wir haben die Regelung immer befürwortet und vorangetrieben." In der Vorschrift ist die Gestaltung von Fassaden und Werbeanlagen sowie der Außengastronomie geregelt. Zudem sind "Kundenstopper", also Werbeaufsteller vor den Geschäften, verboten.

Positiv bewertet City-Marketing auch, dass die Stadt bereit ist, in Einzelfällen von den Richtlinien abzurücken, beispielsweise in der Friedrichstraße. Obwohl eigentlich verboten, ist dort das Aufstellen von großen Schirmen erlaubt. "Erst durch diese Gestaltungselemente bekommt die Friedrichstraße ihren ganz besonderen Charme", sagt Kröber. Zufrieden ist sie auch mit der Präsentation der Außengastronomie. "Überall in der Innenstadt ist der Außenbereich mit ansprechenden Möbeln ausgestattet."

Erfreulich, aber nicht überraschend, ist nach Ansicht von Achim Schröder, FDP-Ratsherr und stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, dass Bonn bei den Punkten Gestaltung und Aufenthaltsqualität der Innenstadt gut abgeschnitten hat. "Die Studie zeichnet aber in Bezug auf den Einkaufsstandort ein differenziertes Bild. Dass nur ein Drittel der Besucher aus dem Umland in die Bonner Innenstadt kommt, bestätigt, dass wir im Standortwettbewerb mit den regionalen Einkaufszentren nicht mithalten können. Weiterhin verlieren wir mehr Kaufkraft in das Umland, als wir von dort zu uns holen können", sagt Schröder. Daher sei es dringend notwendig, die Bauvorhaben im Bahnhofsbereich und vor allem auch die Entwicklung des Viktoriakarrees schnell auf den Weg zu bringen. "Schwerpunkt muss dabei die Einzelhandelsnutzung sein", fordert er.

Auch für Kröber ist in der Innenstadt noch längst nicht alles im "grünen Bereich". Gerade im Hinblick auf die Verkehrssituation gebe es noch viel zu tun. "Durch die vielen Baustellen ist die City für Autofahrer schwer zu erreichen", beklagt sie. Wer von außerhalb zur Shoppingtour in die Innenstadt will, muss viel Geduld bei der Parkplatzsuche haben. "Es gibt nicht nur zu wenige Parkplätze in Zentrumsnähe, sondern es fehlt zudem ein vernünftiges Parkleitsystem, das die Autofahrer in die Stadt hinein- und auch wieder hinausdirigiert." An der angespannten Parkplatzsituation wird sich allerdings so schnell nichts ändern. Im Gegenteil. Noch bis Ende 2018 wird die Uni-Tiefgarage gesperrt sein, bestätigte der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (der GA berichtete).

Das ist jedoch nicht nur für Kunden und Geschäftsleute ärgerlich. Auch die Uni hatte auf bessere Nachrichten aus dem BLB gehofft. Schließlich plant sie schon jetzt die Feierlichkeiten anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens 2018 vor dem Hauptgebäude. Zwei große Rampen werden dann jedoch den Blick auf die historische Kulisse trüben. Über zwei provisorische Zufahrten werden die Lastwagen die Baustelle unter der Hofgartenwiese ansteuern, um Abbruchmaterial abzutransportieren und Baustoffe anzuliefern. "Das hätten sich alle Beteiligten anders gewünscht", kommentiert Uni-Sprecher Andreas Archut die Hiobsbotschaft aus dem NRW-Betrieb. "Für Uni und BLB ist die Schließung genauso ärgerlich wie für die Geschäftsleute."

Wäre der Sanierungsbedarf früher entdeckt worden, dann wären die Arbeiten mit weniger Aufwand zu erledigen gewesen. So muss jetzt der marode Beton aus der Decke der Tiefgarage gestemmt und das verrostete Eisen darin ersetzt werden. Erst danach kann die neue Betondecke gegossen werden. Wie die Hofgartenwiese nach Abschluss der Arbeiten aussehen wird, darüber kann nur spekuliert werden. "Das müssen wir dann sehen. Der Rasen im Hofgarten ist hart im Nehmen", sagt Archut.

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