Kinderbetreuung in Bonn Kein Bedarf am Wochenende

BONN · Bei den Kindertagesstätten in Bonn besteht offenbar kein Bedarf der Eltern an längeren Betreuungszeiten – sowohl in den Abend hinein als auch am Wochenende. Das haben die großen Träger, die Stadt und die beiden großen Kirchen, auf Nachfrage bestätigt.

 Spaß im Sandkasten: Auch im katholischen Kindergarten St. Nikolaus in Kessenich haben Eltern bisher nicht den Wunsch geäußert, ihre KInder am Wochenende betreuen zu lassen.

Spaß im Sandkasten: Auch im katholischen Kindergarten St. Nikolaus in Kessenich haben Eltern bisher nicht den Wunsch geäußert, ihre KInder am Wochenende betreuen zu lassen.

Foto: MLH

Das Bundesfamilienministerium bietet mit dem Projekt KitaPlus für die kommenden zwei Jahre eine Sonderförderung für Kindergärten, die ihre Öffnungszeiten erweitern wollen – doch nach Auffassung großer Träger von Bonner Tagesstätten scheint dafür der Bedarf gar nicht da zu sein.

Das Jugendamt mache nach Erörterung mit den freien Trägern von Kindertageseinrichtungen (Kitas) nicht von der Möglichkeit Gebrauch, sich an KitaPlus zu beteiligen, antwortet dessen Leiter Udo Stein auf GA-Anfrage. Aus den städtischen Einrichtungen sei der Wunsch nach Öffnungszeiten über 17 Uhr hinaus oder auch an Wochenenden nicht geäußert worden. „Frühere Versuche in Kindergärten, ein Angebot über 17 oder 17.30 Uhr hinaus zu machen, wurden von Eltern kaum angenommen“, sagt Stein. Das Angebot einer einzelnen Kita bis 18 Uhr nutzten nur sehr wenige Kinder.

Eltern im Schichtdienst hätten die Möglichkeit, die Randzeiten über Kindertagespflege abzudecken, führt Stein aus. Für ihn spielt neben der bisher fehlenden Nachfrage aber auch ein inhaltlich-pädagogischer Aspekt eine wesentliche Rolle: Für ihn müsse immer das Kind im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. „Sehr lange und tageszeitlich variable Betreuungen in einer Kita entsprechen in vielen Fällen nicht den Bedürfnissen von Kleinkindern, da damit sowohl wechselnde Gruppen als auch wechselnde erwachsene Bezugspersonen verbunden sind.“ Je jünger Kinder seien, desto mehr bräuchten sie Kontinuität und Verlässlichkeit. Vor diesem Hintergrund habe das Amt in Absprache mit den anderen Kita-Trägern in Bonn bisher darauf verzichtet, ein Konzept zur Ausweitung der Betreuungszeiten zu entwickeln.

„Bislang gibt es keine Anfragen für Wochenendbetreuung. Und nur wenige Eltern erkundigten sich nach längeren Öffnungszeiten während der Woche“, antwortet auch Caritas-Sprecherin Mechthild Greten für die 51 katholischen Kindertagesstätten im Stadtgebiet. Auch die Caritas plane nicht, die Öffnungszeiten auszudehnen, die in der Regel montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr reichten. Das Votum der Eltern holten die Verantwortlichen der Kitas im Erzbistum Köln einmal pro Jahr in einer Bedarfsabfrage ein.

Einzelne Elternanfragen, die sich erweiterte Öffnungszeiten wünschten, sind Sabine Lente, Fachberaterin der 71 Kitas in den drei evangelischen Kirchenkreisen Bonn und der Region, zwar bekannt. Aber: „Manche brauchen Betreuung früher am Tag, andere später, die meisten aber nicht mehr als neun Stunden täglich.“ Gründe seien, dass Alleinerziehende auf voller Stelle tätig seien oder beide Elternteile arbeiteten und ihr Dienst nicht mit den Kita-Öffnungszeiten korrespondiere. Anfragen für eine Wochenend- oder Nacht-Betreuung lägen auch in den jährlichen Umfragen nicht vor. „Ich denke, dass sich alle Eltern übers Internet informiert haben, welche Kita welche Öffnungszeiten hat.“

Erkennbaren Bedarf für eine Betreuung am Wochenende oder in der Nacht kann auch die Bonner Gemeinnützige Evangelische Gesellschaft für Kind, Jugendliche und Familie (KJF) mit ihren 15 Kindergärten im Stadtgebiet nicht erkennen, sagt deren Sprecherin Kerstin Rüttgerodt. Wenn in Familien, in denen beide Eltern berufstätig seien, die Öffnungszeiten der Kita nicht ganz ausreichten, führe das eben manchmal nur zu Verspätungen bei der Abholung.

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