Finanzaffäre Kein Ermittlungsverfahren im Skandal um Bonner Münster

Bonn · Nach dem Finanzskandal am Bonner Münster wird die Staatsanwaltschaft nicht gegen Bonns Ex-Dechanten Wilfried Schumacher ermitteln. Generell werde kein Verfahren eingeleitet.

 Das Bonner Münster.

Das Bonner Münster.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Staatsanwaltschaft leitet kein Ermittlungsverfahren ein gegen den ehemaligen Bonner Stadtdechanten Wilfried Schumacher oder einen anderen Beteiligten am sogenannten Finanzskandal der Münsterpfarrei. Das teilte Staatsanwaltschaftssprecher Sebastian Buß am Mittwoch mit. Nach Prüfung der entsprechenden Unterlagen stehe fest, dass sich weder Schumacher noch ein anderes Gemeindemitglied persönlich bereichert hat, und es sich somit bei der Vermögensverschiebung um eine rein kircheninterne Angelegenheit handelt.

„Die aber ist der Verfolgung und Ahndung durch staatliche Behörden entzogen“, sagte er. Im Erzbistum Köln geht die Prüfung der Bonner Finanzaffäre unterdessen weiter. Daran ändere die Entscheidung der Staatsanwaltschaft nichts, so Bistumssprecher Christoph Heckeley.

Buß stellt klar: Schumacher war nie Beschuldigter

Im Mai war bekannt geworden, dass zwischen 2009 und 2014 rund zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen der Münsterpfarrei St. Martin unzulässig verwendet worden waren, um Löcher im Haushalt zu stopfen. Persönliche Bereicherung, so teilte seinerzeit auch das Erzbistum mit, wurde weder Schumacher noch dem für die Finanzen zuständigen Rendanten vorgeworfen. Entsprechend wurde seitens des Erzbistums auch keine Strafanzeige erstattet.

Dennoch nahm sich die Bonner Staatsanwaltschaft nach Bekanntwerden der Affäre des Falls an, um zu prüfen, ob sich tatsächlich niemand bereichert hat. Wäre das geschehen, so hätte sie tätig werden müssen. Denn, so Sprecher Buß: „Wenn die Vermögensverschiebung die inneren Kirchenkreise verlassen hätte, wären die staatlichen Verfolgungsbehörden zuständig, und wir müssten Ermittlungen aufnehmen.“ Wie in jedem Fall, in dem ein Kirchenvertreter einer Tat verdächtigt werde, die den inneren Kirchenkreis verlässt, wie zum Beispiel Diebstahl oder auch sexueller Missbrauch.

Dass innerkirchliche Angelegenheiten nach kanonischem Recht auch nur kirchenintern behandelt werden dürfen, ist laut Buß höchstrichterlich vom Bundesverfassungsgericht entschieden – auf Grundlage von Artikel 140, Grundgesetz, in Verbindung mit Artikel 137, Weimarer Reichsgesetz, fußend auf der Trennung zwischen Kirche und Staat. Und Buß stellte noch etwas klar: Schumacher war nie Beschuldigter. Konsequenzen hat die Finanzaffäre für ihn trotzdem: Schumacher trat am 11. Mai als Stadtdechant und Münsterpfarrer zurück, er übernahm damit die „funktionelle Verantwortung“. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Zurzeit übernimmt Pfarrer Alfons Adelkamp kommissarisch die Leitung der Münsterpfarrei, Pfarrer Bernd Kemmerling führt kommissarisch das Stadtdekanat.

Münsterladen musste als Folge der Finanzaffäre schließen

Wegen der Misswirtschaft ist das Vermögen der Gemeinde aufgebraucht, sie steht ohne Erträge aus angelegtem Geld da. Als Folge der Finanzaffäre muss Ende des Monats der Münsterladen schließen. Außerdem hat der Kirchenvorstand beschlossen, zum Jahresende den Tagungsbetrieb im Münster-Carré einzustellen. Laut Erzbistum handelt es sich in beiden Fällen um defizitäre Einrichtungen der Gemeinde, die unzulässig finanziert wurden.

Die Online-Petition „Bonner Bürgerinnen und Bürger zum erzwungenen Amtsverzicht von Stadtdechant Wilfried Schumacher“ ruht zurzeit. Die Petenten, die rund 1500 Unterschriften für Schumacher gesammelt haben, sehen in der Finanzaffäre eine Mitschuld beim Erzbistum. In einem Gespräch am 25. Juni in Köln hatten sich die Unterstützer um Jürgen Nimptsch, Ludwig Klassen und Norbert Blüm mit dem Erzbistum darauf geeinigt, „dass zum Wohl der Kirche die Seelsorge und das kirchliche Leben am Münster und in der Münstergemeinde sich möglichst bald wieder normalisieren sollen“. Es gab zugleich Signale, dass es „eine einvernehmliche Lösung“ für einen priesterlichen Einsatz Schumachers geben werde.

Zurzeit ist Schumacher Priester im Ruhestand, er muss seine Dienstwohnung am Münster verlassen. „Ich werde aber in meiner Heimatstadt Bonn bleiben und in den ersten Septemberwochen umziehen“, schrieb er dem GA. Danach werde sich in Abstimmung mit dem Bistum auch ergeben, welche Dienste er übernehmen werde. Schumacher, der sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und Abstand gesucht hatte, kündigte an, er werde sich im Umfeld seiner Verabschiedung äußern.

Benefizkonzert für Münsterpfarrei

Der Münster-Bauverein bereitet ein Benefizkonzert mit Oboist Albrecht Mayer vor, der am Samstag, 29. September, ab 20 Uhr mit dem Beethoven Orchester in der Aula der Universität auftritt. Da das Beethoven Orchester auf das Honorar, die Universität auf die Miete verzichtet und der Solist durch Spenden finanziert wird, gehen die Einnahmen in voller Höhe an den Münster-Bauverein, der damit die laufende Generalsanierung der Basilika unterstützt. Beim Konzert will der Bauverein Wilfried Schumacher als Vorstandsmitglied verabschieden. Der Termin für einen Abschiedsgottesdienst steht noch nicht fest.

Karten für das Benefizkonzert für 35, 40 oder 49 Euro plus Gebühr gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und auf bonnticket.de.

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