Reaktionen auf Entscheidung Fahrverbot-Absage in Bonn sorgt für Diskussion

Bonn · Die Reaktionen zur Entscheidung gegen Fahrverbote auf der Reuterstraße und dem Belderberg in Bonn fallen unterschiedlich aus - und liegen zwischen Erleichterung und Skepsis. Über die Konsequenzen herrscht Uneinigkeit.

 Auf der Reuterstraße kommt es häufig zu Stau.

Auf der Reuterstraße kommt es häufig zu Stau.

Foto: Benjamin Westhoff

Allgemeine Erleichterung und eine Portion Skepsis, so lassen sich die Reaktionen von Politik und Lobbyverbänden zur Vermeidung von Fahrverboten in Bonn kurz zusammenfassen.

Der ADAC begrüßt den geschlossenen Vergleich. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein, erklärt dazu: „Entscheidend für den Erfolg ist, ob Maßnahmen wie Tempo 30 auf der Reuterstraße oder die Zuflussregelung mit einer Pförtnerampel den Verkehr flüssiger machen. Rückstaus und permanenter Stop-and-Go-Verkehr wären hingegen eine Katastrophe für die Umweltbilanz. In Köln sorgt die Pförtnerampel bisher für unerwünschten Ausweichverkehr und verlagert das Problem nur. Solche Fehler dürfen in Bonn nicht wiederholt werden.“

Die FDP begrüßt, dass die Fahrverbote vom Tisch sind, so Ratsherr Wilfried Löbach. Zurzeit nehmen an der Reuterstraße die gemessenen Werte für den Luftschadstoff NO2 allein auf Grund der Änderung der Fahrzeugflotten stark ab, so dass eigentlich auch ohne zusätzliche Maßnahmen für 2020 mit dem Einhalten der Grenzwerte zu rechnen ist.

Ausruhen könne man sich auf dem Vergleich nicht, meint hingegen Brigitta Poppe-Reiners, Sprecherin der Ratsfraktion der Grünen. Aus Sicht ihrer Partei habe es sich gezeigt, dass die Einführung vom Tempo-30-Zonen ein zentrales Element sei, um Fahrverbote zu verhindern. Die Grünen fordern nun eine zügige Umsetzung des beschlossenen Maßnahmenpakets. Priorität sollte, so Brigitta Poppe-Reiners weiter, der Ausbau des Radwegenetzes und der zugehörigen Infrastruktur in Form von Mobilstationen mit Bike- und Car-Sharing sowie der Bau von geschützten Radabstellanlagen und Radstationen am Bonner Hauptbahnhof und am Bahnhof Bad Godesberg haben.

Wer all das am Ende bezahlen soll und ob die vereinbarten Ansätze die gewünschte Wirkung haben werden, stehe indes nicht fest, entgegnet hingegen der Bürger Bund Bonn. Fraktionssprecher Marcel Schmitt: „Ob mit Tempo 30 und den weiteren angekündigten Maßnahmen die Einhaltung der Grenzwerte bewirkt werden kann und ob die weiteren Ansätze eine Besserung der Luftqualität in Bonn nach sich ziehen werden, weiß mangels nachvollziehbarer Expertise niemand.“ Bessert sich die Luft nicht, weil etwa auf der Reuterstraße lange Staus vor Dienstbeginn bis auf die Autobahn und nach Dienstschluss dann im Regierungsviertel verursacht werden, so werde der Vergleich wohl nicht lange halten, befürchtet die Wählervereinigung. Schmitt: „Wir fordern das Land auf, alle der Stadt im Zusammenhang mit dem Vergleich schon entstandenen und noch entstehenden Kosten zu ersetzen.“

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