Sparvorschläge der Evangelischen Landeskirche Keine Garantie für das „Amos“

Bonn · Die Leitung der Landeskirche hat am Montagabend Stellung zu ihren Sparvorschlägen bezogenn. Für viele Diskutanten im "Haus der Evangelischen Kirche" sind die Einschnitte vor allem bei der Bildung zu drastisch.

 Präses Manfred Rekowski hört dem Publikum zu. Neben ihm sitzen Superintendent Eberhard Kenntner, Finanzabteilungsleiter Bernd Baucks und Superintendent Christoph Pistorius.

Präses Manfred Rekowski hört dem Publikum zu. Neben ihm sitzen Superintendent Eberhard Kenntner, Finanzabteilungsleiter Bernd Baucks und Superintendent Christoph Pistorius.

Foto: Nicolas Ottersbach

Der Große Saal im "Haus der Evangelischen Kirche" konnte am Montagabend kaum die Zuhörer fassen, die von der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland aus erster Hand erfahren wollten, was es mit den 55 Sparvorschlägen zur Sanierung des landeskirchlichen Haushalts in Höhe von insgesamt zwölf Millionen Euro auf sich hat. Den vielen Fragen und Anregungen stellte sich mit einer Ausnahme die gesamte hauptamtliche Kirchenleitung mit Präses Manfred Rekowski an der Spitze, der gleich zu Beginn versicherte, dass von den bislang vorgeschlagenen Einsparungen keine in Stein gemeißelt sei.

Unter der Überschrift "Kirchenleitung im Gespräch" will man in vier regionalen Veranstaltungen hören, wie die Protestanten vor Ort zu den Vorschlägen stehen und ob es andere Ideen gibt, die ebenfalls das angestrebte Sparziel erreichen - wobei der Präses einräumte, dass man nicht bereits im Januar auf der Landessynode ein komplettes Sparpaket verabschieden kann, sondern einige Fragen erst 2016 geklärt werden könnten.

Den schwersten Stand hatte Oberkirchenrat Klaus Eberl, der "Bildungsminister" der zweitgrößten deutschen Landeskirche: Von 66 Millionen Euro, die die zehn landeskirchlichen Schulen im Jahr kosten, muss die Landeskirche etwas über zehn Millionen Euro tragen. Zuviel aus Sicht der Landeskirche, die bei diesem Etat 4,5 Millionen Euro sparen will.

Aus der Perspektive vieler Teilnehmer steht dieser Betrag in keinem Verhältnis zu den anderen Sparmaßnahmen, denn er macht etwa ein Drittel des gesamten Sparvolumens aus. Stelle Präses Rekowski nicht fest: "Bildung ohne Religion ist nicht möglich, Religion ohne Bildung auch nicht"?

Zumal auch andere Bildungseinrichtungen von den Sparmaßnahmen betroffen sind - etwa die geplante Verlagerung der Evangelischen Akademie und die mögliche Schließung der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal.

Gut vertreten waren Lehrer, Eltern und Schüler des Amos-Comenius-Gymnasiums, der einzigen höheren Schule der evangelischen Kirche in Bonn. Sie machten deutlich, wie wichtig diese Schule für die Bonner Region ist. Weil die Kirchenleitung alle ihre Schulen gleich behandeln will und nach Lösungen sucht, die Schließungen vermeiden, gab sie auch am Montagabend keine Garantie für das Amos-Comenius-Gymnasium ab. Oberstudiendirektor Christoph Weigeldt fragte unter großem Beifall: "Was sage ich den verunsicherten Eltern?" Präses Rekowski: "Wir bemühen uns schnellstmöglich Klarheit zu schaffen".

Oberkirchenrat Bernd Baucks, der "Finanzminister" der Landeskirche, ließ keinen Zweifel aufkommen: Zum Sparkurs der Kirchenleitung auf landeskirchlicher Ebene gibt es keine Alternative. Viel zu lange habe man mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Und zur Konsolidierung der Versorgungskasse gebe es auch keine Alternative, wolle man den Jungen nicht auch seitens der Kirche zu große Lasten aufbürden.

Obwohl die Kirchensteuereinnahmen noch reichlich fließen, sind sie jedoch großen Schwankungen unterworfen, von den Auswirkungen der demografischen Entwicklung ganz abgesehen. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, sprach Präses Rekowski von dramatischen Austrittszahlen im Zusammenhang mit der Kirchensteuerpflicht für die Abgeltungssteuer für Kapitalerträge. In dieser Höhe habe man die Austritte nicht erwartet und Baucks wehrte sich gegen den Vorwurf, man habe zu wenig über dieses Thema aufgeklärt.

Der Moderator des Abends, der Superintendent des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, Eberhard Kenntner, begann den Abend mit einer kleinen biblischen Betrachtung über einen Satz des Apostels Paulus, nachdem sich die Christen mit den Fröhlichen freuen und mit den Weinenden weinen sollen. Die Anspielung auf das Thema des Abends war unüberhörbar. Kenntner aber appellierte an die Solidarität der Kirche, den Sparprozess gemeinsam zu tragen. Und Präses Rekowski versicherte, dass man sich um sozialverträgliche Lösungen bemühe, wenn Kirchenmitarbeiter in der Folge des Sparprozesses entlassen werden müssten - was aber ebenfalls noch nicht feststehe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ Der Macke vom Müll
Aus dem Ressort