Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung Keine Rampe, keine Busfahrt

Bonn · Zum europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung informierten Verein und Institutionen auf dem Bonner Münsterplatz. Es gibt noch viele Probleme.

Rebecca Behringer und Joachim Marx tauschen sich beim Aktionstag auf dem Münsterplatz über Ängste und Herausforderungen für Rollstuhlfahrer beim Bus und Bahn fahren in Bonn aus.

Rebecca Behringer und Joachim Marx tauschen sich beim Aktionstag auf dem Münsterplatz über Ängste und Herausforderungen für Rollstuhlfahrer beim Bus und Bahn fahren in Bonn aus.

Foto: Sebastian Flick

Der 5. Mai ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Um dieses Ereignis stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, hatte die Behinderten-Gemeinschaft Bonn am Mittwoch zu einem Aktionstag auf den Münsterplatz eingeladen. Sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung waren vor Ort, um zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

„Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir Menschen zusammenbringen und sichtbar machen, dass es viele verschiedene Arten von Behinderungen gibt“, erklärte Marion Frohn, Geschäftsführerin der Behinderten-Gemeinschaft Bonn, das Ziel des Aktionstages, bei dem man sich nicht nur an Ständen verschiedener Institutionen informieren und beraten, sondern auch ein buntes Bühnenprogramm erleben konnte. Die Behinderten-Gemeinschaft Bonn, ein Verein, dessen Geschichte bis in die 1970er Jahre zurückreicht, informierte über ihre Funktion als Behindertenbeauftragte, die sie seit 2005 innehat und stellte ihr Beratungsprogramm für Menschen mit sichtbaren und unsichtbaren Behinderungen sowie chronischen Erkrankungen vor.

Auch Giorgi Kikadze nahm am Aktionstag teil, um über seinen Alltag zu informieren: „Viele Menschen können es sich nicht vorstellen, wie es ist, als Gehörloser zu leben“, sagte der 39-Jährige, der in der Firma Signcom im Bereich ambulante Betreuung arbeitet. „Bei vielen notwendigen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Amtsgängen, sind wir auf Dolmetscher angewiesen. Von diesen gibt es aber viel zu wenige“, erklärt Kikadze.

Haltestellen nicht barrierefrei

Vor große Herausforderungen wird auch Joachim Marx nahezu jeden Tag gestellt, wenn er mit seinem Elektro-Rollstuhl unterwegs ist. „Oft komme ich nicht weiter, weil Falschparker im Weg stehen. Auch E-Scooter sind ein großes Problem geworden“, berichtete Marx. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel stellt ihn ebenfalls vor enorme Herausforderungen: „In Bonn sind gerade mal 471 von 1078 Haltestellen barrierefrei ausgebaut. Dabei hätten bis zum 1. Januar 2022 eigentlich alle barrierefrei sein müssen“. E

ine üble Überraschung erlebte Marx kürzlich, als er mit dem Bus fahren wollte: Die Griffe der Rampe für Rollstuhlfahrer waren abgebrochen, woraufhin er vom Busfahrer darauf hingewiesen wurde, auf den nächsten Bus zu warten. „Warum werden die Rampen nicht regelmäßig auf ihre Funktion hin geprüft?“, fragte Marx. Für Rebecca Behringer ist es noch eine ganz neue Übung, mit dem E-Rolli Bus zu fahren. „Ich hatte bisher immer Angst, alleine Bus oder Bahn zu fahren. Das war immer nur mit Begleitung möglich. Jetzt habe ich den E-Rolli bekommen, um zu üben“, berichtete sie.

Für musikalische Unterhaltung sorgte beim Aktionstag die inklusive Band „Project Inclusion“, während auf dem Münsterplatz mit verschiedenen Aktionen auch auf das Thema Inklusion und Kinderrechte hingewiesen wurde. „Uns ist es wichtig zu zeigen, dass Kinder unterschiedlich aufwachsen, aber alle das Recht auf Freizeit haben. Kinder mit Behinderung werden dabei oft vergessen“, sagte Frohn. Um mobilitätseingeschränkten Kindern die Teilhabe an Freizeitangeboten zu ermöglichen, fordere man den Ausbau der Barrierefreiheit in Schulen und Jugendzentren sowie geschultes Personal zur Betreuung der Kinder. „Studien haben belegt, dass Kinder mit und ohne Behinderung vom gemeinsamen Unterricht profitieren. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte Frohn.

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