Kennedybrücke: Der Chef packt selbst mit an

Michael Arz ist Bauleiter für Stahlbau - Der 47-Jährige kennt Bonn noch aus seiner Studienzeit

Kennedybrücke: Der Chef packt selbst mit an
Foto: Max Malsch

Bonn. Den Mann, von dem sein Geschäftsführer Uwe Heiland sagt, er wäre sein "bester Mitarbeiter" und außerdem ein beeindruckender Typ, kann so schnell nichts erschüttern. Michael Arz heißt er, ist Bau- und Projektleiter für den Stahlbau der Kennedybrücke. Und die Ruhe in Person.

Schon nach wenigen Sätzen mit dem 47-Jährigen steht fest: Diesen Menschen, der täglich bei Wind und Wetter draußen ist, ausgestattet mit einem starken Händedruck und festem Blick aus grauen Augen, dazu Bartstoppeln im kantigen Gesicht, kann so schnell nichts umwerfen. Ein Weichei sieht anders aus.

Kürzlich, als die Brücke für einen Belastungstest gesperrt wurde, bekam das ein Mitarbeiter zu spüren, der nach dem Sperrsignal noch mit dem Auto durchfahren wollte. "Nix da", brummte Arz, machte sich noch breiter als er ist und schickte den Mann zurück. "Hier fährt jetzt keiner mehr drüber." Basta. Widerspruch zwecklos. Der Fahrer verzog das Gesicht, legte den Rückwärtsgang ein und machte sich davon.

Für den leitenden Ingenieur ist die Kennedybrücke keine Baustelle wie jede andere, sondern eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. In Poppelsdorf hat er vor 25 Jahren Vermessungstechnik studiert, in der Breite Straße und der Bismarckstraße gewohnt, hier lernte er seine Frau Uta kennen. Wo genau, weiß er nicht mehr. "Wahrscheinlich eher in einer Kneipe als im Hörsaal", sagt Arz und grinst.

Die Namen der Kneipen von damals wollen ihm nicht mehr recht einfallen, also kann es mit dem faulen Studentenleben nicht so weit her gewesen sein. Aber die Rückkehr nach Bonn weckte Erinnerungen. "Das war eine schöne Zeit hier. Ich habe mich echt gefreut, als der Job kam. Bonn ist eine super Stadt." Viel Zeit für einen Bummel hat Arz aber nicht mehr. Er ist täglich von morgens sieben bis oft nach 20 Uhr auf der Baustelle.

Viel Schreibtischarbeit gehört auch dazu. "Aber ich versuche, möglichst viel draußen zu sein und den Büro- und Papierkram später zu machen.", sagt er. Manchmal packt er auch selbst mit an, denn: "Nur vom Schreibtisch aus lässt sich so eine Baustelle wie die Kennedybrücke nicht machen." 50 Männer tanzen auf der Brücke nach seiner Pfeife, 35 Stahlbauer und Schweißer, acht Korrosionsschützer und sieben Gerüstbauer.

Allein seit Mitte Mai wurden 1 700 Tonnen Stahl in der Brücke montiert. Und weil auch schon 40 000 bis 50 000 Schrauben und Nieten ausgetauscht wurden, sagt der Ingenieur: "Die Brücke ist jetzt stärker als jemals zuvor." Bis dahin war es ein Haufen Arbeit. "Aber wir arbeiten nicht nach der Uhr." Lediglich Freitagsnachmittags schaut Arz auf die Uhr. Dann will er etwas früher los, um zu seiner Familie nach Hause nach Rotenburg zu kommen.

Aber die letzten sechs Wochenenden, "so lange der Schwimmkran noch hier war", hat das auch nicht geklappt. Statt dessen haben ihn die Ehefrau und der vierjährige Sohn ein paar Mal in Bonn besucht. "Sie haben in dieser Zeit mit Sicherheit mehr von Bonn gesehen als ich in den letzten zwei Jahren", sagt Arz und zuckt die Schultern. "Man gewöhnt sich dran. Auch dass man der Baustelle hinterher fahren muss."

Wohin es in nach dem Job in Bonn verschlagen wird, weiß er noch nicht. Lange hat Arz in den neuen Ländern gearbeitet, in Leipzig. Dort baute er Mitte der 90er bis 2004 das Zentralstadion mit, die Landeszentralbank, das Güterverkehrszentrum und etliche Hotels. Sein Arbeitgeber die Eiffel Deutschland GmbH, ist einer der großen Player auf dem Markt, hat vor zwei Jahren die Stahlbausparte von Thyssen-Krupp übernommen.

Zuvor war Arz bei der ebenfalls nicht unbekannten Firma Holzmann gewesen. Das prägt. Auch privat kann der passionierte Hobby-Golfer offenbar nicht auf Arbeit verzichten. "Ich habe im Jahr 2000 ein Haus gekauft und die letzten sechs bis sieben Jahre alles umgebaut und neu gemacht", erzählt er. "Da hätte ich auch neu bauen können."

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