Betreuung von Familien in Bonn Kinderschutzbund sucht neue Bezugspaten

Seit 2008 gibt es in Dransdorf die Bezugspatenschaften des Kinderschutzbundes. Sie helfen Familien und ernten dafür viel Dankbarkeit.

 Ulla Baumgärtner-Schmäing vom Kinderschutzbund (links), Safia Mohamed und ihre einjährige Tochter pflegen heute ein freundschaftliches Verhältnis.

Ulla Baumgärtner-Schmäing vom Kinderschutzbund (links), Safia Mohamed und ihre einjährige Tochter pflegen heute ein freundschaftliches Verhältnis.

Foto: Abir Kassis

Seit 50 Jahren bildet der Kinderschutzbund Bonn eine Lobby für Kinder und Jugendliche. Eines der Angebote ist der Eltern-Kind-Treff in Dransdorf für Kinder von null bis drei Jahren. Aus diesem präventiven Angebot entwickelten sich 2008 die Bezugspatenschaften für Familien, die heute zu den Kernangeboten zählen. Qualifizierte ehrenamtliche Bezugspaten unterstützen und begleiten junge Familien mit Kindern bis 6 Jahren in Bonn durch Hilfe zur Selbsthilfe. Es werden fortlaufend neue Freiwillige gesucht.

Anders als Mitarbeiter des Jugendamts nehmen Bezugspaten eine freundschaftliche Rolle in der Familie ein. „Ein Pate kann Gesprächspartner für die Eltern sein, aber auch Spielgefährte für das Kind“, erklärt Ulla Baumgärtner-Schmäing, die das Hilfsprojekt initiiert hat und heute als Koordinatorin arbeitet. „Egal in welcher Form die Patinnen und Paten unterstützen, im Fokus stehen das Kind und seine Bedürfnisse. Es geht dabei auch viel um die Entlastung der Eltern“, so die Koordinatorin.

Safia Mohamed ist vierfache Mutter und dankbar über das Hilfsangebot des Kinderschutzbundes. Als sie 2010 von Somalia nach Deutschland kam, kannte sie außer ihrem Mann noch niemanden in Bonn. „Er musste den ganzen Tag arbeiten, es war nicht leicht für mich. Aber dann habe ich Ulla kennengelernt, die mir bis heute viel geholfen hat“, so die 34-Jährige. Zweimal wöchentlich konnte sie ihre Kinder zur Vormittagsbetreuung bringen. 2014 wurde sie mit dem dritten Kind schwanger. „Damals vermittelte mir Ulla meine erste Patin, eine junge Studentin, die uns wirklich viel geholfen hat“, so Mohamed.

Eigentlich sei sie eher schüchtern, aber zu der Patin habe sie schnell ein inniges Verhältnis aufgebaut, und man begann, gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge zu machen. „Als wir in eine größere Wohnung ziehen wollten, hat sie ihren Vater, Bruder und Freund zur Unterstützung mitgebracht, alle haben geholfen“, sagt Mohamed und freut sich über die Hilfsbereitschaft.

Weil die Patin in ihren Prüfungsphasen seltener Zeit für die Familie hatte, kam später eine weitere Studentin hinzu. Beide wurden zu engen Freunden der Familie. Als Mohamed eine Ausbildung zur Kinderpflegerin begann, erhielt sie zusätzliche Unterstützung von einer Lehrerin, die sich ebenfalls als Patin für den Kinderschutzbund engagiert. Zu allen Patinnen pflegt Mohamed noch heute ein gutes Verhältnis.

Derzeit beschäftigt der Kinderschutzbund 16 ehrenamtliche Bezugspatinnen und -Paten im gesamten Bonner Raum. „Unsere jüngste ist eine 24-jährige Studentin“, so Baumgärtner-Schmäing. Der älteste Bezugspate sei ein 76-jähriger Rentner. Zu den Paten gehören Bürokaufleute, Ärztinnen, ITler. Sie alle verbindet laut der Projektkoordinatorin eins: der Wunsch nach einer erfüllenden Aufgabe. „Es ist ein Geben und Nehmen, wir kriegen von den Familien auch viel zurück, vor allem Wertschätzung“, sagt die Koordinatorin.

Mehr Belastung durch Corona-Pandemie

Während der Corona-Pandemie sei die Belastung für viele Familien und ihre Helfer allerdings gewachsen, berichtet sie. „Weil es keinen Ausgleich gab, ist die psychische Belastung noch einmal deutlicher zutage gekommen.“ Vielen Kindern sei das Loslassen noch schwerer gefallen, weil die Fixierung auf die Eltern durch die Pandemie verstärkt wurde. „Die Paten haben sich aber weiterhin super gekümmert, den Kontakt gehalten über Spaziergänge, Videochats und Besuche an der Haustür.“ Ein Pate habe ein besonderes Ritual entwickelt: Jeden Abend habe er sich mit dem vierjährigen Sohn einer Familie zum Telefonieren verabredet und ihm über Kopfhörer etwas vorgelesen.

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