"Mini-Tabu" in Tannenbusch Kinderstadt lehrt Demokratie

TANNENBUSCH · Von Montag bis Freitag kommender Woche soll Mini-Tabu Acht- bis Zwölfjährige aus dem Viertel auf dem Schulhof des Tannenbusch Gymnasiums auf das gesellschaftliche Leben vorbereiten.

 Die Ehrenamtlichen der Kinderstadt „Mini-Tabu“: Rüdiger Sweere (von links), Ilka Sikora-Wörster, Rainer Bohnet, Markus Höyng und Klaus Freisen.

Die Ehrenamtlichen der Kinderstadt „Mini-Tabu“: Rüdiger Sweere (von links), Ilka Sikora-Wörster, Rainer Bohnet, Markus Höyng und Klaus Freisen.

Foto: Privat

Gerade einmal 7,8 Prozent aller Wahlberechtigten in Tannenbusch haben vor zwei Jahren bei der Oberbürgermeisterwahl ihre Stimme abgegeben. Diese geringe Zahl findet Bonner Rainer Bohnet erschreckend. Er stellte sich die Frage: Wie kann ich daran etwas ändern? Die Lösung erhofft er sich mit der Kinderstadt namens „Mini-Tabu“.

„Ich habe von einer Lehrerin erfahren, dass ihre Klasse in Tannenbusch bunt gemischt ist. Die Schüler kommen aus allen Gebieten der Welt und wissen nicht immer genau, was Wahlen sind.“ Sie sagte ihm, dass er auf die Jüngsten zugehen solle, weil sie ein offenes Ohr für Politik und Gesellschaft hätten.

Und so nahm er sich ein Beispiel an „Mini-Beuel“. „Diese Kinderstadt gibt es seit zehn Jahren. Sowohl Mädchen als auch Jungen nehmen an dem Projekt teil.“ Laut Bohnet stehen der kleinen Stadt in Beuel etwa 100 000 Euro zur Verfügung. „Wir fangen gerade erst an. Momentan haben wir 12 000 Euro an Spenden gesammelt.“ Es gebe aktuell etwa 50 Teilnehmer. Wenn alles gut laufe, könne man die Gruppe schon im nächsten Jahr auf 70 oder 80 Kinder vergrößern.

Aber diese Aufgabe, die Bohnet seit mehr als einem Jahr ehrenamtlich plant, kann er nicht alleine stemmen. Seine Freunde Ilka Sikora-Wörster und Klaus Freisen helfen ihm. „Damit das Projekt Spenden erhalten konnte, mussten wir eine gemeinnützige Organisation ins Boot holen.“ Die katholische Kirchengemeinde St. Thomas Morus unterstützt die drei, OB Ashok Sridharan hat die Schirmherrschaft übernommen.

Nachdem die Planung stand, wurde die Werbetrommel gerührt. „Wir haben alles bedient: Presse, Soziale Medien, Flyer. Die Resonanz war gering“, sagt Bohnet. Doch dann bekamen sie einen Tipp eines Tannenbuschers. Daraufhin gingen sie persönlich auf die Leute zu, klingelten an Haustüren und kamen mit den Menschen ins Gespräch. Das hatte Erfolg: Alle 50 Plätze in der Kinderstadt sind belegt.

In „Mini-Tabu“ lernen die Mädchen und Jungen an fünf Tagen, was es bedeutet, Aufgaben zu übernehmen und sich gesellschaftlich zu etablieren. „Wir stellen in Workshops Berufe vor, darunter den Schreiner, den Polizisten oder auch den Redakteur. Dafür haben wir 30 Menschen gewinnen können, die diesen Beruf ausüben und alle Fragen beantworten“, erklärt Bohnet. Die Kinder stellen außerdem eine eigene Radiosendung auf die Beine, die bei Radio Bonn/Rhein-Sieg ausgestrahlt werden soll.

Die Acht- bis Zwölfjährigen erfahren aber auch, was bei Erster Hilfe zu tun ist oder welche Voraussetzungen rechtlich gegeben sein müssen, damit ein Polizist mit seiner Waffe schießen darf. An jedem Abend gibt es eine Bürgerversammlung. „Unsere Teilnehmer dürfen sich kritisch äußern und über Vorhaben abstimmten. Wichtig ist uns dabei, dass sie lernen ihre Meinung kund zu tun und auch lernen zu respektieren, wenn diese nicht geteilt wird. Die Demokratie steht dabei im Vordergrund.“

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