Lichtspielhäuser in der Krise Wie der Kinobesuch in Bonn nach dem Lockdown aussieht

Bonn · Nachdem die Kinos aufgrund der Corona-Pandemie wochenlange geschlossen blieben, machen in Bonn die Lichtspielhäuser wieder auf. Mit einem normalen Spielbetrieb rechnen sie aber nicht.

 Das Woki öffnet nach wochenlanger Corona-Pause wieder seine Türen.

Das Woki öffnet nach wochenlanger Corona-Pause wieder seine Türen.

Foto: Benjamin Westhoff

Lange mussten Cineasten und Popcornliebhaber auf ihre Lichtspielhäuser verzichten. Aufgrund der Corona-Pandemie haben seit März alle Kinos in Deutschland pausiert. Ein Umstand, der die Branche finanziell hart getroffen hat, wie Vincent Bresser vom Bonner Kino WOKI mitteilt: „Die vergangenen Monate haben die Kinos in Deutschland rund 46 Millionen Besucher gekostet, alles in allem fehlen den Kinos über 186 Millionen Euro an Umsätzen.“

Im Nachgang seien die Verluste nicht mehr aufzuholen, sagt der Gesellschafter. Felix Bresser gibt ein Einblick in seine Gefühlslage. „Uns traf die Schließung sehr. Wir waren geschockt und haben unseren Spielbetrieb innerhalb weniger Stunden abgebrochen, schildert der Theaterleiter. Man habe dann das Beste aus der Situation gemacht und die spielfreie Zeit genutzt. „Wir haben Reinigungsarbeiten, Wartungen und Reparaturen im Kino durchgeführt“, erzählt Felix Bresser. Den Kontakt zum Publikum habe man über die sozialen Medien aufrecht gehalten und hier auch großen Zuspruch erhalten.

Unter Einhaltung der Corona-Auflagen öffnet das WOKI am Donnerstagabend nun wieder seine Türen. „Die Mitarbeiter arbeiten hinter Spuckschutzwänden und die Besucher müssen beim Betreten des Foyers einen Mund- und Nasenschutz tragen, welcher erst am Sitzplatz abgenommen werden darf“, erklärt Felix Bresser. Zudem stehen im Verkaufsbereich und in den sanitären Anlagen Desinfektionsspender bereit. „Die Abstandregeln müssen eingehalten werden und für den Ein- und Auslass wird es im Bedarfsfall ein neues Wegekonzept geben.“

Snacks und Getränke werden weiterhin angeboten und sämtliche Flächen regelmäßig desinfiziert. Und doch sei mit einem normalen Spielbetrieb erstmal nicht zu rechnen, wie Felix Bresser ausführt. „Da noch nicht alle deutschen Kinos den Spielbetrieb aufgenommen haben, wird es zur Wiedereröffnung vorerst kaum neue Produktionen zu sehen geben.“

Allerdings habe sich das WOKI in den vergangenen Wochen viele Gedanken rund um ein kreatives Kino-Programm gemacht, so der Theaterleiter. So sollen unter anderem Highlights aus der Kinogeschichte mit in das Programm aufgenommen werden. Auch Kinderfilme und Konzertmitschnitte sollen über die Leinwände laufen. „Wir freuen uns auf den Moment, wenn die ersten Gäste ins Kino kommen“, sagt Felix Bresser und tritt auch auf die Bremse. „Wir wollen, dass sich die Besucher erstmal wieder an das Kino gewöhnen.“ Mit einem Irrglauben räumt er dann noch auf: „Auch im Sommer kann man in die Kinos gehen, die Säle sind alle klimatisiert.“

Das Rex-Theater in der Frongasse und die Neue Filmbühne an der Friedrich-Breuer-Straße sind bereits seit dem 11. Juni wieder im Betrieb. „Wir waren zusammen mit der Brotfabrik die ersten Lichtspielhäuser, die in Bonn wieder geöffnet haben“, erzählt Dieter Hertel. Das Fazit des Betreibers fällt aber nüchtern aus. „Bisher sind die Besucherzahlen nicht gut, das ist aber bei allen Kinos so“, sagt er. Um das Vertrauen zum Besucher wieder aufzubauen, halte man die Schutzmaßnahmen strenger ein als nötig. „Wir behalten den 1,50 Meter Abstand im Radius ein.“ So werden in den Sälen auch die Zwischenreihen nicht besetzt. „Die Besucher brauchen keine Angst haben, die Schutzmaßen sind getroffen.“

Trotz der Abstände könne man ein ausreichendes Angebot an Sitzplätzen aufbieten, sagt Hertel. „Im Rex haben wir 100 Sitzplätze und 54 in der Filmbühne.“ Und auch die Spielzeiten laufen wieder ganz normal „Wir haben viele Filme im Programm, die wir aufgrund der Schließung nicht weiter zeigen konnten, aber auch viel Neues“, so Hertel.

Ab dem 2. Juli werden auch das Kinopolis in Bad Godesberg und das Cinestar „Stern“ am Marktplatz wieder öffnen. Das teilten die Betreiber in den Sozialen Medien mit.

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