Nach Tod von Kiosk-Betreiberin „Helgas Büdchen“ aus Bonn kommt ins Freilichtmuseum Kommern

Bonn · Der beliebte Bonner Kiosk der verstorbenen Helga Karsten wird nun im Freilichtmuseum in Kommern aufgestellt. An diesem Mittwoch wurde er von seinem Standort an der Meckenheimer Allee abgeholt.

 Das Zeitungsbüdchen aus dem Musikerviertel steht ab sofort in Kommern.

Das Zeitungsbüdchen aus dem Musikerviertel steht ab sofort in Kommern.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein paar Schrecksekunden gab es am Mittwochmorgen schon für Josef Mangold, den Leiter des Freilichtmuseums in Kommern. Erst knirschte und klapperte es unheilvoll, doch dann schwebe der alte Kiosk unweit des Landesmuseums in Bonn sanft und lautlos auf den Anhänger des schweren Transporters. Fast 40 Jahre lang verkaufte Helga Karsten aus ihrer bunt beklebten Hütte an der Meckenheimer Allee heraus Zeitungen, Zeitschriften und Zigaretten. Seit ihrem plötzlichen Tod im Mai ist die Bude jedoch geschlossen. Am Dienstag zog „Helgas Büdchen“ daher ins Freilichtmuseum um. In Kommern wird der Kiosk neben der Milchbar aus Brühl sowie der Wurstbude aus dem Kölner Tatort auf dem „Marktplatz Rheinland“ stehen.

Ganz so einfach wie gedacht war der Abbau jedoch nicht. Bevor Thorsten Strick und Kranführer Sergey Roor die überpinselte und beklebte Hütte am Haken hatten, musste zunächst die Stromversorgung gekappt sowie ein fest installierter Zigarettenautomat entfernt werden. Doch auch dann ging es noch nicht reibungslos weiter. „Eine Überraschung“, rief Strick, als er die Metallschürzen am Unterbau entfernte.

Denn offenbar war vor Jahrzehnten für den Kiosk einfach ein ausrangierter Wohnwagen umgebaut worden. „Macht nichts“, betrachtete Strick die Konstruktion. „Wir haben auch das Bundesbüdchen sicher transportiert. Das schaffen wir auch diesmal“, nickten sich die beiden Männer zu. Gesagt, getan: Die Hebeseile wurden angebracht und verankert. Jetzt war Fingerspitzengefühl gefragt. Zentimeter um Zentimeter zog der Kran vorsichtig an, bevor sich die Konstruktion schließlich vom Boden löste. Dann endlich war es geschafft: Nach zweistündiger Vorarbeit schwebte das Büdchen auf den Lastwagen und fuhr in Richtung Kommern davon.

Büdchen wird von Konservatoren begutachtet

Sobald das Bonner Schmuckstück in der Eifel angekommen ist, wird es im Museumsdepot zunächst dokumentiert und von den Konservatoren begutachtet. Erst im Anschluss beginnt eine behutsame Restaurierung. Vor allem die Rostschäden müssen beseitigt werden. „Es ist uns wichtig, dass der Charme erhalten bleibt“, freut sich Museumsleiter Mangold über den Neuzugang. „Das ist wirklich ein tolles Dokument der Nachkriegszeit aus der Region.“ Froh ist er auch, dass noch alle Zeitungen vom Todestag der einstigen Betreiberin erhalten sind. Denn diese werden in Kommern wieder in den Auslagen liegen.

Für die Nachbarn im Viertel Meckenheimer Allee, Colmant- und Quantiusstraße war „Helgas Büdchen“ mehr als ein Verkaufsstand für Zeitungen, Zigaretten und Bonbons. „Diese acht Quadratmeter waren eine Institution, ein sozialer Treffpunkt“, erinnert sich Bernd Martinius. „Man ging zur Helga und traf immer jemanden, den man kannte.“ Wie beliebt die Geschäftsfrau war, zeigt sich auch daran, dass bis Mittwoch stets frische Blumen und Kerzen vor dem Kiosk abgelegt wurden. Ehrensache für die Nachbarn, dass sie „Helgas Büdchen“ gemeinsam verabschiedeten und zusammen das Schauspiel verfolgten.

Bonn: Kiosk zieht ins Freilichtmuseum Kommern - Bilder
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Kiosk zieht von der Colmantstraße ins Freilichtmuseum Kommern

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Foto: Thomas Kliemann

Für Herbert Conzen, den Neffen von Helga Karsten, war es ebenfalls nicht leicht mit anzusehen, wie der Verkaufswagen abgebaut wurde. „Aber ich bin wirklich glücklich, dass das Büdchen als Zeitdokument gesichert wird und so erhalten bleibt. Meine Tante hätte sich darüber sehr gefreut. Sie ist für uns nicht weg, sie zieht einfach nur um“, sagte er zufrieden und blickt dem Lastwagen bei der Abfahrt hinterher. Er und die Nachbarn im Viertel sind sich jedoch schon einig: „Wir werden alle nach Kommern reisen, um zu sehen, wo Helgas Büdchen steht“, plant Martinius.

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