Absage des Bonner Kirschblütenfestes Kirsche blüht auch ohne Party

Bonn · Bewohner der Bonner Altstadt sind unterschiedlicher Auffassung, ob die Absage des Festes eine gute oder schlechte Nachricht ist. Immerhin gibt es den Vorschlag, Heerstraße und Breite Straße während der Kirschblüte für den Autoverkehr zu sperren.

Das Kirschblütenfest wurde vom Bonner Veranstaltungsbüro Aventan für dieses Jahr abgesagt. In der Altstadt ist man unterschiedlicher Auffassung, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht für das Viertel ist. „Ich habe das eigentlich immer als sehr schön empfunden. Das Kirschblütenfest hat zusätzlich Bewegung ins Viertel gebracht“, sagt Anwohnerin Yvonne van Laak.

Shanti Wolfram, der seit Jahrzehnten in der Breite Straße lebt, sieht das etwas anders: „Es war im vergangenen Jahr einfach eine Dimension zu groß.“ Er hofft, dass durch die Absage „der Hype etwas gebremst wird“. „Es wäre doch schön, wenn die Aufmerksamkeit wieder auf der schönen Blüte liegen würde und nicht ausschließlich auf der Party.“ Sein Vorschlag in Richtung Stadt lautet: Heerstraße und Breite Straße sollten während der Blütezeit für den Autoverkehr komplett gesperrt werden. Wie groß das Interesse an der Kirschblüte ist, zeigen auch die vielen Kommentare auf der Facebook-Seite des GA.

Jürgen Repschläger, Antiquar, Linken-Stadtverordneter und Mitglied der Altstadt-Initative (AI), hält die Absage für die richtige Entscheidung. „Jetzt kann man in Ruhe überlegen, wie es 2018 weitergehen kann.“ Auch Hartmut Löschcke von der AI zeigte sich erleichtert. Dass die Initiative das Kirschblütenfest künftig wieder an einem zentralen Tag im Alleingang stemmt, kann er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen.

„Denkbar wäre vielleicht eine Reihe von Aktionen, die sich auf den gesamten Zeitraum der zweiwöchigen Kirschblüte erstrecken. Im Rahmen eines Frühlingsfestes beispielsweise.“ Ob und wie es weitergehen könne, darüber werde im März beim nächsten Treffen zu sprechen sein. Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass die Anmeldung für solche Festivitäten nach Möglichkeit sechs Wochen vor dem Termin bei der Verwaltung eingehen müsse.

Ein weiteres Thema für die AI wäre der Altstadtflohmarkt. 2016 fanden Kirschblütenfest und Flohmarkt an einem Tag statt. Zurzeit gibt es für Letzteren keinen Organisator. „Ich kann mir vorstellen, dass die Initiative hier noch einmal Verantwortung übernehmen könnte“, so Löschcke.

Knapp 900 Unterschriften gegen Kommerzialisierung des Festes

Am Dienstag hatten die Veranstalter Frauke Schröder und Torsten Ulke von ihren Plänen, das Kirschblütenfest am 23. April zu veranstalten, Abstand genommen (der GA berichtete). Begründung: Die Gegner des Fests hätten unwahre Behauptungen über die Beweggründe verbreitet. Anwohner und Gewerbetreibende hatten knapp 900 Unterschriften gegen eine Kommerzialisierung des Kirschblütenfestes gesammelt. Eigenen Worten zufolge wollte Aventan keine „übermäßige Kommerzialisierung“. Aber die Ausmaße, die das Fest angenommen habe, machten eine „gewisse Monetarisierung“ notwendig. 2016 hatte der Veranstalter erstmals die Organisation übernommen.

Der Altstadtinitiative war das mit ehrenamtlicher Arbeit zu umfangreich geworden. Die Tourismus & Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg (T&C) hatte Aventan ins Gespräch gebracht. Der Unterschied zu den Vorjahren war vor allem in der Heerstraße mit Essensständen zu sehen und einem Bühnenaufbau für Livemusik. Ulke hatte für dieses Jahr eine „behutsame Erweiterung der Beschicker über die Altstadt hinaus“ angekündigt. Einige Altstädter störten sich vor allem daran, dass ohne ihr Wissen ein zweitägiges Fest angemeldet werden sollte.

Der Grünen-Stadtverordnete Hartwig Lohmeyer fordert die Stadt nun auf, das Kirschblütenfest organisatorisch zu unterstützen. „Die Stadt steht hier mit in der Verantwortung, dass das Fest künftig mit seinem typischen Charakter eines Nachbarschaftsfestes erhalten werden kann“, findet Lohmeyer und hat einen Antrag für die nächste Sitzung der Bonner Bezirksvertretung eingereicht. Inhalt: Die Stadt soll überprüfen, wie sie die Altstädter unterstützen könne. Lohmeyer begründet das mit der Strahlkraft der Kirschblüte über die Altstadt hinaus. Durch das große Interesse sei die Organisation des Fests rein ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen.

Jahr für Jahr finden mehr Touristen den Weg zur Kirschblüte in die Altstadt. Die T&C wirbt damit auf Tourismusmessen. Auch internationale Reisebücher empfehlen einen Besuch im Frühjahr.

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