Personalmangel und geringe Wertschätzung 1000 Beschäftigte beteiligen sich an Kita-Warnstreik in Bonn

Bonn · 1000 Beschäftigte aus Kitas und OGS sind am Mittwoch dem Streikaufruf von Verdi gefolgt. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz forderten sie mehr Geld und mehr Personal. Für den 12. Mai plant die Komba einen weiteren Streik.

 Vor dem DGB Haus in der Endenicher Straße haben sich die Beschäftigen aus dem Bereich Betreuung zur Demonstration versammelt.

Vor dem DGB Haus in der Endenicher Straße haben sich die Beschäftigen aus dem Bereich Betreuung zur Demonstration versammelt.

Foto: Meike Böschemeyer

Vor dem DGB-Haus an der Endenicher Straße in Bonn haben sich am Mittwochmorgen mehr als 1000 Beschäftigte aus den Bereichen Soziales und Erziehung zum Warnstreik versammelt und sind zu einer Kundgebung auf den Marktplatz gezogen. In der Tarifauseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und der Gewerkschaft fordert die Gewerkschaft Verdi „eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst“.

Bundesweit hatte Verdi dafür zum Streik aufgerufen. „Wir wollen vor der nächsten Verhandlungsrunde noch einmal ordentlich mobilisieren und hoffen, dass dann auch ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt wird“, kündigte Gewerkschaftssekretärin Ellen Steinhäuser im Gespräch mit dem General-Anzeiger an. So plane Verdi für die nächste Woche weitere Streiks. Die Gewerkschaft fordert von Oberbürgermeisterin Karin Welge aus Gelsenkirchen als Vorsitzender der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) mehr Sichtbarkeit und ein faires Angebot. Die dritte Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern ist für den 16. und 17. Mai geplant.

Verdi-Streik in Bonn: Mitarbeiter von Kita & Uniklinik streiken - Bilder
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Erzieher und Pfleger streiken in Bonn

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Konkrete Angaben, wie viele Kinder und Eltern vom Streik betroffen waren, gab es am Mittwoch nicht. Stellenweise hätten zum Beispiel Teilzeitkräfte eine Notbetreuung angeboten, berichtete Steinhäuser. Die meisten Kitas seien aber geschlossen geblieben, so die Gewerkschaftssekretärin.

Ohne Änderungen im Tarifvertrag sieht Steinhäuser für die Branche schwarz: „Wir werden in den nächsten Jahren viele Kolleginnen und Kollegen verlieren, die in Rente gehen. Es gibt leider eine hohe Fluktuation. Menschen fangen mit Herzblut an und halten den Stress dann nicht aus.“ Das Berufsfeld müsse deswegen in Zukunft attraktiver gestaltet werden, auch durch bessere Bezahlung.

Unter den Streikenden in Bonn war die Empörung am Mittwoch groß. Eine Mitarbeiterin einer Bonner Kita formulierte ihre Forderungen klar: „Mehr Geld, mehr Personal, kleinere Gruppen.“ Als Erzieherin fühlt sie sich zu wenig wertgeschätzt: „Die Erwachsenen werden vergessen“, fasst sie zusammen.

Auch Mitarbeiterinnen einer Offenen-Ganztags-Schule(OGS) in Hürth kennen dieses Gefühl. Ihr Beruf sei mittlerweile viel mehr organisatorischer als pädagogischer Natur. Um die Fachkräfte in der OGS zu entlasten, sei eine Entlastung durch noch mehr Ergänzungskräfte notwendig. Dieses Gefühl teilen auch andere Streikende. „Wir gehen am Stock und können nicht mehr“ und „Es ist fünf vor zwölf – mehr braucht mehr“ ist auf Plakaten zu lesen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitgebracht haben.

Komba kündigt weiteren Streik für 12. Mai an

Nicht nur die Gewerkschaft Verdi fordert in Tarifverhandlungen verbesserte Arbeitsbedingungen. Der Ortsverband der komba-Gewerkschaft vertritt die Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst im Raum Bonn. Dazu zählen auch Beschäftigte in städtischen Kitas aus Bonn. Für Donnerstag, 12. Mai, plane auch Komba, die Kitas zu bestreiken, berichtete Christoph Busch, Vorsitzender des Komba-Ortsverbandes Bonn.

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