275 Jahre Poppelsdorfer Kirmes „Klein Pützchen“ soll wiederbelebt werden

Poppelsdorf · Stelen, Ausstellung und Chronik: Der Förderverein Poppelsdorfer Geschichte hat ein Festjahr rund um die Kirmes im Ort ausgerufen. Sie ist 275 Jahre alt.

 Läuten das Festjahr rund um 275 Jahre Poppelsdorfer Kirmes ein: Wolfgang Alt (l.) und Michael H. Faber.

Läuten das Festjahr rund um 275 Jahre Poppelsdorfer Kirmes ein: Wolfgang Alt (l.) und Michael H. Faber.

Foto: Stefan Knopp

Karl-Heinz Kron deutete auf eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, die einen Jungen auf einem Autoscooter zeigt. „Das waren meine ersten Fahrversuche“, sagte der Schultheiß der Poppelsdorfer Kolpingsfamilie. Die Aufnahme, die seine Mutter damals gemacht hat, ist jetzt an der Clemens-August-Straße zu sehen – neben anderen alten Aufnahmen von der Poppelsdorfer Kirmes, die sich in diesem Jahr zum 275. Mal gejährt hätte, wenn es die Pandemie zugelassen hätte.

Feiern will man dieses Jubiläum trotzdem. Dazu hat Michael H. Faber für den Förderverein Poppelsdorfer Geschichte alte Bilder und Informationen zusammengestellt, die als Stelen im Ortszentrum aufgestellt werden. Da sich die Anlieferung verzögerte, stehen an den entsprechenden Stellen rund um Laternenmasten zwischen Poppelsdorfer Platz und Botanischen Gärten Holzaufsteller, die im Laufe der Woche ersetzt werden sollen. Darüber hinaus weisen die Flaggenmasten des Ortsbundes auf das Festjahr 2021/22 hin, das Wolfgang Alt, Vorsitzender des Fördervereins, am Sonntag auf dem Poppelsdorfer Platz ausrief: dort, wo eigentlich die 275. Kirmes offiziell eröffnet worden wäre.

Die erste wurde am 4. Juli 1746 von Kurfürst Clemens-August als Kirchweih-Messe zur Einweihung der Kapelle im Poppelsdorfer Schloss gestiftet und dementsprechend auch dort gefeiert. Spätestens zum Beginn des 19. Jahrhunderts, berichtete Alt, wurde die Tradition an die Clemens-August-Straße verlegt. „1810 gab es eine kleine Anzeige von einem Gastwirt, der anlässlich der Kirmes zu Tanzlustbarkeiten einlud“, sagte Faber. Dem schlossen sich weitere Wirte sowie die Ortsvereine an. „Sie wollten Publikum aus der Stadt anziehen.“ Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges mehrten sich die Attraktionen: Erst gab es Karussells und ein Hippodrom, dann kamen Bärenführer, Theatergruppen und Wanderkinematographen, es gab eine Affen- und Schlangenschau.

„Klein Pützchen“ wurde diese damals größte Kirmes von Bonn auch genannt. „Sie war ein Magnet für Jung und Alt“, merkte Elmar Conrads-Hassel (FDP) an, der für die Bezirksvertretung Bonn sprach. Und das war sie auch noch 2003, als es anlässlich des 100-jährigen Bestehens der evangelischen Lutherkirchengemeinde erstmals einen ökumenischen Wortgottesdienst zu Beginn der Kirmes gab. Die Katholiken und der Ortsbund seien sehr traurig gewesen, als das Erzbistum das im Jahr darauf nicht wieder gestattete, erinnerte sich Pfarrerin Ulrike Veermann.

Alt äußerte die Hoffnung, dass man die Kirmes, die in den letzten Jahren arg schwach besucht war, irgendwie wiederbeleben kann, auch mit einem Programm im Festjahr, das noch erstellt wird. Die Kolpingsfamilie feiert jedenfalls am 18. und 19. Februar 2022 ihre Karnevalssitzung unter dem Motto „Hück un anno dazumal, Kirmes, Kolping, Karneval.“

Zum Anlass gibt es auch eine Sonderausstellung im Poppelsdorfer Heimatmuseum, Sternenburgstraße 23, immer sonntags 14-16 Uhr und donnerstags 14.30-16.30 Uhr zu sehen. Und Faber arbeitet an einer Chronik, für die er viele alte Zeitungsartikel durchforstet. Dafür bittet er die Poppelsdorfer um Fotomaterial. Kontakt: post@poppelsdorfer-geschichte.de, Wolfgang Alt unter ☎ 01 51-19 18 64 84.

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