Fundstücke militärischer Vergangenheit Kleine Rätsel um die Ermekeilkaserne

BONN · Ein solches Mosaik kann nur der Zufall erschaffen. Die Makroaufnahmen lassen ein altes, von Rissen durchzogenes Waschbecken als Kunstwerk auferstehen.

 Voller Risse ist ein altes Waschbecken, von dem es auch Makroaufnahmen zu sehen gibt.

Voller Risse ist ein altes Waschbecken, von dem es auch Makroaufnahmen zu sehen gibt.

Foto: Rühmann-Beemsterboer

Dies ist nur eins der vielen Überbleibsel der Ermekeilkaserne, die Christine Rühmann und Sjaak Beemsterboer auf großflächigen Fotos festgehalten haben oder als Exponate ausstellen. Heute Abend eröffnen sie ihre "Fotoausstellung 02" anlässlich der "Bestandsaufnahme Haus 1" - einem Langzeitprojekt der beiden Künstler, die seit zehn Jahren zusammenarbeiten. Den Besuchern geben sie dabei das ein oder andere Rätsel auf.

"Wir wenden uns Orten zu, die wir seit Jahren in ihrem Wandel begleiten", sagt Rühmann. Die Ermekeilkaserne gehört seit fünf Jahren dazu. Dabei werfen sie und Beemsterboer ihren künstlerischen Blick auf die alten Werke. Bei der "Fotoausstellung 01" im vergangenen Jahr drehte sich zum Beispiel alles um das Franz-Josef-Strauß-Zimmer (Zimmer 127), zu sehen gab es etwa Bürostühle und die Spuren ihrer Rollen. Diesmal geht es um die Kellerräume und das Dachgeschoss, in dem alte Fässer lagern.

"Wir haben nach ungewöhnlichen Blickwinkeln gesucht, die den militärischen Alltag dokumentieren", sagt Rühmann. Dabei stellt sie mit ihrem Partner Objekte aus verschiedenen Perspektiven dar. Das mache den künstlerischen Reiz aus. Ein Beispiel: Zu sehen sind riesige Öfen, vor denen Koks in Säcken und lose liegt. Fotos gegenüber zeigen die Kohle dann im Detail. Beemsterboer konnte es kaum glauben, als er dieses alte Stillleben so vorfand. Im Kopf erwachen die leeren Räume wieder zum Leben. Man stellt sich vor, wie jemand schwitzend die Öfen befeuert. Und fragt sich unweigerlich, wer die Tür des Radiatorraums zugemauert hat und warum.

Aber was könnte sich auf den großen Musterbögen im Raum mit den Fundstücken, den "objets trouvés", befinden? In Schreibmaschinenschrift stehen über einer Art Fettfleck Abkürzungen wie "Schkl", "HGR" und "Milmusik" - es muss etwas mit den militärischen Abteilungen zu tun haben.

Daneben hängen Negativdruckvorlagen über Schnürschuhe - a) mit Gummibesohlung und b) mit Lederbesohlung. Die sind beklebt und ausgebessert, so dass sie schon selbst zu einem kleinen Kunstwerk geworden sind, findet Beemsterboer. Und was sollen die Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit Sonne, Flugzeug, Hafen, einem Schießstand und einer Turbine? Und vor allem der Frau, die im Garten harkt und nach hinten über die Schulter frech den Betrachter anblickt? Es könnte sich vielleicht um eine Art Sprachkurs handeln.

Bei der Vernissage, die heute um 19 Uhr an der Ermekeilstraße 27 beginnt, ist jeder willkommen. Die weiteren Öffnungszeiten: Morgen und am kommenden Sonntag anlässlich der offenen Ateliers in der Südstadt von 14 bis 19 Uhr, danach Dienstag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 15. November, von 15 bis 18 Uhr ist die Finissage. Besucher müssen an der Wache ihren Personalweis vorlegen.

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