„Kleiner Eugen“ So sieht der Neubau am Bonner UN-Campus im Inneren aus

Bonn · In wenigen Wochen soll der neue 65 Meter hohe Erweiterungsbau des Klimasekretariats am Bonner UN-Campus fertiggestellt werden. Wir haben einen Blick in das Innere des Gebäudes geworfen.

 Besuch Bundesministerin Svenja Schulze im UN Campus Bonn mit Begehung des Erweiterungsneubaus.

Besuch Bundesministerin Svenja Schulze im UN Campus Bonn mit Begehung des Erweiterungsneubaus.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Campus der Vereinten Nationen in Bonn wächst. Von außen wirkt der 65 Meter hohe Neubau am Stresemannufer – künftig vermutlich „kleiner Eugen“ genannt – durch seine Glasfassade transparent und modern. Nach seiner Fertigstellung in den nächsten Wochen soll voraussichtlich in der ersten Hälfte des nächsten Jahres das Klimaschutzsekretariat der Vereinten Nationen hier einziehen. Am Freitag gab es im Rahmen eines Besuchs der Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erste Einblicke in das Innere des Gebäudes.

Die Büros im obersten Stockwerk, der Leitungsebene, wirken futuristisch. Die Farbe Grün ist vorherrschend, ganz im Sinne des Klimaschutzes. Darüber hinaus gibt es viele orangene Kontraste. Ein Kühl-, Belüftungs- und Heizsystem soll bei niedrigem Energieverbrauch das ganze Jahr über für gute Arbeitsbedingungen sorgen, erklärt Projektleiter Benedikt Siebert vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Zudem werde ein geothermischer Brunnen als regenerative Energiequelle genutzt. „Das Brunnenwasser wird über eine Wärmepumpe zur Kühlung und Beheizung des Gebäudes und letztlich als Brauchwasser verwendet“, so Siebert.

Als Pilotprojekt im Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude“ (BNB) soll der Neubau den Goldstandard erzielen und hohe ökonomische, ökologische sowie soziokulturelle Kriterien erfüllen, um als besonders nachhaltig zu gelten. Hier habe man „in vielen Teilen Pionierarbeit geleistet“, so Siebert. Ein Beispiel für die Nachhaltigkeit des Gebäudes sei, dass das genutzte Wasser nur zu Teilen im Rhein landet. Ein anderer Teil werde zwischengelagert und später als Toilettenspülung verwendet. Der Wolkenkratzer ist laut Siebert außerdem barrierefrei, bei der Planung wurde eine Architektin einbezogen, die selbst im Rollstuhl sitzt. Es gibt zudem auch haptische Orientierungshilfen für Menschen mit Sehschwäche.

Vom Neubau zeigte sich Bundesumweltministerin Schulze „begeistert“, auch wenn sie während des Pressegesprächs mehrfach von Bohrmaschinen unterbrochen wurde. „Hier wird eben noch gebaut“, sagte sie. Das Gebäude sei hochmodern, energieeffizient und verkörpere in seiner Gesamtheit den Klimaschutz, so die Ministerin.

Bonn: Kleiner Eugen - Bilder vom Inneren
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Bilder vom Inneren des „kleinen Eugen“

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Kosten belaufen sich auf 75 Millionen Euro

Die Kosten für das neue Bonner Hochhaus belaufen sich auf etwa 75 Millionen Euro. Es ist nun das achthöchste Gebäude der Stadt, wird aber bald vom ebenfalls neuen Hochhaus am neuen Kanzlerplatz auf Platz neun verwiesen werden. 2017 haben die Bauarbeiten für das UN-Hochhaus begonnen. Im Schatten des UN-Hauptgebäudes, dem sogenannten „Langen Eugen“, der Ende der 1960er-Jahre gebaut wurde und 115 Meter misst, ist in den vergangenen Jahren nun also ein Wolkenkratzer mit 17 Stockwerken entstanden. Die 7000 Quadratmeter große Fassadenfläche wurde im vergangenen Herbst fertiggestellt (der GA berichtete), nachdem man schon im Juni 2019 das Richtfest feierte.

Ab nächstem Jahr sollen auf den 13.400 Quadratmetern Grundfläche insgesamt etwa 330 Mitarbeiter des Klimasekretariats Platz finden. Bisher war das Sekretariat aufgeteilt. Ein Teil der Beschäftigten arbeitete im „Langen Eugen“, der andere Teil im Haus Carstanjen in Plittersdorf. Diese Abteilungen werden im neuen Gebäude nun zusammengeführt.

In Bonn sind mittlerweile 25 UN-Organisationen im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz tätig. Auch in Zukunft werde die Bundesregierung laut Umweltministerin Schulze weitere „Ansiedlungen von den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen in Bonn aktiv unterstützen und vorantreiben“. Das Gebäude setze nun „ein kraftvolles und selbstbewusstes Zeichen für den Standort Bonn. Zugleich gehe es um die Stärkung verlässlicher und gut funktionierender Strukturen für die Staatengemeinschaft und den internationalen Klimaschutz“, erklärte Schulze.

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