Finanzierungslücke Kleineren Bonner Kitas droht die Schließung

BONN · In der Frage der Kindertagesstätten-Finanzierung sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband Bonn die Stadt und das Land in der Pflicht. "Wir unterstützen ausdrücklich die Forderung nach einer Aufwertung des Erzieherberufs", erklärt Susanne Seichter, Geschäftsführerin des Paritätischen in Bonn, mit Blick auf die landesweite Kita-Demonstration in der Innenstadt.

Die 39 Bonner Kindertageseinrichtungen unter dem Dach des Paritätischen seien ohnehin strukturell unterfinanziert und arbeiteten seit Jahren am Limit. "Weiter steigende Kosten durch ohne Frage angemessene Gehaltserhöhungen werden unsere Kitas nicht auffangen können", so Seichter. Vor allem kleineren Einrichtungen drohe die Insolvenz. Lohn- und Sachkosten seien in den vergangenen Jahren erheblich stärker gestiegen als die im Kinderbildungsgesetz KiBiz verankerten Kind-Pauschalen, über die die Einrichtungen mit dem Land abrechneten. Es klaffe eine Lücke von zehn Prozent.

"Mit den mehr als überfälligen Gehaltserhöhungen bei den Erzieherinnen und Erziehern wird aus der Finanzierungslücke eine kaum mehr zu überbrückende Finanzierungsschlucht", sagt Susanne Seichter. In den vergangenen Jahren hätten die Einrichtungen über den Einsatz eigener Mittel und großes Engagement der Mitarbeiter viele strukturell bedingte Defizite aufgefangen. Seichter betont: "Doch mehr ist nicht drin."

Das bestätigt auch die Vorsitzende der Bonner Elterninitiative Spatzennest, Elke Wonschina: "In den letzten Jahren ist die Finanzierung unserer Einrichtung immer schwieriger geworden. Die Personalkosten machen einen Anteil von rund 80 Prozent aus", rechnet sie vor. Wenn dieser Anteil jährlich um mehr als die im KiBiz festgelegten Anpassungen steige, werde deutlich, dass kein Spielraum mehr bestehe und Einsparungen bei den anderen Kosten nicht ausreichend sein könnten.

Stufenaufstiege bei den Mitarbeiterinnen verursachten jetzt im Spatzennest schon Mehrkosten von bis zu zehn Prozent des laufenden Gehaltes. Hinzu kämen Tarifanpassungen mit insgesamt 11,8 Prozent. "Die Steigerung der KiBiz-Pauschale beträgt seit 2011 dagegen nur sechs Prozent", so Wonschina. Wenn die Anpassung der Gehälter nicht kommen sollte, müssten sie die Einrichtung schließen. "Das kann doch nicht gewollt sein", so Wonschina.

Die Stadt Bonn ist auf GA-Anfrage nur zu der Feststellung bereit: "Die Kindpauschalen sind in einem Gesetzgebungsverfahren unter Beteiligung der Spitzenverbände vom Landtag beschlossen worden und in das Kinderbildungsgesetz eingeflossen", so der stellvertretende Pressesprecher Marc Hoffmann. Für die Bezirksregierung antwortet deren Pressesprecherin Freia Johannsen: "Über die Organisation der Kindergartenplätze entscheiden die Kommunen eigenverantwortlich. Die Finanzierung der Erziehungskräfte richtet sich nach den Arbeitsverträgen und bei Tarifgebundenheit nach den Tarifverträgen, die zurzeit verhandelt werden."

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