Vor Start der COP23 Klimaschützer protestieren friedlich in Bonn

Bonn · Zwei Tage vor dem Start der Weltklimakonferenz COP 23 hat ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen für den baldigen Kohleausstieg demonstriert.

Die Protestveranstaltung, die mittags mit einer Auftaktveranstaltung auf dem Münsterplatz begann und nach vier Stunden mit einer Schlusskundgebung an der Museumsmeile endete, sollte die Bundesregierung dazu auffordern, den Pariser Klimavertrag konsequent umzusetzen, was auch eine Abschaltung der Kohlekraftwerke in Deutschland bedeuten sollte. Beteiligt an der Demo waren unter anderem die Organisationen Greenpeace, Oxfam Deutschland, Misereor, NABU, Klima-Allianz Deutschland, Brot für die Welt, BUND, Campact, WWF, Germanwatch und das Umweltinstitut München.

Bundeskanzlerin Angela Merkel werde in Bonn sicherlich genauso, wie auch auf den anderen Klimagipfeln so tun, als ob Deutschland eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz und Energiewende hätte, rief Kathrin Schroeder als Sprecherin der Klima-Allianz Deutschland, einem Bündnis aus 115 zivilgesellschaftlichen Organisationen für den Klimaschutz, den Demonstranten auf dem Münsterplatz zu. „Aber Klima-Rhetorik reicht uns nicht!“, so Schroeder, die auch bei Misereor als Referentin für Energiepolitik zuständig ist.

Auch Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), bekräftigte in seiner Rede, dass Kohle die Energie von gestern sei und unsere Zukunft zu zerstören drohe. Nur ein schneller Kohleausstieg könne vor den katastrophalsten Folgen des Klimawandels bewahren. Franziska Buch vom Münchener Umweltinstitut diskutierte mit Saúl Luciano Lliuya aus Peru, Insa Vries vom Umweltbündnis „Ende Gelände“ und Bruce Nilles von der „Beyond Coal Campaign“ aus den USA die Notwendigkeit eines baldigen Kohleausstiegs aus internationaler Perspektive.

Bevor sich der Demonstrationszug über Hofgarten, Adenauer- und Willy-Brandt-Allee in Richtung Museumsmeile aufmachte, gab Christoph Bautz von Campact den Teilnehmern noch deutliche Worte mit auf den Weg: „Ihr in den Chefetagen von RWE, Eon und der LEAG in der Lausitz, ihr Kohlelobbyisten in FDP und CDU/CSU, zieht euch warm an. Wir lassen nicht mehr locker bis die Bagger für immer stillstehen und die Schlote nicht mehr rauchen. Den Ausstieg aus dem Klimakiller Kohle, den nehmen wir jetzt selbst in die Hand!“ Seiner Aufforderung zum zivilen Ungehorsam wurde mit lauten Beifallsbekundungen und Sprechchören wie, „Keep coal in the ground!“ (Lass‘ die Kohle im Boden), zugestimmt.

Nach ihrem Fußmarsch über die Adenauerallee wurden die Demonstranten von stimmungsvollem Balkanpop der Kölner „Hot-Stop-Banda“-Band vor der Bühne des Kunstmuseums empfangen, bevor es dort zur Abschlusskundgebung mit weiteren internationalen Rednern kommen sollte. Kathy Jetnil-Kijiner berichtete von den Marshall Islands bezeichnete sich bereits als Klimaflüchtling und forderte die Klimakonferenz genauso zum sofortigen Handeln auf, wie Mamadou Mbodji aus dem Senegal und Manuel Pulgar Vidal vom WWF aus Peru.

Die Amerikanerin Jennifer Morgan von Greenpeace International erinnerte an ihre Teilnahme bei der Klimakonferenz in Bali vor zehn Jahren: „Der Saal applaudierte frenetisch, als die Regierung von Frau Merkel ankündigte, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken.“ Heute müsse sie feststellen, dass Angela Merkel immer noch im Amt ist und die Emissionen fast nicht gesunken seien. Sie forderte die Bundeskanzlerin auf: „Nutzen sie die COP23 dazu!“.

Die Moderatorinnen Luise Neumann-Cosel von Campact und Ann Kathrin Schneider von „Friends of the Earth“ hatten sich schon bei den Tausenden Demonstranten bedankt, als sie kurz vor Ende der Veranstaltung davon erfuhren, dass Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Begleitung des Botschafters von Fidschi unter den Teilnehmern gesichtet worden war.

„Wir freuen uns, dass sie mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen für den Kohleausstieg setzen. Noch mehr hätten wir uns natürlich gefreut, wenn sie ihre Zeit als Ministerin auch für den Ausstieg genutzt hätten!“. Sie solle dieses „starke Signal aus Bonn“ mit auf die Konferenz nehmen. Wie zum Beweis skandierte die Menge noch mehrfach lautstark „Hop, hop, hop – Kohle stopp!“.

Der Veranstalter sprach von rund 25.000 Teilnehmern. Als der Münsterplatz noch voller Menschen war, zog die Spitze der Demonstration noch durch die Adenauerallee. Aus Polizeikreisen heißt es, mit den Teilnehmern der Fahrraddemo seien wohl mehr als 10.000 Protestierende in der Innenstadt gewesen.

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