Hochzeit im Bonner Marienhospital Klinik statt Standesamt

Bonn · Schwangere Braut muss wegen Komplikationen ins Krankenhaus. Eine spontane Zeremonie sorgt dafür, dass die Gäste nicht umsonst angereist sind.

An manchen Tagen liegen Verzweiflung und Hoffnung unglaublich dicht beieinander. Für Kerstin Mönch und Christian Schlemmer war es am Freitag soweit. Die standesamtliche Hochzeit war im schönen Andernach geplant auf einem Gut. Jedes Detail war abgestimmt, 90 Gäste sollten kommen. Alles war gut vorbereitet, doch dann gab es Komplikationen bei der Hochschwangeren Kerstin Mönch, die erst in acht Wochen entbinden soll.

Sie musste am frühen Morgen ins Marien-Hospital und dort fiel ziemlich schnell die medizinische Entscheidung: Mit Andernach wird das heute nichts mehr, vorerst muss sie zur Beobachtung bleiben. „Ich war echt fertig“, sagt die Braut. Die Tränen flossen und mit ihnen kamen die Erinnerungen des Krankenhauspersonals hoch: Hochzeit, das gab es in grauer Vorzeit doch schon einmal an der Robert-Koch-Straße.

Was in der Folge passierte, hätte wohl ein professioneller Hochzeitsmanager in dieser kurzen Zeit nicht besser hinbekommen können. Die Gästeliste wurde auf die engere Familie beschränkt. Die Eltern der Braut aus Schwerin erfuhren erst bei Münster, dass sie als neues Ziel Bonn anzusteuern haben. „Was es nicht alles gibt“, resümierte Brautmutter Karola Schlie-Mönch später auf der Terrasse des Krankenhauses, das Kaffee und Getränke organisiert hatte.

Die Hochzeitstorte stand in Andernach

Mitarbeiter hatten die Terrasse bestuhlt und einen Tisch für einen Redner aufgebaut, der sich noch eilends fand. Insofern ist die Eheschließung nur symbolisch erfolgt. Trauzeugin Alexandra Diel raste geschwind nach Andernach, um die Torte samt dekorativem Schmuck abzuholen.

Derweil kontaktierte Krankenhaus-Hebamme Katharina Thielmann ihre Schwester Isabell. Die ist nämlich Friseurin aus Rheinbach und fuhr von der Düsseldorfer Fashion Week direkt nach Poppelsdorf, um der Braut die Haare zu machen. „Das ist alles so etwas von irre. Zumal ich die meisten Menschen, die das alles für mich getan haben, gar nicht kenne“, sagte Kerstin Mönch, während die Friseurin ein letztes Mal Hand anlegte.

Christian Schlemmer und der erstgeborene Sohn Oskar warteten mit der Hochzeitsgesellschaft bereits ungeduldig auf die Braut: „Wir hatten am Morgen gehofft, es würde alles noch klappen. An so etwas hatte ich da nicht gedacht“, sagte der Bräutigam. Es war dann Oskars Lieblingsstofftier Pittipatsch aus einer alten DDR-Kinderserie, an dem die Ringe befestigt waren. Und nicht nur an ihm lag es, dass diese Feierlichkeit wohl allen Anwesenden gut im Gedächtnis bleiben wird.

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