Warnung vor K.O.-Tropfen an Karnevalstagen Bonner Polizei registriert bei K.O.-Tropfen 30 Verdachtsfälle im Jahr

Bonn · Nahezu geruch- und geschmacklos sind K.O.-Tropfen eine Gefahr im Nachtleben. Vor den Karnevalstagen warnen die Polizei in Bonn und die Initiative NO!K.O. vor den Gefahren.

K.O.-Tropfen werden oft unbemerkt in Getränke untergemischt. (Symbolfoto)

K.O.-Tropfen werden oft unbemerkt in Getränke untergemischt. (Symbolfoto)

Foto: Marcel Dörsing

In wenigen Wochen erreicht der Karneval seinen Höhepunkt. Viele Menschen freuen sich, nach Abflauen der Pandemie und in Zeiten der Krise wieder ausgelassen feiern zu können. Aber die tollen Tage bringen auch Risiken mit sich, die in den vergangenen Jahren aus dem Blick geraten sind. Die Bonner Polizei und die Bonner Initiative NO!K.O. warnen vor der Gefahr durch K.O.-Tropfen. „Seit vergangenem Jahr nimmt es wieder zu“, sagt die Begründerin Alexandra Roth, die als Ex-Bonna selbst Opfer von K.O.-Tropfen geworden ist und sich seither für mehr Aufklärung starkmacht. „Wir bekommen wieder mehr Geschichten rein von Leuten, denen schlecht geworden ist, obwohl sie wenig getrunken haben“, sagt sie. Die Initiative betreue zwei Opfer, die im vergangenen Jahr Opfer sexueller Übergriffe nach mutmaßlicher Einnahme solcher Tropfen geworden seien.

Nahezu geschmack- und geruchlos lassen sich solche Mittel in Getränke untermischen und machen die Betroffenen willenlos. Das machen sich Täter zunutze, um wehrlose Opfer zu berauben oder sexuell zu missbrauchen. Diese sind sich nicht immer im Klaren darüber, dass ihnen K.O.-Tropfen verabreicht wurden, wie auch Fälle aus der Region zeigen. So berichtet eine Bonnerin dem GA über eine Partynacht an Halloween in einem bekannten Nachtclub, in der ein Freund plötzlich zusammengesackt sei. Dieser habe zwar Alkohol getrunken, aber nicht übermäßig. Am nächsten Morgen hatte er einen Filmriss, berichtet die junge Frau. Ein weiteres Mädchen im Club habe ähnliche Symptome gezeigt.

Die Bonner Polizei spricht von niedrigen Fallzahlen, aber einer womöglich hohen Dunkelziffer. „Im Jahr haben wir rund 30 Verdachtsfälle“, sagt Pressesprecher Robert Scholten. Obwohl die Ermittler Substanzen nachweisen können, ist die Beweislage laut Scholten oft schwierig. So gebe es bei den 30 Fällen im Jahr nicht einen Nachweis auf K.O.-Tropfen. Auch weil nicht ein einziges Mittel sondern eine Bandbreite an Substanzen als K.O.-Tropfen verwendet werden, sei ein Nachweis oft schwierig. Zudem spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Viele Mittel können zwar grundsätzlich im Blut und Urin der Opfer nachgewiesen werden, bereits nach einigen Stunden sind die Substanzen aber so weit abgebaut, dass ein Nachweis schon einen Tag später nicht mehr möglich sein kann. „Wir müssen in solchen Fällen schnell am Ball sein, das können wir nicht oft genug betonen“, sagt Scholten.

Alexandra Roth mit einem NO K.O.-Bändchen (Archivbild)

Alexandra Roth mit einem NO K.O.-Bändchen (Archivbild)

Foto: Benjamin Westhoff

Im Zweifel sei es deshalb richtig, einen Notruf abzusetzen, wenn der Verdacht auf K.O.-Tropfen fällt - auch wegen der Gefahr einer Überdosierung. „Wenn jemand unerwartet Kreislaufprobleme und Schwindelgefühle hat, sollte man Hilfe holen“, sagt er. Wirkt das Opfer willenlos, sei dies ein wichtiges Indiz. Wem nach einem sexuellen Kontakt die Situation am nächsten Tag nicht geheuer sei, könne sich ebenfalls an die Polizei wenden. Wichtig sei, dass mögliche Beweise schnell gesichert werden.

„Weil es selten zu Anzeigen kommt, gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem Dunkelfeld und den Fällen, die der Polizei vorliegen“, sagt die Ex-Bonna Roth. Ihr Postfach sei gefüllt mit persönlichen Erlebnisberichten. Roth selbst hatte 2018 K.O.-Tropfen verabreicht bekommen, nachdem sie ein Kölsch aus einem Bierkranz getrunken hatte. Seither lasse sie sich keine Getränke von Unbekannten ausgeben. „Meine Sorge ist, dass solche unschönen Themen während der Karnevalstage untergehen“, sagt Roth. Dabei sei die Aufmerksamkeit dafür der beste Weg, um Tätern das Leben schwer zu machen. „Es ist ganz wichtig, dass man als Gruppe feiert, aufeinander aufpasst und zusammen nach Hause geht“, sagt sie. „Man kann nicht immer verhindern, dass solche Mittel verabreicht werden. Man kann aber verhindern, dass Täter übergriffig werden“, so Roth. Ähnlich sieht es Polizeisprecher Scholten: „Die Aufklärung über das Thema ist unsere schärfste Waffe.“

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