Taxipreise in Bonn Koalition gegen höhere Taxipreise

Bonn · Seit 26 Jahren ist Murat Öztürk im Geschäft. Doch "so schwer wie jetzt war es noch nie", klagt der 57-Jährige. Tag für Tag steht er mit seinem Taxi am Bonner Hauptbahnhof und wartet auf Fahrgäste.

"Meine Kosten steigen und steigen, gleichzeitig habe ich immer weniger im Portemonnaie. Lange halte ich nicht mehr durch", so Öztürk. Mit den Touren an den Werktagen kommt er schon lange nicht mehr über die Runden. "Seit einigen Wochen muss ich am Wochenende zusätzliche Schichten einlegen, sonst reicht es vorne und hinten nicht", ergänzt er. Steigende Kosten, gesetzlicher Mindestlohn und hohe Werkstattrechnungen würden dazu beitragen, dass er von seiner Arbeit kaum noch leben kann. Früher hat er hin und wieder einen Aushilfsfahrer beschäftigt. "Aber den kann ich mir nicht mehr leisten."

Rund 170 Unternehmer sind in Bonn unterwegs, die Mehrheit davon als "Ein-Mann-Betrieb". Zusätzlich bieten "DL Taxi", "My Taxi" sowie verschiedene Fahrdienste für den Flughafentransfer oder die Fahrt zum ICE-Bahnhof ihre Dienstleistungen an. Als "katastrophal" bewertet Claus Lenz vom Vorstand der Bonner Taxizentrale die Situation der Fahrer. Er hofft, dass die Politik die Misere erkennt und reagiert. Denn der Hauptausschuss wird sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Antrag auf Einführung neuer Taxitarife beschäftigen. "Viele Fahrer arbeiten schon heute nicht mehr kostendeckend und leben von ihren Reserven. Das ist auf Dauer keine Lösung", so Lenz.

Bereits vor einigen Monaten hatten die Taxifahrer eine Preiserhöhung beantragt, um die Kostensteigerungen aufgrund des neuen Mindestlohngesetzes abzufedern. Im Januar war einer Erhöhung von fünf Prozent stattgegeben worden. Wird dem neuen Antrag entsprochen, so erhöht sich der Taxitarif um weitere 7,37 Prozent. Insgesamt würde das dann ein Anstieg von 12,37 Prozent seit Einführung des Mindestlohns bedeuten.

Damit, so Claus Lenz, liege man in Bonn immer noch deutlich unter dem, was Fahrgäste in Nachbarkommunen zu zahlen hätten. "Im Rhein-Sieg-Kreis, Köln und Leverkusen gelten ganz andere Tarife", so Lenz. Düsseldorf habe gar um 20 Prozent erhöht. So weit wolle man natürlich nicht gehen. "Taxifahren soll kein Luxus werden. Wir möchten unsere Fahrgäste nicht verlieren. Aber die Arbeit muss sich wieder lohnen", so der Vorstand der Taxizentrale.

Die Politik bewertet die Angelegenheit jedoch ganz anders. Denn für die Koalition gibt es keinen triftigen Grund für ein neues Preismodell. Dazu erklären die Planungssprecher der Koalition, Bert Moll (CDU), Hartwig Lohmeyer (Grüne) und Frank Thomas (FDP): "Kostenprobleme im Taxigewerbe können nicht durch ständige Tariferhöhungen gelöst werden. Je höher die Preise, desto weniger Fahrgäste. In Bonn existiert eine Strukturproblematik im Taxigewerbe durch die viel zu hohe Anzahl der vergebenen Konzessionen. Wir erwarten von der Stadtverwaltung, dass sie sich der grundsätzlichen Strukturproblematik im Bonner Taxiwesen annimmt und Lösungswege aufzeigt. Denn hier gibt es sicherlich gute Möglichkeiten, nachhaltig Kosten zu senken."

Die SPD wird den Antrag ebenfalls ablehnen. "Bereits im letzten Jahr hielten wir die Erhöhung der Tarife für unangemessen", so Sebastian Kelm. "Zudem sind die Preise für Benzin und Diesel im vergangenen Jahr nicht gestiegen. Daher lehnen wir eine weitere Erhöhung der Taxi-Tarife ab."

Die Preisvorstellungen der Taxizentrale

Nach dem Wunsch der Taxi-Genossenschaft sollen sich die Tarife wie folgt verändern: Der Grundpreis soll auf 2,75 Euro (bisher 2,60 Euro) steigen, die Kosten für den ersten Kilometer sollen 2,90 Euro (statt 2,75) betragen. Ab dem zweiten Kilometer soll das Taxameter um 1,70 Euro (statt 1,60) klettern und nachts sowie an Sonn- und Feiertagen im 1,80-Euro-Sprung (statt 1,70) steigen. Verkehrsbedingte Wartezeiten sollen in Zukunft 22,20 Euro pro Stunde kosten statt der bisherigen 20 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort