Bonnerin rätselt über Ungeziefer Kommen Papierfischchen aus dem öffentlichen Bücherschrank?

Bonn · Eine Bonnerin glaubt, dass die sogenannten Papierfischchen über öffentliche Bücherschränke in ihr Haus gelangt sind. Der Bürgerstiftung ist das Problem nicht bekannt. Die Beseitigung ist extrem aufwendig.

 Selbst Experten können Silberfischchen nur sehr schwer von Papierfischchen unterscheiden.

Selbst Experten können Silberfischchen nur sehr schwer von Papierfischchen unterscheiden.

Foto: dpa

Häufig werden sie mit Silberfischchen verwechselt, doch sie sind viel schädlicher: Seit einigen Jahren breiten sich in Deutschland sogenannte Papierfischchen aus. Auch eine Bonnerin, die anonym bleiben möchte, hat mit ihnen Probleme. Und vermutet, dass das Ungeziefer aus einem der öffentlichen Bücherschränke eingeschleppt wurde.

Selbst Experten können die beiden Arten nur unter dem Mikroskop unterscheiden. Die Insekten gehören zur Ordnung der Zygentoma und werden etwa elf bis 15 Millimeter lang. "Im Gegensatz zu Silberfischchen brauchen Papierfischchen jedoch keine feuchte Umgebung. Sie kommen auch in trockenen Räumen vor", erklärt Alexander Krosta, Geschäftsführer der Preventa Schädlingsbekämpfung. Die Schädlinge lieben Papier, Kartons und Stärkereste in Textilien, was häufig schlimme Folgen nach sich zieht. Oftmals zerstören sie Dokumente, Fotos, alte Bücher, Tapeten oder selbst wertvolle Gemälde. "Auch Museen und Archive waren schon betroffen", berichtet Krosta. Meist sind es allerdings normale Wohnhäuser, wie im Fall einer anonymen Bonnerin. Sie glaubt: Der Grund dafür, dass nur wenige Menschen von den gefährlichen Tierchen gehört haben, sei, dass sie "nachtaktiv sind und blitzschnell verschwinden, wenn man das Licht einschaltet".

Sie schätzt, dass sich die Schädlinge beispielsweise über frei zugängliche Bücherregale in der Stadt ausbreiten. Der Bürgerstiftung Bonn, die für die öffentlichen Bücherschränke verantwortlich ist, ist das Problem auf Nachfrage nicht bekannt. Dennoch klagt die anonyme Bonnerin über "massiven Befall im Haus". Erst nach einem Jahr habe sie das Problem halbwegs in den Griff bekommen, dafür musste sie alle Dinge aus Papier in die Sauna stellen und jeden Winkel absuchen. "Trotzdem werden wir diese Mitbewohner wohl nicht wieder ganz los", befürchtet sie.

In der Tat ist die Entfernung der bis zu zehn Jahre alt werdenden Tierchen nicht gerade leicht. Schädlingsbekämpfer Krosta gibt zu bedenken: "In Wohngebäuden mit zehn Parteien verteilen sich die Fischchen natürlich schnell im ganzen Haus. Der Vermieter muss dann das Problem erkennen und die Tierchen überall bekämpfen lassen". Diese Bekämpfung sei ein "aufwendiges Verfahren". Die Wohnungen müssten von vollmaskierten Experten mit einem Insektizid besprüht werden, "danach dürfen die Räume bis zu acht Stunden nicht betreten werden", erklärt Krosta. Pro Wohnungseinsatz könnte ein solches Verfahren, je nach Größe der Wohnfläche, "zwischen 200 und 400 Euro kosten". Für Vermieter großer Wohnhäuser, in denen sich die Papierfischchen ausbreiten, käme hier ein großer Betrag zu Stande, den sich sicher nicht jeder leisten will oder kann.

Wie weit die erstmals in Afrika (Nieder-Guinea) entdeckten Schädlinge in Deutschland verbreitet sind, ist noch unklar. Um einen Befall zu verhindern, sollten Bücher regelmäßig untersucht werden. Wertvolle Briefmarken oder Dokumente verstaut man am besten in Plastikboxen. Die Insekten können an glatten Oberflächen nämlich nicht hochkrabbeln. Um zu überprüfen, ob die sich meist hinter Fußleisten oder Schränken versteckenden Papierfischchen bereits im Haus sind, kann man herkömmliche Klebefallen an dunklen und ruhigen Orten nahe der Wand aufstellen.

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