40 Jahre in der Bezirksvertretung Dieser Bonner führte ein Leben für die Kommunalpolitik

Bonn · SPD-Mann Herbert Spoelgen stellt sich nicht mehr zur Wahl. Auch aus dem Rat scheidet der Anwalt aus. Schließlich war das kommunalpolitische Urgestein 40 Jahre in der Bezirksvertretung Bonns tätig.

 Mit Herbert Spoelgen tritt ein Urgestein der Bonner Kommunalpolitik ab.

Mit Herbert Spoelgen tritt ein Urgestein der Bonner Kommunalpolitik ab.

Foto: Benjamin Westhoff

Ursprünglich hatte Herbert Spoelgen mit Kommunalpolitik nichts am Hut. Dabei war sein Großvater Eduard sogar Oberbürgermeister der Stadt Bonn gewesen. Doch dann stieß Herbert Spoelgen als junger Jurastudent zur FDP und engagierte sich bei den damaligen Jungdemokraten. "Ich war schon immer sozialliberal eingestellt." Vor 40 Jahren nahm seine kommunalpolitische Karriere ihren Lauf: Spoelgen wurde bei der Kommunalwahl 1979 Mitglied der Bezirksvertretung Bonn. Seither sitzt er ununterbrochen in dem Gremium. Seit 1983 für die SPD, zu der er nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition im Bund gewechselt war. Seit dieser Wahlperiode ist der 63-Jährige zudem Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion. Nächstes Jahr ist Schluss.

Spoelgen, der seit 1984 an der Thomas-Mann-Straße eine Anwaltskanzlei betreibt, tritt nicht mehr an. Weder für die Bezirksvertretung noch für den Rat. "Ich wollte eigentlich meine Arbeit als Anwalt peu à peu runterfahren. Doch in den vergangenen Jahren ist sie stattdessen stetig gewachsen. Das ist mittlerweile nicht mehr mit meinen politischen Ehrenämtern zu vereinbaren." Seinen Schwerpunkt hat Spoelgen auf die Nachlassverwaltung gelegt. Damit ist er voll ausgelastet, sagt er. Interessant und erlebnisreich ist sein Job. "Ich sage Ihnen, räumen Sie rechtzeitig ihre Nachttischschublade auf", sagt er und schmunzelt.

Jurist Herbert Spoelgen wurde 1994 Bonns Bezirksvorsteher

Spoelgen gehört zu den Urgesteinen der Bonner Kommunalpolitik. Und zu denen, die nie viel Aufhebens um ihre eigene Person gemacht haben. 1994 - die SPD hat erstmals mit den Grünen als Bündnispartner das Sagen im Rathaus und stellt mit Bärbel Dieckmann zum ersten Mal eine Oberbürgermeisterin - wird der Jurist Bezirksvorsteher in Bonn. Ein Amt, das er gerne ausgeübt hat.

Einige Ereignisse wird er nie vergessen: Als Bezirksvorsteher empfängt er 1997 eine Delegation der Bonner Partnerstadt Oxford. Sein Großvater hatte die Partnerschaft mit Oxford 50 Jahre zuvor mit aus der Taufe gehoben. Das Jubiläum soll kräftig gefeiert werden, mittendrin erreicht die Festgesellschaft im Alten Rathaus die Nachricht vom tödlichen Autounfall von Lady Di in Paris. "Wir waren total geschockt. Das war ein bewegender Moment für alle."

Es passt zu dem Mann mit dem jungenhaften Gesicht und feinsinnigen Humor, dass er seine Frau Ulrike Hager vor 13 Jahren in Hamburg heimlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheiratet hat. "Wir zwei waren ganz allein im Standesamt. Die Standesbeamtin musste das Hochzeitsfoto von uns machen", sagt er und lacht. Zusammen sind er und seine Frau seit Jugendzeiten. Die studierte Germanistin arbeite von Beginn mit in seiner Kanzlei.

Spoelgens Vater hat Frankenbad gebaut

Spoelgen ist gebürtiger Bonner und lebt seit Jahrzehnten in Kessenich. Sein Vater war Architekt und hat neben dem Kaufhof und Sinn-Leffers auch das Frankenbad gebaut. Jahre später hat Spoelgen im Bonner Norden kandidiert, anschließend in Auerberg und zuletzt in Endenich. "Halt immer da, wo ich gebraucht wurde." Politisch ist er im Ortsverein Ippendorf zu Hause. Den Stadtbezirk Bonn kennt er wie seine Westentasche, das kommt seinem Ehrenamt als Bezirksverordneter zugute. Die Ratsarbeit dagegen war für ihn Neuland. "Sie ist vielseitiger. Und deutlich aufwendiger. Sie ist neben dem Beruf eigentlich kaum mehr zu bewältigen."

Wohler fühlt sich der 63-Jährige nach wie vor in der Bezirksvertretung. "Dort herrscht eigentlich immer eine gute Atmosphäre." Das war nicht immer so. "Als ich 1979 anfing, war Bonn noch fest in CDU-Hand. Es hat drei Jahre gedauert, bis mal ein Antrag von uns durchging." Nie vergisst er die Sitzung, in der er mit einem Schottenrock erschien. Die Haushaltsberatung stand an und Spoelgen wollte mit diesem Aufzug deutlich machen, dass die Stadt eisern sparen müsse. Der damalige Bezirksvorsteher Peter Riegel (CDU) sah die Ordnung des Gremiums gestört und entzog Spoelgen das Wort. Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen.

Ganz ausklinken aus der Politik will Spoelgen sich nach der Kommunalwahl aber nicht. "Ich engagiere mich natürlich weiter in meinem Ortsverein. Und wenn die Partei es will, stehe ich gerne als sachkundiger Bürger für den Unterausschuss Denkmalschutz für Verfügung. Das hat mir stets viel Spaß gemacht."

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