Geplanter Hotelbau in Bonn Konkurrenz fordert Stopp für Hotelpläne

Bonn · Der Konflikt um die Hotelpläne neben der Beethovenhalle wird schärfer. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband fordert in einem ungewöhnlich harschen öffentlichen Brief, die Verwaltung solle ihren Vorschlag für das Gelände am Erzbergerufer zurückziehen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) interveniert in seinem Schreiben an OB Ashok Sridharan heftig gegen den geplanten Bau eines Hotels am Erzbergerufer neben der Beethovenhalle. Die Stadt bleibt jedoch bei ihrer Haltung.

Sridharans Beschlussvorlage sei „außerordentlich oberflächlich“ und gehe „in keiner Weise auf den tatsächlichen Bedarf oder die vorhandene Marktlage ein“, schreiben Michael Schlößer und Christoph Becker, der Vorsitzende der Dehoga-Kreisgruppen im Regierungsbezirk Köln. Seit 2009 sei die Zahl der Hotelbetten in Bonn von 7400 auf etwa 9250 im Oktober 2016 gestiegen.

Etliche neue Häuser wurden in diesen Jahren eröffnet – vom Kameha am Bonner Bogen, über das Intercity Hotel am Hauptbahnhof bis zum Marriott am World Conference Center. Ein „Motel 1“ mit 217 Zimmern entsteht gerade am Bertha-von-Suttner-Platz. Zwar habe seit 2009 auch die Zahl der Übernachtungen um rund 200.000 auf knapp 1,5 Millionen im Jahr zugenommen, so die Dehoga-Funktionäre. Und die Auslastung sei von 42 auf knapp 48 Prozent ebenfalls gestiegen. Das heiße aber trotzdem, dass schon jetzt „mehr als die Hälfte des Bettenpotenzials über das Jahr gesehen“ ungenutzt bleibe. Die Dehoga fürchte deshalb einen „erheblichen Wettbewerbsdruck auf den bestehenden Bonner Hotelmarkt“, der Jobs kosten könne.

Kritik an WCCB-Auslastung

Schlößer und Becker attackieren in ihrem Brief die städtische Tochtergesellschaft BonnCC, die für Betrieb und Vermarktung des WCCB zuständig ist. Eine „besondere Belebung des Hotelmarktes“ sei seit Eröffnung des Kongresszentrums 2015 nicht spürbar. Es stelle sich die Frage, wie viele neue Veranstaltungen wirklich nach Bonn geholt worden seien. BonnCC-Geschäftsführer Michael Kleine-Hartlage wiederum hatte schon vor Monaten öffentlich beklagt, dass es Bonn an großen Hotels im mittelpreisigen Drei-Sterne-Segment fehle. Große Kongressveranstalter scheuen sich offenbar wegen des logistischen Aufwands, ihre Gäste auf mehrere kleine Hotels zu verteilen. Laut Kleine-Hartlage ging der BonnCC deshalb 2016 eine Mitarbeitertagung mit 1200 Teilnehmern durch die Lappen.

Mit dieser Versorgungslücke begründet auch die Stadtverwaltung ihren Vorschlag, das Grundstück neben der Beethovenhalle für eine Hotelnutzung auszuschreiben. Der Bedarf in diesem Segment sei schon 2010 von der Firma Hotour festgestellt worden, die im Auftrag der Stadt den Bonner Hotelmarkt analysiert habe. Sie empfahl einen behutsamen Ausbau vor allem in der Innenstadt. Was die Bettenauslastung angehe, liege Bonn leicht über dem NRW-Schnitt von 42 Prozent und sei mit Städten wie Köln (50 Prozent) oder Düsseldorf (47 Prozent) vergleichbar.

Trotzdem herrscht in den Ratsfraktionen Skepsis bis Ablehnung, was den Hotelplan betrifft. Die Jamaikakoalition will die Entscheidung vertagen; noch steht die Vorlage aber auf der Tagesordnung der Ratssitzung am 2. Februar. Die Linkspartei will mit einem Änderungsantrag erreichen, dass die städtische Vebowag am Erzbergerufer Sozialwohnungen bauen darf.

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