Am Bonner Stadtgarten Der Aufzug am Alten Zoll wird deutlich teurer

Bonn · Der Aufzug am Alten Zoll soll doppelt so viel kosten wie geplant. Die Politik kritisiert die Stadt hinter vorgehaltener Hand, weil selbst kleinere Projekte regelmäßig teurer werden.

 Der Alte Zoll am Bonner Rheinufer soll einen Aufzug bekommen. Allerdings wird dieser teurer als ursprünglich geplant.

Der Alte Zoll am Bonner Rheinufer soll einen Aufzug bekommen. Allerdings wird dieser teurer als ursprünglich geplant.

Foto: Benjamin Westhoff

Die schlechte Nachricht erfuhren die Mitglieder der Bezirksvertretung Bonn diese Woche erst am Ende ihrer Sitzung: In einer nichtöffentlichen Vorlage teilte die Verwaltung mit, dass die Arbeiten zur Installation eines Aufzugs am Alten Zoll erheblich teurer werden als geplant. Anstatt 116.000 Euro sollen sie jetzt rund 233.000 Euro kosten, also 117.000 Euro mehr als angenommen.

Die Stadt Bonn begründet die Kostensteigerung folgendermaßen: Da mehrere Vergabeverfahren für die entsprechenden Stegkonstruktionen zur Anbindung des Aufzuges erfolglos gewesen waren, konnte bisher auf dieses Gewerk kein Zuschlag erteilt werden. Doch die Zeit drängt. Denn die Aufzugsanlage muss noch in diesem Frühjahr fertiggestellt werden, will man die laufende Sanierung und Instandsetzung des Alten Zolls samt Stadtgarten noch wie gewünscht im Beethovenjubiläumsjahr abschließen.

Deshalb hat die Stadt Bonn den Auftrag erneut ausgeschrieben und daraufhin das Angebot für rund 233.000 Euro erhalten, das sie jetzt annehmen will.

Die Bezirksverordneten zögerten jedoch mit ihrer Zustimmung, wie der GA erfuhr. Das Ganze sei ihnen eine „Hausnummer zu groß“, hieß es, deshalb soll nun der Stadtrat mit der Vergabe befasst werden. Öffentlich wollte sich kein Politiker mit Hinweis auf die vertrauliche Beschlussvorlage äußern – es handelt sich um Vertragsangelegenheiten, die aus Datenschutzgründen nur nichtöffentlich behandelt werden dürfen. Aber hinter vorgehaltener Hand kritisierten einige Politiker die Kostensteigerung. „Das erleben wir ja nahezu bei jedem Bauprojekt, das die Stadt in die Hand nimmt“, ärgerte sich ein Bezirksverordneter.

Auch wenn man im Vergleich zur Kostenexplosion bei der Beethovenhalle die Kostensteigerung noch als moderat bezeichnen müsse, sei es nicht zu verstehen, warum die Stadt nun für einen solchen Auftrag mehr als doppelt so viel zahlen müsse. Schließlich handele es sich lediglich um die metallene Steganbindung für den Aufzug. Die Stadt hält in ihrer schriftlichen Begründung dagegen: Ja, die angebotenen Preise lägen extrem hoch, räumt sie ein. Da indes das bisherige Vergabeverfahren zu keinem angemessenen Angebot geführt habe und man die Arbeiten noch in diesem Frühjahr ausführen müsse, wolle man die Firma aber jetzt mit den Arbeiten beauftragen. Wie berichtet, wird der Alte Zoll samt Stadtgarten derzeit im Rahmen des Masterplans Innenstadt von Grund auf saniert.

Erster Bauabschnitt sollte ursprünglich Ende 2019 fertig sein

Eigentlich sollte der erste Bauabschnitt bis Ende 2019, also rechtzeitig mit Beginn des Beethovenjubiläumsjahres, fertig sein. Das hat aus unterschiedlichen Gründen nicht ganz geklappt. Deshalb will die Stadt jetzt Gas geben, um wenigstens im Frühjahr den Stadtgarten und den Alten Zoll in einem neuen Licht präsentieren zu können. So würden etwa die Grünanlagen umgestaltet sowie neue Sitzgelegenheiten und Wegebeziehungen von der Stockenstraße bis zum Alten Zoll und Stadtgarten geschaffen. Auch soll eine 90 Zentimeter hohe Picknickmauer aus Naturstein-Elementen errichtet werden. Als wichtigstes Element bezeichnet die Verwaltung die Aufzugsanlage am Alten Zoll, um den Zugang zur Rheinpromenade endlich barrierefrei zu machen.

Der neue Fahrstuhl soll in der vorhandenen Nische der Bestandsmauer entlang des Brassertufers unterhalb des Biergartenpavillons installiert werden. Außerdem soll die neue Treppenanlage, die vom Stadtgarten zum Rhein hinunterführt, so gestaltet werden, dass Eltern mit Kinderwagen und Radfahrer sie ebenfalls besser nutzen können.

Insgesamt belief sich die Kostenberechnung für das gesamte Projekt bisher auf 2,38 Millionen Euro. 70 Prozent soll das Land tragen. Schon jetzt ist klar: Es wird mindestens 117.000 Euro teurer. Angesichts schlechter Erfahrung mit städtischen Bauprojekten waren sich einige Bezirksverordnete einig: Hinsichtlich der Kosten ist das Ende der Fahnenstange auch bei diesem Projekt wohl noch nicht erreicht.

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