Sommerfestival und Jazz im Biergarten Konzerte im Parkrestaurant Rheinaue starten am Sonntag

Bonn · Es steht ein Doppeljubiläum am Parkrestaurant Rheinaue an: 25 Jahre Sommerfestival und 30 Jahre Jazz im Biergarten. Auftakt ist an diesem Sonntag. Das Team hatte nur wenige Tage Zeit, um das Mammutprogramm auf die Beine zu stellen.

 Spanische Rhythmen in der Bonner Rheinaue: Am 5. Juli eröffnen „Los Manolos“ das Sommerfestival – so wie hier im Jahr 2019.

Spanische Rhythmen in der Bonner Rheinaue: Am 5. Juli eröffnen „Los Manolos“ das Sommerfestival – so wie hier im Jahr 2019.

Foto: Benjamin Westhoff

Zur Premiere gab es Teppich auf Kies. Vor drei Jahrzehnten startete vor dem Parkrestaurant Rheinaue die Konzertreihe Jazz im Biergarten, und als erste Bands spielten die Lokalmatadoren Semmel‘s Hot Shots und Doktor Jazz Ambulanz. Manches geriet bei der Vorbereitung noch etwas rustikal. So warf der damalige Restaurantchef Jürgen Sieger kurzerhand einen ausrangierten Teppich, in dem die Zähne seines Hundes schon einige Spuren hinterlassen hatten, auf die Kieselsteine im Biergarten – fertig war die bescheidene Bühne für die Musiker.

Walter Schnabel könnte noch viele weitere Anekdoten erzählen. Der heute 70-Jährige hat als Programm- und Veranstaltungsleiter nicht nur den Jazz im Biergarten von Beginn an federführend begleitet, sondern auch die fünf Jahre später ins Leben gerufene Konzertreihe Sommerfestival. Die beiden erfolgreichen Formate feiern jetzt 25- beziehungsweise 30-jähriges Bestehen. 2019, im Sommer vor der Corona-Pandemie, kamen insgesamt rund 57.000 Besucher zu den Konzerten. Voriges Jahr halbierte sich die Besucherzahl wegen coronabedingter Einlassbeschränkungen und regnerischen Wetters.

Bis Ende September gibt es 60 Konzerte in der Rheinaue

Das diesjährige Doppeljubiläum beginnt am Sonntag, 4. Juli. Der Jazz im Biergarten startet dann mit der Band The Bad Goats, die Rock‘n‘Roll und Coversongs serviert, bevor am Montag die Los Manolos mit ihren Rumba-Flamenca-Klängen das Sommerfestival eröffnen werden. Bis zum 26. September folgen 58 weitere Konzerte: Live-Musik satt. „Im Vorjahr hatten wir einen eher schwachen Start, das wurde ab der zweiten Veranstaltungswoche besser“, erinnert sich Dirk Dötsch, Inhaber des Parkrestaurants Rheinaue. „Jetzt hoffen wir, dass die Menschen kulturell so ausgehungert sind, dass sie von Anfang an kommen.“ Maximal 800 Gäste dürfen sich zur gleichen Zeit im Biergarten befinden. „Wir haben das Hygienekonzept etwas schärfer stehen lassen als nötig“, sagt Dötsch. Ihm sei bewusst, dass es immer wieder einen Informationsbedarf des Publikums geben werde. „Durch die Live-Musik sind wir keine reine Außengastronomie mehr und dafür muss die Messlatte eben höher liegen.“

Zum Beispiel muss jeder Gast, der seinen Sitzplatz im Biergarten verlässt, einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Für den Einlass gelten die mittlerweile bekannten drei G: (vollständig) geimpft, genesen oder negativ getestet – alles mit entsprechendem Nachweis. Bereits seit fünf Wochen befindet sich direkt vor dem Parkrestaurant eine Test-Station, die kostenlose Schnelltests mit einem Ergebnis nach 15 Minuten anbietet. Wie schon im Vorjahr darf im Biergarten nicht getanzt werden. An den Tischen dürfen höchstens acht Personen aus maximal fünf Haushalten sitzen. Dötsch: „Die Leute können bei uns aber mitsingen und dürfen auch schunkeln. Schunkeln ist das neue Tanzen.“ Diese Einschränkungen haben im Vorjahr überraschend gut funktioniert. „Im Großen und Ganzen haben sich die Gäste, bis auf wenige Ausnahmen, daran gehalten“, erklärt der Parkrestaurant-Chef. „Und wenn das nicht so wäre, stünde unser beliebtes Festival auf der Kippe.“

 2020 fand die Veranstaltung zum ersten Mal unter Corona-Bedingungen statt – doch das konnte die Stimmung von Betreiber Dirk Dötsch überhaupt nicht trüben.

2020 fand die Veranstaltung zum ersten Mal unter Corona-Bedingungen statt – doch das konnte die Stimmung von Betreiber Dirk Dötsch überhaupt nicht trüben.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

„Unsere Social-Media-Kanäle glühen schon wieder“

Anfang Juni dieses Jahres bekam Walter Schnabel grünes Licht – und stellte das Mammutprogramm aus 60 Konzerten innerhalb von zehn Tagen auf die Beine. Dabei hat er eine besondere Art, die Bands zu buchen. „Ich gehe nicht als Profi­­Booker vor, sondern mit dem Herzen“, sagt Schnabel. Als Schlagzeuger hat er 20 Jahre lang im Blue Out Jazztet gespielt. Der 70-jährige Programmleiter verfügt also nicht nur über einen entsprechenden musikalischen Hintergrund, sondern er weiß auch, wie sich die Künstler auf der Bühne fühlen. Bei den Konzerten im Biergarten am Parkrestaurant ist er der Erste, der kommt, und der Letzte, der geht. Schnabel ist von Anfang an dabei. Neben dem herrlichen Veranstaltungsort ist es maßgeblich seine Arbeit, sowohl als künstlerischer als auch technischer Leiter, die beide Konzertreihen zu einem Fixpunkt im Bonner Sommer gemacht hat. „Es gibt Gäste, die wollen so schnell wie möglich unsere Veranstaltungsdaten haben, damit sie ihren Sommerurlaub planen können“, berichtet Dötsch. „Unsere Social-Media-Kanäle glühen schon wieder.“

Zu den neuen Bands, die erstmals am Parkrestaurant auftreten, gehören zum Beispiel „Vier gewinnt“, eine Gruppe, die Hits der Deutsch­rap-Ikonen Die Fantastischen Vier covert. Walter Schnabel: „Wir sind stolz auf unseren ausgezeichneten Ruf, der bis nach Kuba reicht.“ Denn noch bis 2019 kamen vier Bands von der Karibikinsel in die Bonner Rheinaue, bevor die Pandemie ausbrach. Und wie flexibel ein Veranstaltungsleiter sein muss, das zeigte sich voriges Jahr in extremer Weise. In der Nacht auf den 16. Juli brannte der Biergarten ab, und wenige Stunden später musste eine provisorische Bühne auf der Terrasse aufgebaut werden. Christian Meringolo spielte dort seine „Notte Italiana“ im strömenden Regen, erinnert sich Schnabel. „Während des Konzertes musste ich ständig mit einem Aufnehmer wischen, damit die Verstärker trocken blieben.“

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