Alter Zoll in Bonn Kosten von rund drei Millionen Euro

BONN · Der Zustand des Alten Zolls ist wesentlich schlechter als bislang angenommen. "Die Schäden an dem Bauwerk sind deutlich größer, als wir zunächst dachten. Das ganze Gefüge ist in sich nicht mehr stimmig", sagte Rolf Paulus, Abteilungsleiter Objektmanagement Hochschulen beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) in Köln. Jetzt muss das Bauwerk für drei Millionen Euro aufwendig saniert werden.

Als der BLB die alte Bastion vor fast zwei Jahren begutachtete, hatte er zunächst nur festgestellt, dass sich einzelne Steine lösten. Daraufhin wurde das Mauerwerk gesichert. Das weiße Netz aus nichtbrennbarem sogenanntem Schwerlastgewebe, das sonst nur im Bergbau verwendet wird, bedeckt seitdem das 1644 errichtete Bollwerk. Nach 20 Bohrungen steht mittlerweile fest: Die Gesamtkonstruktion ist in Bewegung und hält dem Erddruck nicht mehr stand, wenn das Bauwerk nicht gesichert wird.

"Die ursprüngliche Bastion war ja nicht so hoch, wie sie heute ist", erklärt Architektin Christiane Feger, beim BLB für Planung und Bauen zuständig. Vermutlich war der Alte Zoll nur etwa neun Meter hoch. Man kann sehen, dass sich über den Reihen von Basaltsteinen Ziegelmauerwerk anschließt und dann noch mal mit Verbundsteinen gearbeitet wurde. "Es gibt natürlich überhaupt keine Planunterlagen. Alles, was wir finden konnten, sind handgezeichnete Skizzen aus der Zeit von Peter Joseph Lenné", weiß Karl-Heinz Müller vom BLB.

Unter dem Alten Zoll befindet sich noch ein Gewölbegang mit Flügelmauern, doch darüber wurde wohl alles mit Bauschutt aufgefüllt. Auch unterhalb der seitlichen Rotunde, die selbst kein Fundament hat, besteht die Gefahr, dass sich das Segment herausschiebt. "Man muss sich das so vorstellen, dass sich die U-förmige Mauer in verschiedene Richtungen wegdrückt", erklärt Paulus.

Nach Berechnungen eines Fachbüros müssen 225 armdicke Stahlanker in das Mauerwerk gesetzt werden. Sitzen die Anker, werden sie zusätzlich durch einen speziellen Mörtel gesichert, der hineingepresst werden muss und sich anschließend wie ein Dübel ausdehnt.

"Das alles erfolgt in enger Abstimmung mit dem Stadtkonservator", sagt Paulus. Die Anker würden später von außen nicht wahrgenommen. Da es sich bei diesem Areal um ein Bombenabwurfgebiet handelt, ist nicht auszuschließen, dass noch Blindgänger aus dem Zweiten Wertkrieg im Erdreich liegen. "Wir wissen nicht, was sich neben all dem Bauschutt sonst noch darunter befindet. Das muss sehr sorgfältig untersucht werden", so Feger.

Da es sich dabei um einen sogenannten statischen Eingriff handelt, muss außerdem ein Bauantrag gestellt werden. Und eine EU-weite Ausschreibung muss bei einer Kostenhöhe von drei Millionen Euro auch erfolgen. Da das ganze Verfahren sehr kompliziert und aufwendig ist und man während der Arbeiten mindestens sieben Grad Lufttemperatur braucht, werden die Arbeiten erst im Frühjahr 2015 beginnen und etwa ein Jahr dauern.

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