Spendenprojekt in Bonn Kostenloses Essen für Obdachlose in der Quantiusstraße

Bonn · Ulla Fenger und Hans-Joachim Fandel gelingt mit dem „Küchengroschen“ ein Spendenprojekt, das vielen Freude macht. Es sichert vielen Obdachlosen warme Mahlzeiten.

 Die Initiatoren des „Küchengroschens“: (v.l.) Hans-Joachim Fandel, Ulla Fenger und Maik Schütte.

Die Initiatoren des „Küchengroschens“: (v.l.) Hans-Joachim Fandel, Ulla Fenger und Maik Schütte.

Foto: Stefan Hermes

„Um es anschaulich zu machen, was hier los war“, sagt Susanne Fredebeul vom Verein für Gefährdetenhilfe (VfG), „muss man erfahren, dass die Leute angefangen hatten, von Hunger zu sprechen.“ Mit den Kontaktsperren zu Beginn der Corona-Pandemie fielen auch die Bonner Tafeln aus, die unter anderem auch die VfG-Anlaufstelle für Obdachlose in der Quantiusstraße versorgte. Restaurants mussten schließen, und die Lebensmittelgeschäfte wurden von Hamsterkäufen heimgesucht. „Es blieb für uns nichts mehr übrig“, ergänzt Maik Schütte von der Kontaktstelle. Zudem gab es für die Menschen, die in Bonn vom Betteln auf der Straße leben, kein Einkommen mehr.

„In der Stadt hielten sich keine Menschen mehr auf, die ein paar Euro geben konnten und die Treffpunkte, wo es für kleines Geld Kaffee und ein belegtes Brötchen gab, konnten nicht mehr wie gewohnt öffnen“, stellten auch die Cateringunternehmerin Ulla Fenger und der Kongressveranstalter Hans-Joachim Fandel fest. Auch deren Geschäfte brachen weg. Doch ihr soziales Engagement und ihre Ideen, wie man den Benachteiligten in unserer Gesellschaft helfen könnte, bekam durch die frei gewordene Zeit neuen Auftrieb.

Schon mit dem gesponserten Gänseessen, der „Mantelteilung“ im November des letzten Jahres machten die beiden Mitglieder des Kleinen Senats gute Erfahrung. 150 Obdachlose feierten Sankt Martin im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten. So war auch ihre Initiative „Zosamme stonn vun Hätze“ schnell gegründet. Damit bekamen ihre vielfältigen Kontakte aus Beruf und Vereinsleben plötzlich über das Internet eine Plattform, über die man unkompliziert helfen konnte und kann. „Damit ist eine richtige Brücke entstanden“, sagt Fredebeul. Und Fandel ergänzt, dass man den beiden Ideengebern ja auch abnehme, dass das Geld ohne Verluste an den richtigen Stellen ankomme. „Die meisten Menschen haben uns gesagt, ich würde ja gerne helfen, aber ich weiß nicht wie“, machte Fenger zuvor die Erfahrung. Mit ihren Ideen sammelten die beiden Unternehmer im Freundes- und Bekanntenkreis schon einiges Geld, um unkompliziert und schnell dort helfen zu können, wo die Not am größten ist.

„Ein abendlich spontan verschickter Whatsapp-Aufruf, einfach mal 50 Euro für Bedürftige zu spenden“, erzählt Fandel, ließ ihn zusammen mit Fenger schon am nächsten Morgen für 800 Euro im Großhandel Lebensmittel besorgen, die noch am gleichen Tag in der Quantiusstraße landeten. „Das hat mich schon bewegt, zu sehen, wie man sich dann zum Beispiel über die Bananen gefreut hatte und darum bat, noch eine für den Freund mitnehmen zu können“, so Fenger. Auf deren Webseite – erreichbar über https://zosammestonn.de/so-kannst-du-helfen/patenschaft-kuchengroschen/ – kann man jedoch nicht nur das „lästige“ Kupfergeld über eine Spendenbox loswerden, an einer Plätzchen-Back-Kampagne teilnehmen oder die eigenen, überflüssig gewordenen Hamsterkäufe spenden, sondern inzwischen auch das tägliche Essen für rund 100 Obdachlose, die mittags die Quantiusstraße aufsuchen, sponsern.

Mit der „Küchengroschen“ genannten Aktion dürfte Fenger und Fandel ein Langfrist-Spendenprojekt gelungen sein, was bisher schon mehr als 60 Bonner dazu gebracht hat, für 36 Euro im Jahr eine Essenspatenschaft zu übernehmen. Als Dank und Anerkennung erhalten sie dafür ein kleines Kunstwerk, das in einer auf 200 Stück limitierten Auflage von Künstlern als Urkunde gestaltet wurde.

Den Anfang dazu machte der Bonner Maler und Illustrator Jan Künster, der als Unterstützer der Aktion einen seiner berühmt gewordenen Küchenclowns für die Aktion gezeichnet hat. Ein weiterer berühmter Künstler hat Fandel bereits sein Werk geschickt, was im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. „Ich hab ihn vor 25 Jahren einmal kennengelernt, aber nie für möglich gehalten, dass er tatsächlich mitmacht“, freut sich Fandel über den Erfolg der „Küchengroschen“.

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