Zugvögel kehren aus dem Süden zurück Kraniche über Bonn kündigen den nahenden Frühling an

Bonn · Die ersten Zugvögel des Jahres wurden am Bonner Himmel gesichtet. Die Kranichschwärme ziehen in ihren charakteristischen V-Formationen von ihrem Rastplatz in Frankreich in Richtung Norddeutschland und Skandinavien weiter.

Kraniche am Himmel in charakteristischer V-Formation.

Kraniche am Himmel in charakteristischer V-Formation.

Foto: picture-alliance / Eibner-Presse/Eibner-Pressefoto

Seit Beginn der Woche sind wieder vermehrt Kranichschwärme am Bonner Himmel zu beobachten. Es sind die ersten Zugvögel des Jahres in ihren auffallenden V-Formationen, die über die Eifel und das Ruhrgebiet in Richtung Norden weiterziehen. Das laute „Trompeten“ der Tiere lässt so manchen Bonner neugierig zum Himmel aufblicken.

„Besonders am späten Nachmittag oder in den frühen Abendstunden lohnt sich der Blick nach oben“, sagt Birgit Königs vom Naturschutzbund (Nabu). In den vergangenen Tagen seien bereits „Trupps von 200 bis 500 Tieren über Düsseldorf und über Bonn gesichtet“ worden.

Die Tiere verbringen die Wintermonate in südlicheren Regionen wie Südfrankreich, Portugal, der spanischen Extremadura oder dem nordafrikanischen Marokko. Aktuell kehren sie in ihre Brutgebiete in Norddeutschland, Skandinavien und dem Baltikum zurück. Von einem der größten Rastplätze, dem Lac du Der-Chantecoq in der französischen Region Champagne, fliegen die Kraniche in diesen Tagen über Nordrhein-Westfalen in Richtung Norden weiter.

An dem kleinen See in Ost-Frankreich machen dabei jedes Jahr bis zu 40.000 Vögel gleichzeitig Rast. Es ist ein beliebter Ort für Ornithologen und Vogel-Freunde aus aller Welt. In Deutschland finden sich die Kraniche anschließend in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern für die Brut ein. Die meisten aber ziehen in die skandinavischen Brutgebiete weiter, wie Birgit Königs erklärt.

Die Rückreise in ihre Brutgebiete sei für die Zugvögel immer auch ein Wettrennen um die besten Brutplätze, doch mögliche Wetterumschwünge oder Stürme bergen Gefahren für Frühstarter: „Wer als Erstes fliegt, hat einen Vorteil, aber geht das Risiko ein, von möglichem Frost überrascht zu werden“, so Königs.

So schön fliegen die Kraniche über Bonn und der Region
8 Bilder

So schön fliegen die Kraniche über Bonn und der Region

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Foto: Margret Ossadnik

Rund 250.000 Kraniche ziehen in diesem Jahr über Europa

Wie viele Kraniche pro Jahr über Europa hinwegziehen, sei dabei stark abhängig vom Bruterfolg des Vorjahres. Aktuell wird Birgit Königs zufolge von etwa 250.000 Tieren ausgegangen. „Der europäischen Kranichpopulation geht es auch aufgrund von Schutzmaßnahmen erfreulich gut. Die Größe der Population ist in den letzten Jahren angestiegen.“

Noch mindestens bis Anfang März werden deshalb immer wieder Kranichzüge in der Region zu beobachten sein. In den vergangenen Jahren ist es zudem verstärkt dazu gekommen, dass immer mehr Tiere aufgrund der milden Wetterbedingungen in Deutschland überwintern.

Dass aktuell besonders viele Tiere am Himmel zu sehen sind, sei auch auf das gute Wetter zurückzuführen: „Als Kurzstreckenzieher fliegen die Kraniche bereits bei Sonnenaufgang los. Da sie auf Sicht fliegen, bietet das momentane Hochdruckwetter mit der guten Thermik ideale Flugbedingungen“, so Königs.

Von freiliegenden Orten am Rhein kann man Kraniche beobachten

Um die imposanten Zugvögel zu beobachten, lohnt sich deshalb am Nachmittag der Blick von freiliegenden Orten am Rhein. Beispielsweise von den Rheinbrücken oder von einem Hügel in der Rheinaue aus. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,40 Metern und ihren trompetenhaften Rufen lassen sich die Kraniche gut von kleineren Gänsen unterscheiden, die zwar auch in Keilformation fliegen, dabei aber nicht gleiten und mit ihren schnatternden und quiekenden Lauten deutlich anders klingen als die Kraniche.

Bei den markanten V-Formationen am Himmel fliegen die erfahrensten Tiere an der Spitze und tauschen dabei regelmäßig ihre Formation. So geben die kräftigeren Tiere den dahinter fliegenden Familienverbünden Windschatten. Dabei fliegen die Kraniche die meiste Zeit im Gleitflug und lösen ihre Formation nur kurzfristig auf, um aufsteigende Thermiken und günstige Winde auszunutzen.

In der Regel fliegen die Kraniche einfach über Bonn hinweg, „Rast machen sie hier nur bei Schlechtwettereinbrüchen“, so Königs. Allerdings haben sich „in NRW in den letzten Jahren einige wenige Brutpaare angesiedelt, zum Beispiel im großen Torfmoor bei Minden.“ Wer das Glück haben sollte, Kraniche aus der Nähe zu beobachten, darf ihr blaugraues Gefieder und bei Altvögeln die rote Kappe auf dem Kopf bewundern. Aber Vorsicht: Die schreckhaften Tiere lassen sich bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr verscheuchen.

Für Vogel-Freunde lohnt sich ein Blick auf die Seite des Nabu, dieser informiert laufend zu den aktuellen Kranichzügen in Deutschland. Um Schutzmaßnahmen ergreifen und die Zugrouten möglichst präzise dokumentieren zu können, lädt der Nabu dazu ein, als „Kranichzähler“ aktiv zu werden und Kranichbeobachtungen auf der Website des Naturschutzbundes zu melden.

Haben Sie bereits Kranichzüge am Himmel in Bonn und der Region gesehen oder diese sogar fotografiert? Schicken Sie uns Ihre besten Kranichbilder an online@ga.de.

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