Welt-Parkinson-Tag Kreatives Schaffen gibt Halt in der Krankheit

BONN · Klaus Berschens ist ein spätberufener Künstler: Seit 14 Jahren fertigt er Skulpturen aus Eichenholz an. Damals war er 50 Jahre alt, und die Affinität zur Bildhauerei überraschte ihn selbst.

 Nach der Diagnose entdecken Parkinson-Patienten oft ihre kreative Seite. So zum Beispiel Sabine Breusch (von links) und Klaus Berschens. Die Ausstellung ihrer Werke wurde vom Mediziner Ullrich Wüllner und Peter Schmitz von der Parkinson Selbsthilfegruppe Bonn organisiert.

Nach der Diagnose entdecken Parkinson-Patienten oft ihre kreative Seite. So zum Beispiel Sabine Breusch (von links) und Klaus Berschens. Die Ausstellung ihrer Werke wurde vom Mediziner Ullrich Wüllner und Peter Schmitz von der Parkinson Selbsthilfegruppe Bonn organisiert.

Foto: Knopp

Kurz zuvor hatte er erfahren, dass er an Parkinson leidet. "Mich hat die Erkrankung da hingeführt", erläutert er.

Eichenholz sei für Bildhauer das perfekte Material, ist er überzeugt. "Es geht aber auch um die inneren Werte: Unvergänglichkeit, Beständigkeit, Dichte und Verbindlichkeit." Am vergangenen Samstag stellte er einige seiner Werke im "center of advanced european studies and research", kurz caesar, in der Rheinaue aus.

Dort organisierten die Klinik für Neurologie des Uniklinikums Bonn, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und die Deutsche Parkinson Vereinigung anlässlich des Welt-Parkinson-Tages, der seit 1997 am 11. April begangen wird, ein Treffen zum Thema "Leben mit Parkinson - eine Kunst" unter anderem mit Vorträgen, Gedichten und Ausstellungen.

Dabei erfuhren die Besucher einiges über die richtige Ernährung für Parkinson-Patienten und über den Wert von Bewegung. "Körperliche Betätigung ist neben medikamentöser Behandlung die zweitwichtigste Therapie", sagte Peter Schmitz, Regionalleiter der Parkinson Selbsthilfegruppe Bonn, der vor zehn Jahren die Diagnose erhielt.

"Man kann an Leuten erkennen, ob sie Sport treiben oder nicht." In den vergangenen Jahrzehnten habe die Parkinson-Forschung große Sprünge gemacht, sagte der Neurologe Ullrich Wüllner vom Uniklinikum. "Lange hat man nur auf die toten Zellen geguckt." Jetzt lege man den Fokus wieder auf die Synapsen und strebe an, an diesen Kontaktstellen der Nervenzellen die durch die Erkrankung ausgelösten Funktionsstörungen wieder- herzustellen.

Auch die Epigenetik-Forschung spiele dabei eine wichtige Rolle: Sie befasst sich mit Modifikatoren der DNA und sucht nach Einflüssen auf verschiedene Erkrankungen wie Parkinson. In den nächsten fünf bis zehn Jahren, prognostizierte Wüllner, werde die Forschung darin große Sprünge machen. Der kreative Aspekt stand bei der Veranstaltung aber im Vordergrund. "Wir haben festgestellt, dass Leute, die Parkinson haben, musisch und künstlerisch dazugewinnen", sagte Schmitz. "Da kommt irgendetwas heraus, das bisher versteckt war."

Das hatte auch die Bonner Malerin Sabine Breusch erfahren, die farbenfrohen Werke mit teils figürlichen, teils abstrakten Motiven ausstellte. "Am Anfang war ich ziemlich niedergeschmettert von der Diagnose", sagte sie. Die erhielt sie 2008; danach fand sie schnell zur Malerei als Mittel zum Umgang mit der Krankheit. "Ich male in der Woche ein bis zwei Bilder. Das ist meine Welt." Klaus Berschens sieht das ähnlich. "Ich mache nichts anderes", sagte der Künstler aus Kircheib im Westerwald. "Ich weiß nicht, ob ich ohne das heute in diesem Zustand wäre. Es gibt viele Tage, an denen ich glücklich bin - trotz Parkinson."

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