Oxford-Woche in Bonn Kritik an der Sparpolitik des Rates

BONN · Die Sparwut der Stadt Bonn hat auch die Städtepartnerschaft mit Oxford erreicht. Die besteht seit 68 Jahren, aber für die Zukunft befürchtet Bezirksbürgermeister Helmut Kollig das Schlimmste.

 Bewegter Gruß aus der Partnerstadt: Die Oxford City Morris Men beim Stocktanz.

Bewegter Gruß aus der Partnerstadt: Die Oxford City Morris Men beim Stocktanz.

Foto: Stefan Knopp

Bei der Eröffnung des Bürgerfests anlässlich der Oxford-Woche richtete er am Samstag das Wort deshalb direkt an den Stadtrat: "Diese Partnerschaft kann nur erhalten werden, wenn auch die nötigen Mittel dafür bereitstehen. Und ich kann nicht verstehen, dass der jetzige Rat in seiner Mehrheit beschlossen hat, dass die Zuschüsse für diese Art von Partnerschaften in fünf Jahren total gestrichen sein werden." Symbolisch hielt er einen kleinen Geldbeutel mit dem Muster der britischen Flagge in die Luft. "Wenn in diesem kleinen englischen Portemonnaie kein Cent, kein Pfund mehr drin ist, dann sind wir total auf uns alleine gestellt, und dazu darf es nicht kommen."

Diese unerfreulichen Aussichten trübten aber nicht die gute Stimmung auf dem Platz. Auf der Bühne vor dem Alten Rathaus präsentierten sich Bonner und Oxforder Tanz- und Musikgruppen: Die Brückenberger Trachtengruppe tanzte mit ihrem Partnerverein, den Oxford City Morris Men, die OssiJAZZky Bigband des Carl-von-Ossietzky-Gymnsiums und der East Oxford Community Choir spielten und sangen ebenfalls gemeinsam. Mit dem Tanztrio Beat Street und dem Lunas Dance Project waren auch zwei junge Gruppen zu sehen, die noch keinen Partnerverein in Bonn haben.

An einigen Ständen stellten sich unter anderem der Oxford Club Bonn, der Landschaftsverband Rheinland und die Deutsche Tolkien-Gesellschaft vor. Kinder konnten sich am Stand der Bezirksvertretung Bonn schminken lassen und an einer Schatzsuche teilnehmen. Zudem standen zwei Leiterwagen auf dem Marktplatz: Die Bonner Feuerwehr pflegt eine Partnerschaft mit der aus Oxford.

"Die Leute sind sehr freundlich hier", sagte Ellie Aldegheri von den Lunas. Sie sei herzlich empfangen worden. "Die Freundschaft zwischen diesen beiden Städten ist eine sehr bereichernde Erfahrung. Und es ist schön zu sehen, wie die Menschen in Bonn das genießen." Die Verbindung zwischen beiden Städten war auch Marc Lygo wichtig. Der Oxforder Stadtverordnete hatte im Lauf der letzten Tage auch Gemeinsamkeiten in der Stadtentwicklung festgestellt. "Bonn muss wachsen." Die Möglichkeiten dazu seien aber begrenzt - eine ähnliche Situation gebe es auch in Oxford.

Er hatte seine elfjährige Tochter Emily mitgebracht. Sie hatte vor allem die Schiffstour auf dem Rhein, die ebenfalls zum Besuchsprogramm gehörte, und den Besuch des Drachenfelses genossen. Nach dem Bürgerfest besuchten sie und ihr Vater in Köln das Schokoladenmuseum - ein Geschenk zu ihrem zwölften Geburtstag, den sie in dieser Woche feiert. Außerdem standen auf dem Programm am Donnerstag eine Führung auf dem Weg der Demokratie und am Freitag ein Seminar zum Thema Stadtentwicklung, bei dem sich die Teilnehmer unter anderem mit den Projekten "Soziale Stadt Tannenbusch" und "West-End" in Endenich befassten.

Die rund 100 Besucher aus England, angeführt von dem erst letzte Woche gewählten Lord Mayor Rae Humberstone und seiner Frau Beverley, wurden am Mittwoch im Oxford-Club Bonn empfangen, der die Städtepartnerschaft seit 1971 fördert. Für eine Mitgliedschaft in diesem Club warb auch Humberstone in seiner Ansprache. Das sei kein Exklusivclub: "Diese Städtepartnerschaft ist wirklich für alle da. Es geht nicht nur um den Besuch in einer anderen Stadt, sondern auch um die Möglichkeit, neue Freunde zu finden in einem anderen Land."

Die Städtepartnerschaft

Die Verbindung zwischen den beiden Universitätsstädten Bonn und Oxford entstand 1947 - sie ist damit eine der ältesten deutsch-britischen Städtepartnerschaften. Treibende Kräfte waren damals der Bonner Oberbürgermeister Eduard Spoelgen und der Stadtkommandant Oberst Edward Brown als Vertreter der britischen Militärregierung in Bonn.

Daraus entwickelte sich eine stabile Freundschaft, die seit 1971 vom Oxford Club Bonn gefördert wird. Bonner und Oxforder Vereine sind ebenfalls Partnerschaften eingegangen, es gibt regelmäßige Besuche in beide Richtungen und Schulaustauschprogramme. Seit der Gebietsreform im Jahr 1969 ist die Partnerschaft dem Stadtbezirk Bonn zugeordnet.

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