Reaktionen aus der Politik Kritik an schneller Absage zum kostenlosen Nahverkehr in Bonn

Bonn · SPD und Grüne kritisieren die Bonner Zurückhaltung gegenüber dem kostenlosen Nahverkehr. Dem Oberbürgermeister fehle der Mut zu großen Lösungen.

Am Tag nach dem ersten Treffen der fünf zur Luftverbesserung auserkorenen Modellstädte im Bundesumweltministerium regte sich Kritik an ihrer Haltung zum kostenlosen Personennahverkehr. Wie berichtet, hatte ihn die Bundesregierung für einen Testlauf in einer oder mehreren der Modellstädte ins Spiel gebracht. Allerdings griff dort bislang niemand nach dieser Möglichkeit. Auch in Bonn, das zu den fünf Probekommunen gehört, hält Oberbürgermeister Ashok Sridharan die Einführung aus mehreren Gründen für unrealistisch. So verweist er auf das Verbundsystem und erforderliche Investitionen als Voraussetzung.

Das sieht die SPD-Ratsfraktion zwar ähnlich, hätte sich aber etwas mehr Engagement gewünscht, um das scheinbar Unmögliche doch möglich zu machen. „Mit Hilfe des Bundes wären erste Schritte in Richtung eines ticketlosen ÖPNV möglich. Daher kritisieren wir eine solch umfassende Ablehnung und wünschen uns, dass der Oberbürgermeister mehr Mut zu großen Lösungen hat, statt in kleinen Schritten zu verharren. Wir sind nun gespannt, welche Maßnahmen von der Verwaltung kommen, die Luftreinhaltung in Bonn langfristig zu verbessern“, sagt Angelika Esch, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion und Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke Bonn.

Dietmar Tendler, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, ergänzt: „Schon heute ist unsere Verkehrsinfrastruktur überlastet. Der Ausbau des ÖPNV ist dringend notwendig und geboten – auch wenn Bonn/Rhein-Sieg keine Modellregion wäre. Als Modellregion könnte man aber mit wesentlich höheren Bundesmitteln für den Ausbau rechnen. Sridharan schwächt mit seiner voreiligen Absage die gesamte Region und sorgt dafür, dass unsere Region leer ausgeht“. Sridharans Absage zeige, „dass er gar kein Interesse daran hat, den ÖPNV zu stärken“.

Auch die Grünen in Bonn und dem Umland kritisieren die zurückhaltende Position des Bonner Oberbürgermeisters. So erklären Ingo Steiner für die Kreistags- und Rolf Beu für die Ratsfraktion: „Es überrascht, dass der Bonner Oberbürgermeister für die Bundesregierung die Rolle rückwärts macht, statt im Interesse der Region hier insbesondere für den ÖPNV mehr rauszuholen. Die Tatsache, dass der ÖPNV in der Region so teuer ist, liegt ja vor allem an den deutlich geringeren Zuschüssen, die der NVR und VRS bekommt – insbesondere im Vergleich mit Bayern. Beu: „Die Bedenkenträger haben die Oberhand gewonnen“.

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