Fishbowl-Diskussion im Bonner Museum Koenig Im Spannungsbogen von Klimakrise und Artenschutz

Bonn · Wie lassen sich Klimaprobleme lösen mit einem Hand in Hand gehenden Artenschutz. Damit beschäftigte sich eine konstruktive und spannende Diskussionsrunde im Museum Koenig. Nach dem Fishbowl-Prinzip.

Nikolaus Froitzheim, Professor an der Uni Bonn, führte durch den Diskussionsabend im Museum Koenig.

Nikolaus Froitzheim, Professor an der Uni Bonn, führte durch den Diskussionsabend im Museum Koenig.

Foto: Sebastian Flick

In Zeiten der Klimakrise wird der Verlust der Artenvielfalt kaum wahrgenommen, ist aber nicht weniger dramatisch. Wie geht man mit dieser Situation um? „Klimaschutz und Artenschutz müssen in einem Atemzug gedacht werden“, betonte Bernhard Misof, Direktor des Museums Koenig, beim Diskussionsabend „Klima- und Biodiversitätsschutz lokal gedacht“ im Museum Koenig.

Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) hatte mit Jan Burck von Germanwatch, Monika Hachtel vom Nabu Bonn, Landwirt Bernd Schmitz, Lukas Falkner (Bonn4Future) und Caroline Tiefenbach (Students4Future) spannende Gäste eingeladen.

Das Thema wurde in einer sogenannten Fishbowl-Diskussion angegangen: Dabei eröffnen die im Innenkreis sitzenden Teilnehmer die Diskussion, während die in den Außenkreisen sitzenden Zuschauer später in die Diskussion eingreifen können, indem sie den Platz eines Teilnehmers im Innenkreis einnehmen. „Wir erwarten ein dynamisches Mitmachereignis“, sagte Moderator Nikolaus Froitzheim, der sowohl Professor an der Uni Bonn als auch Mitglied bei Extinction Rebellion ist.

Zahlreiche Besucher, unter ihnen viele Klimaaktivisten, nutzten diese Option und beteiligten sich rege. Einig war man sich, dass Klima- und Biodiversitätsschutz voneinander profitieren müssen. „Im Ergebnis müssen wir das zusammendenken“, betonte Tiefenbach. Bei einer Bestandsaufnahme der Vogelarten in Dottendorf hat der Vergleich von Kartierungen aus den Jahren 1969 und 2019 gezeigt, dass heute zahlreiche der am Anfang noch in Dottendorf beheimateten Vogelarten verschwunden sind, berichtete ein Besucher.

Doch nicht nur die Klimakrise ist ein großes Problem für die Artenvielfalt: Auf den Verlust von Lebensräumen durch Bebauung von Brachflächen machte Hartel aufmerksam. Zu Nutzungskonflikten komme es, wenn Windkrafträder zur Förderung alternativer Energien mancherorts, wie zum Beispiel in Vogelschutzgebieten, die Artenvielfalt gefährden. „Wir Naturschützer sind keine Verweigerer des Klimaschutzes. Wir müssen aber das schützen, was uns wichtig ist. Der Artenschutz kann nicht durch Klimaschutz ausgehobelt werden“, sagte Hartel und wünschte sich, dass Alternativen wie Solarenergie auf Hausdächern stärker in den Fokus gerückt werden.

Kritik an SUVs

„Wir müssen Strukturen so verändern, dass es leichter wird, sich nachhaltig zu verhalten. Stattdessen intensivieren wir das Problem: 80 Prozent aller SUVs kommen über Dienstwagen-Subventionen auf den Markt. Wir subventionieren diese Monster mit unseren Steuergeldern“, stellte Burck fest.

Bernd Schmitz stellte das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft als Lösungsansatz vor, bei dem Verbraucher auf lokaler Ebene mit einem oder mehreren Partner-Landwirten kooperieren. Die Verbraucher geben eine Abnahmegarantie für Produkte und können im Gegenzug auf verschiedene Weise in die Produktion oder den Betrieb einbezogen werden.

Klimaschutz ist immer noch ein Randthema. Doch Initiativen wie Bonn4Future oder Students4Future sind wichtige Bewegungen, um es an die breite Masse heranzutragen, stellte die Gesprächsrunde fest. Mehrere Besucher, die sich an der Gesprächsrunde beteiligten, sprachen sich dafür aus, das Ziel des Klimaschutzes über das des Wirtschaftswachstums zu stellen. „Warum ist es leichter, sich ein Ende der Welt als ein Ende des Kapitalismus vorzustellen?“, fragte eine Besucherin.

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