Sperrmüllaktion "bonnorange" Kühlschränke im Sperrmüll gefährden Mensch und Umwelt

BONN · Mitarbeiter von Stadt und "bonnorange" informieren Anwohner über Sperrmüll-Gefahren. Wer bei der Müllentsorgung andere gefährdet, muss bis zum 5000 Euro zahlen.

 Harald Borchert, Olaf Schmitz und Andreas Jambor kontrollieren in der Maxstraße. Hier wurden nicht nur Kühlschränke entsorgt.

Harald Borchert, Olaf Schmitz und Andreas Jambor kontrollieren in der Maxstraße. Hier wurden nicht nur Kühlschränke entsorgt.

Foto: Horst Müller

Der Mann, der neben einem riesigen Berg Sperrmüll auch zwei Kühlschränke an die Maxstraße gestellt hat, ist sich keiner Schuld bewusst. Er wollte nur mal sehen, was die weißen Lieferwagen, die seit dem Nachmittag durch die Altstadt kreisen, so mitnehmen.

"Die Kühlschränke stelle ich nachher wieder rein", verspricht er den Mitarbeitern von Stadtordnungsdienst und "bonnorange", die die Anwohner bei einer gemeinsamen Aktion informieren. Was der Mann nicht wusste: Die Schrottsammler haben bei seinen Kühlschränken bereits die Kompressoren ausgebaut, die sich für ein paar Euro verkaufen lassen, und dabei ist umweltschädliches FCKW ausgetreten. Alte Elektrogeräte gehören deshalb nicht in den Sperrmüll, sie werden von "bonnorange" kostenlos abgeholt und fachgerecht entsorgt.

Jedes der drei Teams, die an diesem Tag unterwegs sind, wird schon nach wenigen Metern fündig. Mal sind es haufenweise Altkleider, mal Altpapier und Kartons, mal Säcke mit Laub, die am Straßenrand liegen. "Beim Sperrmüll werden sehr viele Abfälle und auch Wertstoffe einfach dazugestellt", sagt bonnorange-Chef Olaf Schmidt.

Von den rund 12.000 Tonnen Sperrmüll im Jahr sind 25 Prozent Abfälle, die eigentlich anders entsorgt werden müssten. Bei der Kontrolle in der Altstadt am Mittwochabend lag der Anteil sogar noch deutlich höher. "Das verursacht zusätzliche Kosten", betont Schmidt. Insgesamt wird der Sperrmüll immer mehr zur Entsorgung von Restmüll genutzt, so die Beobachtung der bonnorange-Mitarbeiter. Die vielen zerfledderten Tüten und über die Straße verteilten Kleinteile anschließend einzusammeln, ist aufwendiger.

Die Müllsünder dingfest zu machen, ist nicht einfach, obwohl manche mit ihren persönlichen Daten erstaunlich offen umgehen. Den Kontrolleuren flattert aus dem Altpapier sogar eine Krankmeldung samt Adresse entgegen. Eindeutig lassen sich die Verursacher trotzdem oft nicht feststellen. "Wir hatten in diesem Jahr bisher nur zwei wasserdichte Bußgeldverfahren", berichtet Harald Borchert, Abteilungsleiter beim Stadtordnungsdienst. Wer bei der Müllentsorgung andere gefährdet, muss bis zum 5000 Euro zahlen.

Bei der Stadt gehen mindestens 20 Beschwerdeanrufe pro Sperrmülltag ein. Ein Gemüsehändler aus der Altstadt betrachtet das Treiben auf der Straße kopfschüttelnd: "Wir stellen alles ordentlich hin und dann kommen diese fremden Autos und bringen alles durcheinander." Bonnorange-Miarbeiter haben beobachtet, dass sich die Sperrmüll-Profis per Handy absprechen und gleich mehrere Transporter zur Stelle sind, sobald etwas interessant zu werden scheint.

Bei der Sperrmüllaktion wollen Stadt und Abfallbetrieb die Anwohner informieren. Es sind auch zweisprachige Mitarbeiter dabei, die auf türkisch und arabisch erklären können, wie Abfall richtig entsorgt wird. Der Müll auf der Straße ist nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich für Mensch und Umwelt. Immer wieder stoßen die Teams auf Kanister und Flaschen unbekannten Inhalts, finden Lacke und Lösungsmittel. Insgesamt sind sie zufrieden mit der Aktion. Sie konnten viele Altstadt-Bewohner ansprechen, bei der nächsten Kontrollrunde war der Müll sortiert und weggeräumt.

Diskutieren Sie mit!

Hauptargument für die festen Sperrmülltermine war in Bonn immer, dass sich dort jeder mit brauchbaren Gegenständen eindecken kann, was nicht nur sozial, sondern auch nachhaltig ist. Gleichzeitig gibt es aber auch viel Ärger und Beschwerden rund um den Sperrmüll. Bonnorange verschickt deshalb Anfang Dezember mit den Abfallplanern für das kommende Jahr auch den Hinweis auf eine Bürgerbefragung. Die Bonner sollen sagen, ob sie die bisherige Praxis mit turnusmäßigen Abholterminen beibehalten möchten oder lieber "Sperrmüll auf Abruf" mit individuellen Terminen hätten. Welches Verfahren halten Sie für sinnvoll?

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