Tag der Menschenrechte Künstler zeigt Installation gegen Gewalt an Frauen in Bonn

Bonn · Der Aktionskünstler Dennis Josef Meseg hat am Samstag seine bekannten Kunst-Installation „Broken/(Un)Broken“, die ein Zeichen gegen die sexualisierte Gewalt gegen Frauen setzen soll, in Bonn auf dem Platz der Vereinten Nationen am UN-Campus präsentiert.

 Die Kunst-Installation Broken/Unbroken, die ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Kindern setzen soll, hat sich seit ihrer ersten Tour durch Deutschland verändert.

Die Kunst-Installation Broken/Unbroken, die ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Kindern setzen soll, hat sich seit ihrer ersten Tour durch Deutschland verändert.

Foto: Jan-Oliver Nickel

Frauenrechte sind Menschenrechte. Zum Abschluss der Orange Days, einer 16-tägigen UN-Kampagne gegen die Gewalt an Frauen, kehrt der Aktionskünstler Dennis Josef Meseg am 10. Dezember mit seiner Kunst-Installation „Broken/Unbroken“, die ein Zeichen gegen die sexualisierte Gewalt gegen Frauen setzen soll, nach Bonn zurück. Dass dies am offiziellen Tag der Menschenrechte ausgerechnet auf dem Platz der Vereinten Nationen der Fall ist, sei ihm wichtig. Dabei hat die Installation aus 222 mit Flatterband bedeckten Frauen-Schaufensterpuppen einen langen und kontroversen Weg hinter sich.

Die Armee aus orangenen Schaufensterpuppen sticht im tristen Dezembergrau bereits von weitem ins Auge. Ein naher Hotelgast denkt zuerst an Warnwesten, doch bei genauer Betrachtung zeigt sich die wahre Intention der Installation.

Ihr Schöpfer, Dennis Josef Meseg, sieht seine Ausstellung als eine „homogene Masse aus 222 Frauenfiguren, die durch das Flatterband eine Art neutrale Maske tragen.“ Diese optische Einheit habe er wegen der statistischen Darstellung gewählt, mit der man Frauen liste, die Opfer sexueller Gewalt werden. Doch nicht alle von ihnen bleiben anonym, denn im Rahmen von früheren Ausstellungen verewigten sich bereits Opfer sexueller Gewalt selbst mit ihren Namen und Botschaften auf den einzelnen Figuren.

Dadurch könnten Frauen „aus dieser Anonymität heraustreten und dann ein Gesicht bekommen“, erklärt Meseg die Methodik in seiner Dokumentation „A Broken Movie“, auf Youtube.

Die Schattenseiten der Kunst

Dass es diese Dokumentation des Fotografen Heiko Heinen gibt, hängt mit den Schattenseiten der Ausstellung zusammen. Bereits 2020 gingen die Schaufensterpuppen auf Deutschland-Reise. Während Stationen wie auf dem Bonner Münsterplatz ruhig verliefen, entbrannte am letzten Tag auf dem Potsdamer Platz in Berlin ein Konflikt.

Aktivistinnen hätten die Möglichkeit genutzt und mit Edding „Sprüche auf die Figuren geschrieben, die speziell gegen mich als Künstler gerichtet waren“, so Meseg. Neben Sprüchen wie „wir sind nicht dein Profit“, sei angemerkt worden, dass eine Frau keinen Mann bräuchte, der ihr sage, wie sie ihre Wunden zu bearbeiten habe. Letzteres bezog sich auf Schriftzüge auf den Schaufensterpuppen, wie etwa „it’s not your fault“ oder „Injustice“, die Missstände aufzeigen sollten.

Laut eigener Aussage habe Meseg mit seiner Installation nie Profit gemacht, doch die Kritiker konnte dies nicht beschwichtigen. So wurde seine Qualifikation hinterfragt, sich mit dem Thema sexueller Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen zu können. „Warum gibt die Gleichstellungsstelle aus dem Rhein-Sieg-Kreis einem Mann diesen Auftrag?“, sei einer der Vorwürfe gewesen.

Tragische Vergangenheit

Ein berechtigter Einwand? Mesegs Motivation komme daher, dass er selbst als Kind von einem Mann und später von einer Frau sexuell missbraucht worden sei. „Ich wurde als Kind nicht gesehen, es hat niemanden interessiert, was mir widerfahren ist und deswegen ist die Installation auch so dermaßen laut und auffällig geworden“, erklärt der Künstler.

Sollten Männer nicht das Recht haben, sexualisierte Gewalt gegen Frauen anzuprangern? Eine Frau auf dem Platz der Vereinten Nationen, die das Thema verfolgt hat, ist anderer Meinung. „Jeder sollte sich dafür einsetzen. Ein Shitstorm ist eher kontraproduktiv, weil dann Leute davor zurückschrecken, sich zu engagieren.“

Durch die Proteste im Iran bleibt die Frage nach „richtiger“ Solidarität aktuell wie kontrovers. So sind die Protestplakate nun auch ein fester Bestandteil der Kunst-Installation. Denn jede Frau sollte gehört werden.

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