Zu viele Worte statt Taten GOP-Auftritt im Bonner Kulturgarten überzeugt nicht
Bonn · Nach dem Auftritt beim KunstRasen wagte sich das GOP ein zweites Mal auf eine Freilichtbühne. Im Bonner Kulturgarten setzte das Ensemble allerdings die falschen Akzente – zu viel Comedy, zu wenig Artistik.
Varieté unter freiem Himmel – das wollte das GOP Theater Bonn einfach noch einmal ausprobieren. Immerhin muss auch dieses Haus angesichts der durch Corona herbeigeführten Veränderungen im Publikumsverhalten nach neuen Wegen suchen, um seine Shows zu präsentieren. Warum also nicht im Kulturgarten, vor immerhin 1000 Menschen und damit vor beinahe fünfmal so vielen wie bei einer derzeit regulären Vorstellung?
Am Mittwoch wagte das GOP somit erneut das Experiment, nachdem es im Jahr zuvor beim KunstRasen dank der zotigen Sprüche von Moderator Roberto Capitoni ausgebuht worden war. Das geschah diesmal nicht. Immerhin. Doch überzeugen konnte das kurzfristig zusammengestückelte Programm ebenfalls nicht. Dafür gab es eindeutig zu wenig zu sehen. Und zu viel zu hören.
Natürlich war es schwer, auf einer fremden Bühne große Luftnummern oder andere spektakuläre Akrobatik zu präsentieren, die große Aufbauten und ein ganz besonderes Sicherheitskonzept erfordern. Und die Abwesenheit des kanadischen Star-Clowns Anthony Venisse, der zu den Lieblingen der aktuellen Produktion „Beethovens verschollenes Werk“ zählt, machte es auch nicht leichter, eine starke Show zusammenzubauen.
Dennoch beharrte das GOP darauf, zumindest eine skelettierte Fassung des Beethoven-Programms zu zeigen – und das bedeutete zwangsläufig, dass Regisseur und Darsteller Markus Pabst mit seinen bemühten Wortspielereien, Palindromen und anderen Sprachverenkungen noch mehr Platz einnahm als sonst. Bei so manchen konstruierten Pointen, die Pabst und leider mitunter auch der schrille Pianist Jack Woodhead ausstießen, konnte das Publikum nur gequält aufstöhnen, war es doch eigentlich wegen etwas anderem gekommen. Nämlich wegen exzellenter Artistik. Und nicht wegen schlechter Komik.
Die war auch durchaus vorhanden, allerdings nicht immer gut wahrzunehmen. Jonglage-Darbietungen bedürfen nun einmal einer gewissen Nähe, um sie vollumfänglich würdigen zu können, was aber im weitläufigen Kulturgarten schwierig war. Zumindest die hinteren Reihen mussten sich mitunter anstrengen, um dem Geschehen auf der Bühne folgen zu können. Immerhin konnten sie aber zumindest ein paar Nummern bewundern, die sich in der Höhe abspielten, darunter einen starken Pole-Duo-Act.
Ergänzt hat das GOP dies durch ein paar Gastauftritte befreundeter Künstler, wobei vor allem der energiegeladene Auftritt des Diabolo-Duos One Line zu begeistern verstand. Diese Momente entschädigten für vieles, und so jubelte die Menge denn auch den Artisten ausgelassen zu, obwohl die Bedingungen vielleicht nicht optimal waren. Gute Kunst funktioniert eben überall. Sie sollte nur möglichst nicht tot geredet werden.