Telefondienst des Kinderschutzbundes Kummer-Nummer in Bonn sucht Mitarbeiter

Bonn · Der Telefondienst des Kinderschutzbundes in Bonn sucht neue ehrenamtliche Mitarbeiter und bietet einen Kurs an. Die Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche sieht vor allem Mobbing als ein großes Problem.

Suchen Verstärkung: Angela Ehlert (links) und Regina Kirchner-Bierschenk sind feste Größen am Kinder- und Jugendtelefon.

Suchen Verstärkung: Angela Ehlert (links) und Regina Kirchner-Bierschenk sind feste Größen am Kinder- und Jugendtelefon.

Foto: Benjamin Westhoff

Egal ob Streit im Freundeskreis, Mobbing oder Probleme mit der Liebe – das Kinder- und Jugendtelefon des Deutschen Kinderschutzbundes leiht jungen Menschen in Bonn seit 37 Jahren ein Ohr. In den letzten Jahren ist die Belegschaft jedoch stark geschrumpft. Um den Erhalt des anonymen Beratungsangebots aufrechterhalten zu können, startet der Bonner Ortsverband des Kinderschutzbundes nach den Sommerferien deshalb eine neue Ausbildungsgruppe für das anspruchsvolle Ehrenamt.

„Der Kurs dauert insgesamt 90 Stunden, wobei sich die Unterrichtseinheiten über mehrere Wochen verteilen“, sagt Angela Ehlert, Geschäftsführerin der Ortsgruppe. „Wir bieten eine qualitativ hochwertige Vorbereitung auf alle Themen, die für die Ehrenamtlichen im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit relevant sind.“

Dazu gehören zum Beispiel Themenschwerpunkte wie Sexualität, Psychosoziale Probleme, Partnerschaft und Liebe sowie Probleme in der Familie. „Interessierte Bewerber sollten sich in die Schwierigkeiten von Heranwachsenden hineinversetzen können und mitfühlend, aber nicht mitleidend sein.“

Scherzanrufe an der Tagesordnung

Ebenso sollten zukünftige Ehrenamtler Humor und starke Nerven besitzen, vor allem wegen der großen Anzahl an Scherzanrufen, die fast täglich bei der Notfallhotline eingehen. „Im vergangenen Jahr wurden von unserem Team insgesamt 2247 Anrufe entgegengenommen“, erzählt Jugendtelefon-Mitarbeiterin Regina Kirchner-Bierschenk. „Dazu zählen auch über 1000 Anrufe, die wir in unserer Statistik als 'alternative Kontaktversuche' führen.“

Darunter fallen auch die genannten Scherzanrufe, bei denen sich die Jugendlichen hin und wieder aus Langeweile oder Neugier einen Spaß erlauben. „Mit etwas Witz kann man diese Anrufe aber auch in produktive Gespräche umwandeln und dabei herausfinden, was die Anrufer gerade bewegt.“

Natürlich liege der Schwerpunkt aber auf ernstzunehmenden Telefonberatungen, so Ehlert und Kirchner-Bierschenk. So wurden im vergangenen Jahr 429 Beratungen durchgeführt, bei denen die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Telefondienstes zusammen mit den Anrufern nach Lösungen gesucht oder sie an andere Beratungsstellen weitervermittelt haben.

Mobbing in sozialen Medien immer größeres Problem

„Neben klassischen Problemstellungen, wie zum Beispiel Sexualität, ist Mobbing in Verbindung mit sozialen Netzwerken ein immer größer werdendes Problem“, sagt Angela Ehlert. „Durch das Internet ist die Hemmschwelle niedriger geworden. Ausgrenzung, die dort beginnt, führt sich dann im realen Leben oft weiter.“

Im Zeitalter der Digitalisierung sei es daher wichtig, personell aufzustocken. „Wir suchen 15 ehrenamtliche Mitarbeiter, die zweimal im Monat für je zwei Stunden unsere Telefone besetzen“, sagt Ehlert. „Zurzeit sind wir zu acht, in den letzten Jahren gab es reichlich Fluktuation, beispielsweise aufgrund von Umzügen.“

Für interessierte Bewerber bietet der Kinderschutzbund am 7. Juni ab 18 Uhr eine Infoveranstaltung in der Geschäftsstelle, Irmintrudisstraße, an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort